interview_darktranquillity_20130415_01Nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte bringen die Göteburger Urgesteine DARK TRANQUILLITY am 24. Mai ihr inzwischen 10. Album auf den Markt. Und das allein ist natürlich Grund genug, uns mit Niklas Sundin, seines Zeichens Mann an der Gitarre, Songwriter und zudem noch zuständig für das Artwork, zu unterhalten. Da lassen wir uns auch nicht davon abschrecken, daß die Technik nicht so will, wie sie soll und uns Niklas ein zweites Mal anrufen muß. Doch mit Geduld und Spucke fängt man jede Mucke und dafür läuft es dann aber umso besser.


Anne: Hallo Niklas, wie geht es dir?

Niklas: Mir geht es gut. Es kann sein, daß wir ein paar Probleme mit der Skype-Verbindung bekommen. Ich habe schon den ganzen Tag Probleme damit, aber hoffentlich haben wir jetzt Glück.

Anne: Ja, ich höre dich etwas schlecht, aber ich denke, es wird funktionieren.

Niklas: Ja hoffentlich. Ich höre hier dieses nervige Echo, aber wir werden es versuchen.  

Anne: Ok. Wir wollen heute vor allem über euer neues Album “Construct” sprechen. Um was geht es auf dem Album? Ist es eine Art Konzeptalbum?

Niklas: Das würde ich nicht sagen. Genaugenommen haben wir noch nie ein Konzeptalbum gemacht. Es ist eher so, daß die Songs ein gemeinsames Thema haben oder sich ein roter Faden durch das Album zieht. Und in diesem Fall hier hatten wir wirklich nichts derartiges im Hinterkopf, als wir mit dem Songwriting begannen. Wir waren alle der Meinung, daß wir etwas anderes tun sollten, etwas, das etwas mehr auf dem Sound von DARK TRANQUILLITY aufbaut. Ich denke, die letzten drei oder vier Alben vor diesem, von „Damage Done“ bis „We Are The Void“, waren sich etwas zu ähnlich und sie haben zu viele Gemeinsamkeiten. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf wollten wir einfach nur etwas anderes kreieren, etwas originelles und ich glaube, das an sich war ein Prozess etwas neues zu konstruieren. Aber der Titel ist nicht so sehr mit der Musik verbunden. Der kam erst auf, als alle Songs geschrieben waren und wir fanden, daß er den Inhalt des Albums gut zusammenfaßt.

Anne: Dieses Mal habt ihr die Songs nicht im Proberaum geschrieben, sondern im Studio. Warum habt ihr diese Arbeitsweise gewählt?

Niklas: Ich denke, wir haben eine Veränderung gebraucht. Wir haben seit 20 Jahren immer alles im Proberaum gemacht, mit allen Bandmitgliedern zusammen. Und so haben wir es auch dieses Mal versucht und begannen mit den regelmäßigen Bandmeetings, und begannen, Songs zu schreiben und Riffs zu spielen und eines Tages saßen wir auf der Couch und wir konnten einfach nicht kreativ sein und wir fanden so viele Dinge gar nicht gut. Und so dachten wir, daß wir anstatt eine lange Zeit in dem kleinen Proberaum zu verbringen, könnten wir auch einfach ins Studio gehen und versuchen, die Songs direkt zu arrangieren anstatt lange daran zu arbeiten. Zuerst war es etwas quälend, das zu tun, gewissermaßen einen neuen Sound zu finden und auch eine neue Art des Arbeitens. Ich denke, das ist heutzutage bei vielen Bands üblich, das so zu tun. Ja, und es war eine willkommene Veränderung. Denn wir waren so viele Jahre lang gewohnt, uns alle im Proberaum zu treffen und zu jammen und alles auszuprobieren und das braucht jede Menge Zeit. Wir stellten fest, daß man im Studio genau das gleiche, aber viel effizienter, machen kann. Außerdem hat es den Vorteil, daß du besser hören kannst, was du machst. Denn wenn du im Proberaum etwas neues lernst, dann bist du darauf fokussiert, es einfach besser zu spielen, aber im Studio kannst du gleich schon produzieren. Zunächst war es einfach ein sehr simple Art und Weise und es erlaubte uns auch, uns mehr auf einen anderen Sound zu konzentrieren. Denn normalerweise, wenn du einen Song arrangierst oder Ideen dazu hast, benutzt du nur den üblichen Gitarrensound. Du triffst gewisse Entscheidungen, wohingegen du im Studio herumexperimentieren kannst und sehen kannst, wie sich etwas mit einem anderen Sound anhört. Dinge können ihre Position im Song ändern. Ja, es ist ein bißchen so, als würde man eine neue Werkzeugkiste finden und damit an den Songs herumwerkeln und ihnen auch erlauben, einfach anders zu sein.  

