Interview mit Specki T.D. (In Extremo)

in_extremo_posterIN EXTREMO gehen zum Abschluss eines ereignisreichen Jahres im Dezember noch einmal auf Tour. Obwohl das erfolgreiche letzte Release "Sterneneisen" bereits ein Jahr auf dem Buckel hat, gab es auch 2012 europaweit umjubelte und aufregende Festival-Auftritte.
Grund genug also, über diesen aussichtsreichen Jahresabschluss mit Drummer Specki einen kleinen telefonischen Plausch über die anstehenden Live-Aktivitäten und -Premieren, seiner außergewöhnlichen Drummer-Vita und ganz gewissen Metal-Türken zu halten.

An dieser Stelle vielen Dank an Christophe von der ROCKHAL, der dieses Interview möglich gemacht hat; Infos und Tickets zum Konzert am 08.12. in Esch-Sur-Alzette gibt es hier; bis zum 01.12. habt ihr übrigens noch die Möglichkeit, 2 x 2 Plätze auf der Gästeliste hierfür zu gewinnen!

Alle Fotos sind der IN EXTREMO-Homepage entnommen.

 

Gut gelaunt und redselig meldet sich Specki von seiner persönlichen Homebase in Landsberg.

Brix: Hallo Specki! Alles fett? (Schenkelklopfer zu Beginn! Anm. d. Verf.) Dann erzähl doch gleich mal: Wie weit sind denn schon eure Vorbereitungen für die Wintertour im Dezember?


Specki: Also die laufen auf jeden Fall auf Hochtouren! Wir haben uns letztens mit unserer Crew und Pyroabteilung zusammengesetzt und haben geklärt, wie wir uns die Show so vorstellen und was gemacht werden soll. Im Moment haben wir erst mal Pause bis Anfang Dezember und dann gehen die Proben weiter. Das heisst also, dass im Moment die Arbeit eher bei der Crew liegt, das neue Programm zusammenzustellen, auch wenn es natürlich kein vollkommen neues Konzept ist; wir führen ja immer noch die "Sterneneisen-Tour" fort. Dennoch muss gerade die Pyro-Abteilung wissen, welche Songs gespielt werden sollen und inwiefern sie diese dann auch technisch umsetzen sollen.
Wie gesagt: Anfang Dezember geht´s dann auch für die Band weiter mit Proben und am 07.12. ist dann auch schon der erste Termin in Dortmund.

Brix: Du hast gerade die Pyro-Show hervorgehoben: Dieser Bestrandteil ist mittlerweile ein wesentliches Merkmal von IN EXTREMO-Live-Shows. Du sagtest zwar, dass ihr mit gleichen Elementen wie zuvor hantieren werdet, aber kannst du vielleicht doch schon etwas ganz besonderes ankündigen, was die Fans überraschen wird und auf das sie sich freuen können?

Specki: Also es gibt schon so ein paar Sachen, die im Festivalsommer ausprobiert wurden und jetzt mit in die Hallen genommen werden. Und dabei sind wir die erste Band der Welt, die diese besondere Art der Pyrotechnik einsetzt. Selbst unsere Kollegen von RAMMSTEIN sind gerade super-neidisch, dass sie gerade nicht auf Tour sind, um diese Elemente in der Halle nutzen zu können.

in_extremo_liveBrix: Das klingt ja schon absolut vielversprechend! Diese Tour soll rund 14 Tage andauern und soweit ich weiss, seit ihr auch das erste Mal überhaupt in Luxemburg unterwegs! Du selbst bist zwar erst recht spät zu IN EXTREMO hinzugestoßen (Anm. d. Red. Juni 2010), aber warst du selbst denn schon mal im kleinen Staat im Herzen Europas auf Tour?

Specki: Ich habe durchaus schon öfter mal in Luxemburg gespielt, nur halt noch nicht in dieser ROCKHAL. Da gab es mal so ein Festival in Luxemburg, was aber auch schon etliche Jahre her ist, so um 2003 müsste das gewesen sein und auch mal mit einer Percussion-Show, aber da war das in irgend so einem Kongresszentrum. Wie gesagt, das ist alles bereits ein Stück her, aber ich habe da absolut positive Erinnerungen dran.

