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AC ANGRY TitleAn einem heißen Donnerstag bat sich mir die Gelegenheit, endlich das lang gewünschte Interview mit den netten Jungs von AC ANGRY zu führen. Nach ihrem Auftritt mit ANVIL im Kleinen Klub waren die Jungs entspannt und redefreudig, so dass mich Sänger und Gitarrist Alan in ihre Garderobe führte, um den neuesten Stand der Dinge kundzutun. Nach und nach gesellte sich auch der Rest der Band und Crew zu dem sehr angenehmen und informativen Gespäch.

Jochen: AC ANGRY, zuerst einmal Herzlichen Glückwunsch zum neuen Deal mit DUST ON THE TRACKS RECORDS, freut mich sehr.
Ich habe euch ja schon länger nicht mehr gesehen; seid ihr mit dem jetzigen Line-Up zufrieden, habt ihr euch gut aufeinander eingespielt? Immerhin habt ihr ja jetzt schon ein paar gemeinsame Touren hinter euch.

Alan: Vielen Dank, wir sind sehr zufrieden mit dem Line-Up, es passt alles, und wir hoffen, dass es so bleibt. Dennis und Sascha passen musikalisch und menschlich super zu uns, es hat von Anfang an gefunzt, wir sind ein starker Trupp.

Jochen: Ihr wart ja schon mit GRAVE DIGGER, WARRIOR SOUL, MSG, SAXON, jetzt mit ANVIL und später noch mit OHRENFEINDT auf Tour. Wie läuft die Mini-Tour mit ANVIL, hat sich im Laufe der Zeit was geändert, oder ist mittlerweile alles Routine geworden?

Alan: Wir haben ja jetzt quasi 4 Tourneen innerhalb von weniger als 12 Monaten gemacht, da ist man gut eingespielt. Gerade die SAXON-Tour hat uns unheimlich nach vorne gebracht. Wir haben als Main Support immer vor bis zu 1000 Leuten gespielt, das prägt dich als Band und gibt dir eine Menge Routine. Seit SAXON waren das bis heute immerhin 21 Termine in 2 Monaten.

Jochen: Da bleibt ja nicht mehr viel Zeit für andere Dinge. Lässt sich das denn mit eurem sonstigen Lebenslauf gut organisieren? Immerhin investiert ihr ja nach wie vor viel Zeit und Geld in die Band...

Alan: Wir werden zum Glück von der Wacken Foundation gefördert, da können wir solche Tourneen auch mit finanzieren, das war anfangs eben nicht so. Klar muss man zeitmäßig Abstriche machen, aber beruflich ist das kein Problem, ich bin selbstständig, Dennis ist noch Student, Stefan hat seine Musikschule, und Sascha ist eh immer musikalisch unterwegs. Anders würde das auch schwierig zu organisieren sein, aber wir haben uns das vorgenommen, unsere musikalischen Erfahrungen mit TALETELLERS weiter auszubauen und dieses Ding durchzuziehen, und bisher läuft es auch wirklich gut.

Jochen: Prima Überleitung, ihr habt euren Namen vor wenigen Jahren in AC ANGRY geändert, da TALETELLERS dem Motto und der Musik der Band nicht mehr entsprochen hat.

Alan: Genau, wir wollten einfach was Passenderes finden, mit dem wir unsere Musik besser identifizieren können. Aus einer langen Liste haben wir dann AC ANGRY gewählt, da es griffiger klingt, man kann sich darunter zum Beispiel einen Ami-Schlitten vorstellen, es passt einfach viel besser zur Musik.

Jochen: Aber es hat euch nicht zurückgeworfen, dass ihr also als AC ANGRY wieder ganz von vorne anfangen musstet?

Alan: Bisher hat sich keiner über den Namen beschwert, es wussten viele, dass wir vorher als TALETELLERS unterwegs waren, von daher war es bestimmt keine negative Erfahrung. Der Namenswechsel war schon eine Art Neubeginn für uns, nur ging diesmal alles schneller wegen der Erfahrungen, und so sind wir direkt wieder voll im Rennen und brauchen nicht zurück zu schauen.