Anne: Mikael [Stanne] hat auf “Construct” wieder viel Cleangesang eingesetzt. Ist das ein Pfad, den ihr auch in der Zukunft beschreiten werdet oder kann sich das auf dem nächsten Album wieder komplett ändern?

Niklas: Ich weiß nicht. Ich meine, ich denke, es kann sich ändern, wir waren immer der Meinung, daß wir cleanen Gesang verwenden, wenn die Musik das verlangt. Auf dem „Projector“-Album hatten wir viel davon und dann auf den letzten hatten wir eine ganze Zeit lang keine cleanen Vocals. Und als wir die Musik für „Construct“ geschrieben haben, hatten wir eben mehrere Songs, die davon profitieren würden, cleanen Gesang zu haben und darum hat Mikael es ausprobiert und es klang gut. Aber wir haben so viel Zeit auf dieses Album aufgewendet, daß es unmöglich ist, vorherzusagen, wie das nächste klingen könnte. Ich denke, das ist auch ein Aspekt des DARK TRANQUILLITY-Sounds, bei dem es immer interessant ist, damit zu experimentieren. Ich würde nicht nur cleanen Gesang oder nur Growls haben wollen. Ich finde, es geht mehr darum, die richtige Balance zwischen beiden zu finden.

Anne: Habt ihr auch darüber nachgedacht, noch einmal weiblichen Gesang zu verwenden, wie ihr das auf “Fiction” und “The Mind’s I” getan habt?

Niklas: Ja, wir hatten das tatsächlich bei einem Song vor, der es aber nicht auf das Album geschafft hat. Wir haben ihn sogar im Studio aufgenommen, aber es hat sich einfach nicht richtig angehört. Es … nun, es klang nett, aber nicht wirklich gut genug und deshalb werden wir diesen Song für später aufheben und ihn überarbeiten und wahrscheinlich mit männlichem cleanen Gesang ausstatten statt mit weiblichem. Das klingt jetzt, als wollten wir kein „Gimmick“ haben wie auf ein paar anderen Alben, wo es einen oder vielleicht 2 Songs mit weiblichem Gesang gibt. Aber ich denke, das läßt sich nicht vorhersehen. Wenn wir in der Zukunft entscheiden, mit weiblichem Gesang zu arbeiten, sollten wir ihn vielleicht bei mehreren Songs verwenden oder eine kreativere Lösung finden als einfach nur cleanen Gesang bei einem Song zu haben.

Anne: Nachdem Daniel Antonsson die Band verlassen hat, hat Martin Henriksson, der normalweise Gitarre spielt, auch die Bassparts auf „Construct“ eingespielt. Habt ihr schon einen Live-Bassisten gefunden?

interview_darktranquillity_20130415_02Niklas: Nun, wir haben einige Optionen, aber wir haben keine Eile, ein neues dauerhaftes Mitglied zu finden. Wir haben uns entschieden, uns die Zeit zu nehmen und einfach verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren, um zu sehen, was auf lange Sicht das Beste für die Band ist. Alle fünf Mitglieder, die im Moment bei DARK TRANQUILLITY sind, sind schon seit den späten 80ern in der Band, oder, wie im Falle unseres Keyboarders, seit Mitte der 90er. Wir sind ganz zufrieden damit, die Band erst mal nur aus uns fünf bestehen zu lassen und Sessionmusiker zu engagieren. Aber wir haben noch keine feste Entscheidung getroffen und ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir uns entscheiden, wieder ein richtiges Mitglied in die Band aufzunehmen.

