Interview mit Hysteriis (F41.0)

f41.0logoWohl kaum ein deutsches Black Metal Debüt hat sich in letzter Zeit ähnlich viel positiver Resonanz erfreuen können wie das kürzlich veröffentlichte „Near Life Experiences“ (Review), mit dem F41.0 erstmals in die Öffentlichkeit trat. Grund genug, den aus zahlreichen anderen Bands bereits bekannten Kopf hinter dieser Band bezüglich seines Einstandes auszuquetschen. Von der Konzeption hinter F41.0 über Allgemeines zum Black Metal bis hin zu einschlägiger Weltliteratur äußert sich hier „Hysteriis“.  (Jannick)

 

Jannick: Wie kam es zur Entstehung von F41.0? Gab es persönliche oder musikalische Gründe für die "quasi"-Soloabzweigung?

Hysteriis: F41.0 ist in allererster Linie ein Sprachrohr für die Dinge, die ich aufs Volk kotzen möchte! Das Projekt steht und fällt mit meiner Gemütslage, meinen Gedanken und meinen Interessen. Der Grund lag also vor Allem darin, die Dinge, die ich auf anderer Ebene nicht hätte verwirklichen können, Realität werden zu lassen.  Musikalisch und, natürlich, persönlich!

Jannick: Wie steht F41.0 zu den zahlreichen anderen Bands, in denen Du aktiv bist bzw. warst?

Hysteriis: Es ist natürlich schwer Außenstehenden nahe zu bringen, dass man  trotz verschiedenen Betätigungsfeldern und personellen Überschneidungen zu 100 % diverse musikalische und konzeptuelle Inhalte verfolgen kann. Natürlich lese ich oft von einem Querverweis zu KRATEIN oder anderen Bands oder Projekten mit meiner Beteiligung, was natürlich ausgemachter Mist ist! Wer sich die Musik von KRATEIN oder ehemals ATRAS CINERIS anhört, wird den Unterschied schon bemerken. Man muss sich eben nur auch mal die Mühe dazu machen!. Bei F41.0 habe ich die Fäden in der Hand, was Musik, Artwork und Texte angeht. Logisch, dass es sich in einem Bandgefüge demokratischer verhält.

Jannick: Wie kam es zu den vielseitigen Zusammenarbeiten (mit u.a. TODTGELICHTER etc.)?

Hysteriis: Die Zusammenarbeit mit Frederic, Lord Asgoroth und [218] ging bei „Near Life Experiences“  über den üblichen gesanglichen „Gastbeitrag“ hinaus. Von letzterer stammt das grandiose Artwork, Frederic hat zwei Texte beigesteuert und aufgenommen wurde das Ganze zu 90 % in Asgoroths Studio. Mir war wichtig eng vertraute Menschen für das Debüt rekrutieren zu können, bei denen ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann.  Ich bin ihnen sehr dankbar!
Kollaborationen wird es dabei auch weiterhin geben. Mich reizt es einfach, verschiedene Stimmungen durch verschiedene Stimmen und Sänger(innen) entstehen zu lassen! Die nächste Platte dürfte diesbezüglich äußerst spannend werden!

Jannick: Wie steht der Titel des Albums "Near Life Experiences" in Bezug zu den Tracks?f41.0_NearLifeExperiences

Hysteriis: Für mich steht das Titelstück „Near Life Experience“ im Kern dessen, was ich mit dem Album ausdrücke. Gleichzeitig fungiert der Titel auch als roter Faden, der über jedem der vier Songs zu schweben scheint und das Ganze auf einen Nenner bringt. Mir war  wichtig, beide Komponenten zu verbinden!

Jannick: Worum geht es in "Near Life Experiences" aus Deiner Sicht?

Hysteriis: Ich denke nicht, dass man die Werte der Platte portionsgerecht auf dem Silbertablett servieren kann oder können sollte. „Near Life Experiences“ ist eine Grundstimmung! Jeder Song steht für einen Ausschnitt dessen, was ich als „ Abgrund“ bezeichnen würde –persönlicher Natur oder weiträumig gefasst! Relevant ist dabei vor Allem, was das Hören der Stücke auslöst. Schafft „Fluchtpunkt“ ein ungemütliches, beklemmendes Gefühl in der Brust? Dann könnte es nicht besser sein! So setzt sich Stück für Stück zusammen, was zusammen kommen muss!