Jochen: Die EP „Booze Horse" ist ja schon eine Weile im Handel, seit heute Abend auch ausverkauft, sowohl die CD als auch die Vinylversion, nun kommt demnächst das neue Album „Black Denim" raus, von der wir heute Abend ja schon einiges gehört haben.
Aufgenommen und produziert hat wie immer Phil Hillen vom SU2Studio, ist er der Produzent eures Vertrauens oder steht demnächst eineaufwändigere Produktion an inklusive Demos und Vorproduktionen etc.?

Alan: Wir sind mit Phil ja bisher immer sehr zufriedengewesen, die Platte kommt erst am 18. Oktober raus, somit machen wir uns erstgegen Frühjahr nächsten Jahres Gedanken um ein neues Studioalbum, kommt auf die Angebote an, wir wissen aber noch nicht, wie es ablaufen wird.

Jochen: Was verspricht ihr euch von dem neuen Deal mit DOTT? Wird es eine Verbesserung im Bereich
weltweiter Vertrieb oder auch weltweit mit Tourneen?

Alan: Vertriebsmäßig kümmert sich SONY um Deutschland,Österreich und die Schweiz und UNIVERSAL und MVD um Kanada und USA, das ist schon sehr dick, und das Label wird uns auch sonst bei Tourneen unterstützen. Wir legen vor allem Wert auf den Vertrieb, aber das Label unterstützt uns auch jetzt schon. Der Deal war ja schon ein paar Monate zuvor klar, während der SAXON-Tour kamen die Leute vom Label auf die Show in Osnabrück und waren danach direkt begeistert und wollten uns unbedingt dabei haben, der Vertrag war auch sehr fair ausgehandelt, und so sehen wir schon direkt dem 31. August entgegen,wo uns das Label bei dem Festival mit OHRENFEINDT und TORFROCK eingeschleust hat, wir sind also auch dementsprechend motiviert.

Jochen: Habt ihr im Zuge der Tourneen und der Verhandlungen irgendwie gemerkt, dass ihr für die Zukunft was anders machen müsst, den Musikstil in eine bestimmte Richtung ausbauen oder beim nächsten Songwriting was ändern müsst?

Alan: Nein, wir wollen alles so belassen, wie es ist, das Konzept geht auf, da besteht kein Änderungsbedarf.

Jochen: Dann muss ich auch mal den musikalischen Klugscheißer raushängen lassen und behaupte mal, dass gerade durch Sascha am Schlagzeug eure Songs ganz neue Nuancen bekommen. Früher hieß es ja in den Kritiken hier und da mal, eure Lieder wären stellenweise zu ähnlich, aber das kann man meines Erachtens beiden neuen Songs und auch live bei den älteren Stücken nicht mehr behaupten.

Sascha: Bei einem so recht eng gesteckten Rahmen muss man eben versuchen, jeden Song irgendwie anders zu gestalten, und ich denke, das gelingt uns auch. Wir erfinden ja bestimmt nicht das Rad neu, aber dennoch muss man auch die gesamte Strecke des roten Fadens musikalisch nutzen.

Jochen: Inwieweit seid ihr bereit bzw. habt ihr die Möglichkeit, mit AC ANGRY euren Lebensunterhalt zu bestreiten? Immerhin habt ihr mit Sascha Waack nicht nur einen bekannten, sondern auch sehr tourerfahrenen Drummer in der Band, der schon seit 20 Jahren professionell Schlagzeug spielt in unzähligen Bands und Projekten. Außerdem zieht ihr ja zudem recht vielversprechende Deals an Land.

Alan: Klar könnten wir uns das vorstellen, wir versuchen halt, das Beste aus diesen Angeboten zu machen. Momentan sind wir noch in Verhandlungen mit einer sehr großen Booking-Agentur, wenn das hin haut und wir dann auch noch unsere Gagenforderungen erfüllt bekommen, steht dem nichts mehr im Wege. Mal sehen, wie weit wir kommen, wir sind für alles bereit.

Jochen: Ihr seid es also nie leid geworden, auf Tour zu gehen, selbst wenn man so lange zusammen abhängt?

Alan: Nein, ganz im Gegenteil, wir sind regelrecht süchtig danach geworden. Wir vertragen uns prima, haben nie großen Krach, und jeder wird auch in Ruhe gelassen, wenn er das will.