Anne: Aber ihr habt schon ein paar Optionen?

Niklas: Ja, wir haben eine Menge Optionen, es geht nur darum, Dinge auszuprobieren um herauszufinden, was in verschiedenen Situationen am besten funktioniert. Und ja, da sind ein paar Namen im Raum, aber nichts, worüber ich schon offiziell reden könnte. Tut mir leid.

Anne: Ok, kein Problem. Warum habt ihr dieses Mal einen anderen Produzenten gewählt? Wie seid ihr auf Jens Bogren gekommen?

Niklas: Nun, zum Teil weil wir merkten, daß die Musik etwas anders werden würde und darum wollten wird, daß sich dieses Gefühl von Erneuerung und Veränderung auch ein wenig im Sound wiederspiegeln sollte. Ich denke, Tue Madsen hat auf „Fiction“ und „We Are The Void“ großartige Arbeit geleistet, aber das neue Album ist viel soundbasierter und auf verschiedenen Stimmungen und Atmosphären aufgebaut. Und zusätzlich zum technischen Aspekt wollten wir jemanden, der sich für die feinen Details im Sound interessiert. Und dann begannen wir, uns umzusehen und wir haben sofort an Jens Bogren gedacht, da wir ja seine großartige Arbeit mit OPETH, KATATONIA, PARADISE LOST, KREATOR und so weiter gehört hatten. Also sprachen wir ihn an und es stellte sich heraus, daß er sehr daran interessiert war. Wir sind der Meinung, daß er wirklich einige Aspekte in unserem Sound, die bisher nicht so gut zu hören waren, nach verstärkt hat und ich finde, er hat exakt das abgeliefert, was wir wollten; eine leicht veränderte Produktion, die aber immer noch sehr nach DARK TRANQUILLITY klingt.  

Anne: Meiner Meinung nach muß man “Construct” mehrmals hören, bevor es einem wirklich gefällt und es dauert auch eine zeitlang, bis die wirklich schnellen Songs auf dem Album auftauchen. Ich finde, die ersten drei Songs sind ziemlich ruhig.

Niklas: Ja, ich denke es ist schon eine Art schwieriges Album. Es hat in dieser Beziehung Ähnlichkeiten zu „Projector“, wenn man unsere alten Alben betrachtet. Die meisten Alben, die wir in den letzten 10 Jahren veröffentlicht haben, waren ziemlich eingängig und direkt. Du konntest dir „Fiction“ oder „We Are The Void“ anhören und sofort die Songs verstehen. Dieses hier ist etwas introvertierter und man sollte sich erst daran gewöhnen. Aber es ist hoffentlich auch eine kleine Herausforderung, wenn man sich dann daran gewöhnt hat. Und es hat auch damit zu tun, daß wir nicht zu offensichtlich sein wollten und uns nicht zu sehr wiederholen wollten. Daher kann es sehr interessant sein, die Meinungen der Leute zu hören und sicher werden viele Leute etwas verwirrt oder überrascht sein und werden es vielleicht bei den ersten paar Durchläufen nicht so sehr mögen. Aber mal sehen, was passiert.

Anne: Ja, ich war auch etwas überrascht, als ich das Album zum ersten Mal gehört habe. Aber jetzt gefällt es mir wirklich gut.