Jannick: Der beendende Titel ist ja letztlich eine Vertonung eines Textes von Hermann Hesse. Wie kamst Du auf die Idee und was bedeutet der Text für Dich?

Hysteriis:  „Krankheit“ ist der erste für F41.0 komponierte und aufgenommene Song und die Verbindung, die ich zum Stück fühle, ist eine sehr intensive. Frederic fühlte beim ersten Hören des Stücks ebenfalls, worum es ging und bat sich als kurzfristig als Texter an. Also haben wir uns den Kopf darüber zermatert, wie wir die Stimmung, die „Krankheit“ ausmacht, auch textlich transportieren können. Und tja,  irgendwann kam er mit diesem Gedichtband an. Schon bei den ersten Zeilen wusste ich, dass wir das gefunden hatten, wonach wir gesucht haben. Es ist perfekt in seiner Desolation!

Jannick: Was bedeutet Black Metal für Dich persönlich? Wie bist Du zu dieser Musik gekommen?

Hysteriis: Meine Lieblingsfrage. Ich denke, dass Black Metal in allererster Linie absolut indiskutabel ist. Ich habe überhaupt nicht den Drang dazu, meine Sicht auf diese Dinge mit anderen auszutauschen, weil es schlicht und ergreifend nicht von relevanter Bedeutung ist.  Und dennoch scheint die (extreme) Metalwelt nichts anderes im Sinn zu haben als bei jeder sich bietenden Gelegenheit  über genau das zu lamentieren, was einfach nicht greifbar ist. Daran werde und möchte ich mich nicht beteiligen!
Sollte es allerdings tatsächlich Leute geben, die sich für meine ersten musikalischen Kontakte mit dem Black Metal interessieren – Hört euch den „World Domination II“-Sampler von Osmose Prod. an.

Jannick: Welche Bands/Projekte/Kunst bewunderst Du persönlich? Gibt es spezielle Künstler, die Dich inspirieren, oder Dir einfach nur so gefallen?  

Hysteriis: Natürlich gibt es die. Ich habe das große Glück aus vielen verschiedenen Strömungen des Kunstbegriffs immer wieder neue Ansätze für mich und meine Musik finden zu können.  Nur würde es selbstverständlich den Rahmen sprengen hier ins Detail zu gehen. Ich nutze die Gelegenheit allerdings gerne, um in der Öffentlichkeit meinen Hut vor Herrn Meilenwald (THE RUINS OF BEVERAST, NAGELFAR) zu ziehen. Ein Mensch, dessen Musik mich seit je her begleitet und der mir erst vor kurzem mit einem Liveauftritt von THE RUINS OF BEVERAST  den Atem genommen hat.

Jannick: Wie sieht es mit musikalischen Zukunftsplänen aus?

Hysteriis: Ich bin gerade dabei das Zweitwerk fertigzustellen und hoffe, noch dieses Jahr ins Studio gehen zu können.  Alles andere lässt sich hervorragend auf meiner FB-Seite nachverfolgen!

Jannick: Gibt es eine Frage, die du mal gerne beantworten würdest, die Dir aber noch keiner gestellt hat?

Hysteriis: Man dürfte mir gerne mal die Frage stellen, ob es mich nicht stört, dass F41.0 bei jeder Gelegenheit in die Post- / oder „DS-BM“  gesteckt wird. Dann könnte ich endlich antworten , dass der nächste, der dem Projekt so etwas furchtbares antut, mit Roy Black Platten bemustert wird damit er lernt, was wahre Schmerzen bedeuten!

Jannick: Die Letzten Worte gehören Dir.

Hysteriis: Auch wenn „Near Life Experiences“ nichts mit antignostischen Ritualen, veganen Tragetaschen oder grauzonigem Stammtischgelaber zu tun hat – Hört euch das Album an und entscheidet, ob ihr F41.0 unterstützen wollt!

Kategorie: Interviews