Sascha: Ich bin ja hier der alte Sack in der Runde, ich weiß ja, wie es auf Tour zugeht, auch bei längeren Touren, aber diese Jungs machen es auch genau richtig. Wir sind aus dem Alter raus, wo wir es immer Rock'n'Roll-mäßig krachen lassen oder wie auch immer, bei uns steht die Arbeit im Vordergrund, jeder Auftritt wird sehr ernst genommen, keiner schießt sich davor dem Gig ab oder so, die Band ist extrem auf den Auftritt konzentriert, man kann ja dann nachher feiern. Bei AC ANGRY hat wirklich jeder eine sehr professionelle Einstellung.
Da braucht man nichts zu sagen, alle sind von sich aus sehr diszipliniert und wissen, auf was es ankommt, dennoch haben alle auch immer ihren Spaß bei der Sache. Wenn Du nicht immer 100% gibst, merken das die Leute vor der Bühne direkt, die bezahlen schließlich Geld dafür, dass Du einwand freispielst. Unser Spaß auf der Bühne besteht darin, dass wir gut – zusammen –spielen. Wir erfüllen auf der Bühne eben unseren Job. Man hat ja schließlich eine Verantwortung dafür.

Jochen: Wie waren die Erfahrungen mit Rockstar-Allüren der Headliner? Seid ihr respektvoll behandelt worden? Hat sich ein Favorit herausgestellt, mit dem ihr gerne wieder touren möchtet?

Alan: Wir wurden immer fair und fürsorglich behandelt, von jedem, manch einer ist halt etwas distanzierter, aber nie herablassend oder respektlos. Das ist voll okay, das akzeptieren wir natürlich auch.Aber bei SAXON war es wirklich perfekt, da hat Biff uns persönlich zum Tourstart empfangen und uns alle direkt herzlich aufgenommen. Eines Abends bei einer Aftershow-Party hat Biff uns erzählt, dass er AC ANGRY bzw. TALETELLERS vor der Tour schon kannte, weil er sich schon Songs von uns angehört hatte und direkt begeistert war und somit wollte, dass wir mit ihm auf Tour gehen. Was kann man sich mehr wünschen? Wir waren fassungslos.

Jochen: Und heute war die letzte Show mit ANVIL?

Alan: Ja, leider. Alle drei sind sehr nett und mit vollem Herzblut bei der Sache. Wizard Promotion hat auch sehr gute Arbeit geleistet, wir sind rundum zufrieden.

Jochen: Hier in Saarbrücken habt ihr natürlich den Heimvorteil. Könnt ihr euch überhaupt noch unverkleidet in Saarbrücken blickenlassen?

Alan: (lacht) Ja, gerade noch so. Ich muss sagen, wir haben ja schon ein paar Mal in Saarbrücken gespielt, aber so geil wie heute Abend war es noch nie. Wir haben uns sehr gefreut, so viele Fans von uns zu treffen, bei dieser Gelegenheit nochmal ein herzliches Dankeschön an die Fans! Wir haben viel Merch vertickt, die EP ist ausverkauft, manche Shirtgrößen müssen wir auch nachbestellen, alles super gelaufen.

Jochen: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für eure Zukunft. Man merkt direkt, dass ihr keine Rockstarallüren braucht und immer noch als Fans den Respekt vor anderen Musikern wahrt.

Alan: Auf jeden Fall, das ist auch enorm wichtig. Der gegenseitige Respekt ist ganz wichtig. Jede Band wird von den anderen angekündigt und mit dem gebührenden Respekt gefeiert.Für mich war gerade die Tour mit SAXON ein Traum, der seit ihrem Auftritt in Saarbrücken damals in Erfüllung gegangen ist, solch eine gute Zeit kann einem keiner mehr nehmen. Egal wer Vorband und wer Hauptband ist, jeder wird respektvoll behandelt. So muss das sein!

Dem ist nichts hinzuzufügen. ANVIL haben nach AC ANGRY ebenfalls eine Wahnsinns-Show geliefert und wie gewohnt echte Fannähe gezeigt. Nach dem Interview kam ANVIL-Drummer Rob noch bei AC ANGRY vorbei, erkundigte sich nach dem Wohlbefinden aller, sprach seinen Respekt aus, für die Band und für Saarbrücken, und wünschte allen eine gute Heimreise und weiterhin Erfolg. Was will man mehr?
True Metal Style! (Jochen)
AC ANGRY ROBB

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