Niklas: Ja, so geht es mir auch mit meinen eigenen Lieblingsalben. Die habe ich auch nicht besonders gemocht, als ich sie zum ersten Mal gehört habe. Es braucht eine gewisse Zeit, um sich an sie zu gewöhnen und ich denke, einige Leute werden auch überrascht sein, daß es nicht wirklich ein riffbasiertes Album ist. Ich denke, viele Leute verbinden DARK TRANQUILLITY mit viel Gitarrenkram und Harmonien und Melodien und dieses Mal ist die ganze Struktur der Arrangements etwas anders. Ja, wir sind extrem neugierig, was die Leute über das Album denken.

Anne: Ich finde, “Uniformity” klingt am Anfang ein wenig nach “IN FLAMES”.

Niklas: (lacht) Wirklich? Nun, ich meine, vielleicht. Es ist so schwer, vor allem für uns, die wir so viel Zeit damit verbracht haben, an den Songs zu arbeiten und sie uns im Studio 1000 Mal angehört haben. Und ich denke, jeder hat da seine eigene Auffassung; sogar wenn wir Bandmitglieder über die verschiedenen Songs reden haben wir total verschiedene Bezugspunkte. Ich denke dann z.B., daß etwas wie – keine Ahnung – KREATOR klingt und jemand anderes denkt aber, daß es eher nach METALLICA klingt. Das ist faszinierend. Und ja, ich finde, das ist eines der guten Dinge an Musik – daß die einzelnen Menschen sie unterschiedlich auffassen und sie auf wirklich unterschiedliche Arten hören.

Anne: Ich muß zugeben, daß “The Silence In Between” und “Endtime Hearts” bisher meine Favoriten auf dem Album sind. Ich hoffe, ihr spielt die live, wenn ich euch nächstes Mal sehe!

Niklas: Cool! Ja, ich denke, vor allem “Endtime Hearts” könnte wirklich ein guter Livesong sein. Wir haben noch nicht begonnen, darüber nachzudenken, welche Songs wir live spielen werden. Ich denke, auf den Sommerfestivals probieren wir so viele wie möglich aus und das kann auch sehr überraschend sein. Normalerweise, wenn man ein neues Album draußen hat, hat man ein ganz gutes Gefühl dafür, welche Songs live gut funktionieren würden oder die sich live gut anfühlen würden und oft ist es dann doch ganz anders als man es erwartet hat. Aber ich denke, zumindest “Endtime Hearts” wird wahrscheinlich ein guter Livesong sein; aber wir werden sehen, was den Sommer über so passiert.

Anne: Ich finde, daß “For Broken Words” und “State Of Trust” ein wenig so klingen, als hättet ihr beim Spielen die Handbremse angezogen – wenn du verstehst, was ich meine.  

Niklas: Ja, ich erkenne, was du meinst. Das hängt alles auch etwas vom Zugang zur Musik ab. Ich meine, beide Songs durchliefen sehr viele verschiedene Versionen, die alle komplett unterschiedlich klingen. Und wir sortierten aus und änderten die Arrangements und dann am Ende eines Aufnahmetages klingt es ganz anders. Daher zeigt das Album auch viele verschiedene Aspekte des DARK TRANQUILLITY-Sounds und ich denke, daß wahrscheinlich “State Of Trust” einige Verwunderung hervorrufen wird, vor allem mit seinem Mittelteil, in dem es nur Gesang und Klavier gibt.

Anne: Ja genau. Aber ich finde generell, daß viele eurer Songs live besser oder vielmehr härter klingen als auf CD.

interview_darktranquillity_20130415_03Niklas: Ja, da stimme ich dir zu. Ich denke, das hängt auch mit dem etwas anderen Mix und der Produktion zusammen. Ich mag es, daß die Alben alle ein wenig unterschiedlich klingen. Aber wenn du die Band live spielen siehst, auch wenn wir Songs von sehr unterschiedlichen Alben spielen, die auf CD sehr unterschiedlich klingen, dann werden die Songs mehr Gemeinsamkeiten haben wenn wir sie live spielen. Ein Song wie “Punish My Heaven”, der vor 20 Jahren erschienen ist, kann Seite an Seite mit einem Song vom neuen Album stehen und sie klingen komplett unterschiedlich, wenn du dir die Alben anhörst, aber in einem Liveset hat alles einen sehr ähnlichen Sound und kann Teil des großen Erlebnisses sein - sozusagen. Und ich stimme dir zu, ich finde, daß viele alte Songs auf der Live-DVD, die wir veröffentlicht haben, viel besser klingen als auf den ursprünglichen Alben.

Anne: Ihr werdet auch ein Video zu “Uniformity” veröffentlichen. Kannst du schon etwas darüber erzählen? Was können wir erwarten?

Niklas: Es wird auf das wesentliche reduziert sein. Wir haben es gerade vor 2 Tagen gedreht; mit Patric Ullaeus, der schon mit IN FLAMES, ARCH ENEMY und anderen Bands gearbeitet hat. Wir haben es dieses Mal so gemacht, weil unsere früheren Videos immer eher etwas Künstlerisches hatten. Daher wollten wir dieses Mal einfach nur ein grundsolides Bandvideo machen, ohne Extras oder eine Handlung, einfach nur die Band, wie sie im Proberaum oder im Studio spielt. Wir haben aber selbst noch nichts davon gesehen. Ich glaube, es wird vielleicht in einem Monat fertig sein und dann eine oder zwei Wochen vor dem Album veröffentlicht werden.

Anne: Habt ihr auch schon für einen anderen Song von “Construct” ein Video geplant?

Niklas: Ich denke schon. Ich denke, so funktioniert das eben; man erwartet von einer Band mehrere Videos pro Album. Für das letzte hatten wir glaube ich drei oder vier; daher wird es sicher noch etwas geben, vielleicht vor der kommenden Tour im Herbst, aber im Moment fangen wir mal mit dem Video hier an. Ich glaube, ich muß mal noch das Label kontakten und fragen, wie es aussieht und was wir machen werden. Aber es ist immer cooler, einen Song zu haben, zu dem es auch ein Video gibt.

Anne: Ihr werdet auch die EP “Zero Distance” veröffentlichen, die die Bonussongs der “We Are The Void”-Tour-Edition enthält. Warum eigentlich?  
Niklas: Wir wollten, daß diese Songs auch für sich allein erhältlich sind, vor allem der Titelsong “Zero Distance”, so daß die Leute nicht die Touredition kaufen müssen, nur um sich diesen Song anhören zu können. Und das kommt nicht vom Plattenlabel, wir wollten das machen. Es könnte wie eine Abzock-Veröffentlichung aussehen, wenn es eine echte EP wäre, aber es ist nur eine digitale EP. Es war der einfachste Weg um … ja, es war nur die Produktion der EP und man kann sich jetzt diese Songs anhören.

Anne: Zum ersten Mal seit Jahren habt ihr ein anderes Bandlogo. Habt ihr das nur gemacht, damit es zum Artwork der neuen Scheibe paßt, oder wird das offiziell euer neues Logo?

Niklas: Wir wissen es noch nicht. Aber der Grund hierfür war, daß das letzte Mal, als wir das Logo geändert haben, das war zum „Projector“-Album 1999 und das Album war auch ein relativ radikaler Bruch mit unserem bisherigen Sound und wir stellten fest, daß wir das Logo jetzt seit 15 Jahren benutzen. Und da wir ja jetzt ein anderes Line-Up sind und ein brandneues Album veröffentlichen, war es an der Zeit, mal etwas anderes zu versuchen. Ich bin nicht sicher, ob das unser Logo für die Zukunft sein wird, aber auf jeden Fall wird es das Logo für alles, was mit dem Album zu tun hat, sein.  

Anne: Euer Name steht nicht auf dem Cover, nur die Abkürzung “dt”. Ihr hattet das schon mal beim Cover von „Fiction“, aber damals war die Abkürzung in der Schriftart eures Logos gehalten so daß es leicht zu erkennen war. Dieses Mal ist es anders. Habt ihr darüber nachgedacht, daß manche Leute die Scheibe nicht auf den ersten Blick als DARK TRANQUILLTY-Album erkennen könnten?

Niklas: Ja, das war eine Überlegung, aber andererseits hat das auch viel damit zu tun, wie der Markt aussieht. Ich denke, früher wäre das eher ein Problem gewesen, denn damals sind viel mehr Leute in richtige Plattenläden gegangen und haben dort nach Alben gesucht. Aber ich denke heutzutage werden die meisten Leute das Cover zum ersten Mal online sehen oder in einem Magazin, wo man klar erkennen kann, daß es zu DARK TRANQUILLITY gehört. Und ich glaube, es wird auch einen Aufkleber mit dem Bandnamen drauf auf das Cover kommen. Von daher ist da wahrscheinlich eine geringe Möglichkeit, daß das passieren könnte, aber die meisten Leute, die es interessiert, werden sehr schnell herausfinden, daß es ein DARK TRANQUILLITY-Album ist.

Anne: Du warst wieder einmal für das Coverdesign zuständig. Wird es jemals ein DARK TRANQUILLTY-Cover geben, das nicht von dir stammt?

Niklas: Ja, das letzte, für “We Are The Void” war nicht von mir. Hauptsächlich aus Zeitgründen. Es war auch nicht geplant, daß ich das Design für die “Construct” mache, aber als wir uns für den Titel entschieden hatten, hatte ich einen Geistesblitz und arbeitete eine ganze Nacht durch und erstellte eine einfache Skizze. Und es sah gut aus und so habe ich es weiter ausgearbeitet. Ich denke, es kostet viel Energie, wenn man wirklich beides machen will – das Design und das Album einspielen. Es ist ein großer Druck und eine Menge Arbeit und ich tendiere dazu, sehr pedantisch zu sein mit allem, was mit DARK TRANQUILLITY zu tun hat. Von dieser Perspektive aus ist es also sehr nett, jemand anderen zu haben, der die Arbeit macht, ab andererseits weiß ich, daß ich nie ganz zufrieden bin, wenn ich es nicht selber mache. Es hat alles Vor- und Nachteile.

Anne: Und was gefällt dir besser? Musik machen oder Grafikdesign?

Niklas: Ich mag die Kombination aus beidem. Ich glaube, ich wäre gelangweilt, wenn ich nur Musik machen würde oder nur Grafikdesign. Ich weiß, daß ich beides kann und immer wenn ich mich von der Arbeit mit der Band überarbeitet oder ausgebrannt fühle, dann kann ich mich stattdessen aufs Artwork konzentrieren und wenn ich gelangweilt bin von all den Illustrationen und Visualisierungen, dann greife ich einfach zur Gitarre. Das sind einfach zwei unterschiedliche Seiten einer Münze.

interview_darktranquillity_20130415_04Anne: Gibt es eine Band, für die du gerne mal arbeiten würdest, aber du bisher noch nicht die Möglichkeit dazu hattest?

Niklas: Ich weiß nicht. Ich denke nicht auf diese Art und Weise. Ich meine, es gibt viele Bands, die ich wirklich mag und bewundere und bei denen ich mich geehrt fühlen würde, wenn ich für sie arbeiten dürfte aber gleichzeitig bedeutet eine gute Band nicht, daß es auch ein gutes Projekt wird. Ich glaube, daß viele wirklich gute Künstler sehr exzentrisch sind und es wahrscheinlich sehr hart ist, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Daher habe ich nicht wirklich irgendwelche Lieblingsbands in dieser Richtung. Es macht immer Spaß, für Bands zu arbeiten, deren Musik man schon seit langer Zeit hört und mag, aber ich bevorzuge spezielle Projekte, mit Definitionen, was ich tun soll und was ich beisteuern kann. Aus dieser Perspektive betrachtet würde ich lieber einen interessanten Auftrag für eine völlig unbekannte Band machen als einen langweiligen Job für – keine Ahnung – METALLICA oder eine andere große Band.

Anne: Vor 20 Jahren habt ihr euer erstes Album veröffentlicht. Werdet ihr dieses Jubiläum auf irgendeine Art feiern oder wird es irgendwelche Specials geben, um es zu feiern?

Niklas: Wir haben noch nicht darüber geredet, aber ich persönlich würde sehr gerne irgendetwas in dieser Richtung machen. Vielleicht könnten wir eine Geburtstagsedition des Albums herausgeben. Es wäre natürlich fantastisch, das ganze Album live zu spielen, aber ich könnte mir vorstellen, daß das sehr schwer wird. Aber ich glaube, das Album kam im August raus, wir haben also noch ein paar Monate, um uns zu überlegen, ob wir etwas machen wollen und was wir dann machen könnten. Aber glaub‘ mir, ich würde das sehr gerne feiern.

Anne: Bisher sind noch keine Tourdaten bekanntgegeben worden. Macht ihr keine Tour zu diesem Album oder wird diese im Herbst stattfinden?

Niklas: Es wird sowohl eine Headlinertour in Europa, als auch eine Tour in Amerika im Herbst laufen. Wir arbeiten noch dran und wir können nicht wirklich was veröffentlichen, bevor nicht alle Daten bestätigt sind. Wir werden in vielleicht 2 oder 3 Wochen die Daten bekanntgeben. Bisher haben wir die Sommerfestivals und ich glaube, die Amerikatour wird im September beginnen und die Europatournee wird im November oder Dezember stattfinden.

Anne: Dieses Jahr werdet ihr auch an einigen ungewöhnlichen Orten spielen wie Tunesien, Istanbul oder Dubai, die alle nicht wirklich für ihre Metalszene bekannt sind. Was erwartest du von diesen Konzerten?

Niklas: Nun, wir haben schon ein paarmal in Istanbul gespielt und es ist wirklich gut, sehr treue Fans und man kann eine gute Verbindung zu ihnen aufbauen. In Tunesien haben wir auch vor ein paar Jahren schonmal gespielt und das ist natürlich etwas abgelegener und die Szene ist etwas kleiner, aber die Fans, oder alle Metalfans dort, sind sehr warmherzig und enthusiastisch. Und natürlich wird unser erstes Mal in Dubai eine ganz neue Erfahrung sein. Ich habe keine Ahnung, was uns da erwartet, aber ich glaube, dieses Festival gibt es schon seit ein paar Jahren und ich weiß, daß CHILDREN OF BODOM und vielleicht auch IN FLAMES schon in Dubai gespielt haben. Das ist der beste und interessanteste Teil am Musikerdasein: die Möglichkeit zu haben, ganz neue Orte kennenzulernen.

Anne: Gibt es einen Ort, wo ihr gerne mal spielen würdet, aber es noch nicht getan habt?

Niklas: Vielleicht Island. Das ware cool.

Anne: Warum Island?

Niklas: Naja, es ist ein schönes Land. Ich war dort schon im Urlaub und es ist wohl der einzige Ort, der mir einfällt, an dem wir schon gespielt haben könnten, es aber noch nicht getan haben. Nach dem letzten Album waren wir zum ersten Mal in Indien, wir sind in Südamerika getourt, wo es eine sehr große und interessante Szene gibt und die Fans sehr loyal sind. Island ist wohl der einzige Ort, der mir einfällt, wo wir schon gespielt haben könnten, es aber noch nicht getan haben.  

Anne: Ok. Als ich euch letztes Jahr auf dem Metalfest an der Loreley gesehen habe, da hattet ihr eine seltsame Setlist. Ihr habt „Misery’s Crown” als dritten Song gespielt und normalerweise spielt ihr den ja eher gegen Ende, und dann passierte irgendwie nichts mehr. Ich hatte auch das Gefühl, daß auch die Zuschauer verwirrt waren, daß ihr den Song so früh gespielt habt und dann warteten sie auf andere großartige Songs, aber die kamen einfach nicht. Ich habe z.B. Songs wie “Lost To Apathy”, “My Negation” oder “Monochromatic Stains” vermisst.

Niklas: Daran kann ich mich nicht erinnern. Es klingt sehr seltsam, daß wir “Misery’s Crown” am Anfang gespielt haben, aber vielleicht gab es einen Grund dafür. Ich meine, es ist immer sehr schwer, eine Setlist für Festivalauftritte zusammenzustellen und wenn ich mich richtig erinnere war da etwas mit dem Zeitplan der Bands vor uns. Vielleicht waren sie zu spät und vielleicht mußten wir unser Set kürzen oder sowas in der Art – aber ehrlich gesagt kann ich mich nicht wirklich daran erinnern. Es passiert durchaus, daß wir Dinge verändern, nur um es für uns selbst interessant zu gestalten und nach einer Weile merken wir dann „Hm, das war vielleicht nicht die beste Idee…“. Aber ich finde, eine Band muß auch mal verschiedene Sachen ausprobieren. Ich denke, es wäre wirklich langweilig und unbefriedigend für uns Abend für Abend eine identische Setlist zu spielen.

Anne: Meine letzten beiden Fragen sind nicht ernst gemeint, also sei nicht überrascht.

Niklas: Ok.

interview_darktranquillity_20130415_05Anne: Wenn man euch live sieht, scheint der Rest der Band immer etwas grimmig oder sogar gelangweilt dreinzuschauen, nur Mikael scheint wirklich Spaß an der Show zu haben.

Niklas: Ja, er ist ein fröhlicher Mensch. Ich weiß nicht, ich denke, das liegt an den unterschiedlichen Persönlichkeiten. Wir alle spielen gerne live. Aber für mich ist es wirklich ernsthafte Musik. Ich bin der Meinung, daß wir Songs haben, die uns viel bedeuten und die auch etwas ausdrücken – mit denen wir negative Gefühle ausleben. Für mich wäre es wirklich seltsam, fröhlich zu sein und zu lächeln, während ich einen Song wie „Inside The Particle Storm“ spiele. Ich denke, Mikael ist mehr… er liebt es, zu performen, auf der Bühne zu stehen und Kontakt mit dem Publikum aufzubauen, aber der Rest von uns ist mehr auf das Spielen konzentriert und es kann passieren, daß wir drei oder vier Songs spielen und dann merken wir, daß wir das Publikum noch nicht mal angesehen haben. Ich bin dann so vertieft in die Musik… für mich wäre es wirklich befremdlich auf der Bühne so zu lächeln.  

Anne: Ok, das verstehe ich. Meine letzte Frage ist jetzt wirklich nicht ernst gemeint, aber ihr habt jetzt mehr cleanen Gesang, das Album beginnt eher ruhig und außer Mikael haben jetzt alle kurze Haare. Werdet ihr alt?

Niklas (lacht): Ja, eigentlich hätte ich auch gerne die langen Haare länger behalten. Aber natürlich werden wir älter; und wir werden fetter und gelangweilter. Aber…ich finde, das Gute am Metal ist, daß du ruhig älter sein kannst. Du kannst 50 oder 60 Jahre alt sein – wenn die Musik gut ist, ist alles in Ordnung. Ich meine, niemand erwartet von einer Metalband, daß sie für immer jung und fit bleibt. Nimm z.B. SLAYER oder IRON MAIDEN, das ist einfach perfekt. Die können mit 65 noch auf der Bühne stehen und Arsch treten.

Anne: Ja, das stimmt. Niklas, ich danke dir für das Interview. Ich wünsche dir noch viel Spaß für den Rest des Tages!

Niklas: Ich danke dir!

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