Brix: Naja, im Falle IN EXTREMO solltet ihr definitiv keine großen Schwierigkeiten haben, Leute anzuziehen: Die relative Nähe zu Deutschland mit Trier und dem Saarland um die Ecke wird sicherlich genügend "Stamm-Fans" anziehen.
Trotzdem finde ich es immer überraschend, dass deutschsprachige Bands solch großen Erfolg auch in Luxemburg feiern! Ich kann mich da an Konzerte von J.B.O., DIE ÄRZTE oder natürlich auch RAMMSTEIN erinnern, die alle sehr gut besucht waren - die Luxemburger sind definitiv deutsch-affin möchte man sagen! Und ihr könnt euch auf ne tolle Location freuen! Super Sound, super Team und dann ein volles Haus wird euch sicherlich im Gedächtnis bleiben!

Specki: Da bin ich doch auch mal gespannt!

Brix: Lass uns doch auch mal kurz über deine Person sprechen: Du hast ja eine recht bunte Vita als Schlagzeuger. Von ´ner Ska-Band (SKAOS) über Pop mit MIA AEGERTER, sogar mit DIE ALPENRAMMLER und natürlich LETZTE INSTANZ hast du vor IN EXTREMO gearbeitet -  meine Frage aber lautet letztlich: Für welche Musik oder Band würdest du NIE die Stöcke schwingen?

Specki: Also vorab: Das ist dann eher ne politische Frage. Ich habe einen breit gefächerten Musikgeschmack, wie man bei der von dir erwähnten Vita ja unschwer erkennen kann. Ich fühle mich nicht nur im Rock- oder Metal-Bereich wohl, obwohl dort meine Wurzeln liegen - als Jugendlicher hab ich die einschlägigen Bands wie MEGADETH, SLAYER, METALLICA, ANTHRAX usw. gehört, aber dennoch probiere ich erst einmal alles aus und so bin ich halt auch bei ner Schweizer Pop-Band gelandet. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich würde niemals für irgend eine Band, die in der rechten Ecke Zulauf hat, spielen.

in_extremo_specki_2Brix: Nun gut, ich denke, das versteht sich wohl von selbst! Und wie siehts stilistisch aus?

Specki: Da wird es wohl eher am "Können" scheitern. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Jazz-Musiker mit meinen Fähigkeiten nicht so ganz einverstanden sein könnte, weil ich ganz einfach zu laut bin bzw. Jazz auch einfach nicht mein Ding ist. Abgesehen davon habe ich durchaus immer noch Interesse, neben IN EXTREMO für andere Projekte die Stöcke in die Hand zu nehmen, aber das scheitert derzeit am Faktor "Zeit". Stilistisch setze ich mir keine Grenzen, solange es "gut" ist - da habe ich beispielweise auch schon Techno-DJ´s gesehen, die ihr Live-Programm mit nem Schlagzeuger ergänzt haben; so was könnte ich mir genauso vorstellen, auch wenn ich sicherlich kein Techno-Fan bin. Man darf sich da einfach gegen nichts sträuben und sollte tolerant gegenüber allem sein.

Brix: Jetzt, wo du gerade Techno erwähnt hast: Letztlich waren CALLEJON auf Tour und hatten mit WASSBASS eben genau solch ein Projekt am Start (hier) - da spielte Paul von WAR FROM A HARLOTS MOUTH an den Drums zu eigentlich rein elektronischer Musik und gab dem Ganzen einen organischeren Flair und wusste auch mir zu gefallen - auf Konserve hingegen gibt mir die Mucke gar nix.

Specki: Ja, das ist genau das, was ich meinte. Wenn man von vornherein Dinge ausschliesst, kann es erst gar nicht klappen. Ich mein, wenn du mir vor fünfzehn Jahren gesagt hättest, dass ich mal in ´ner erfolgreichen Dudelsack-Truppe spielen würde, hätte ich auch eher gesagt: "Nein, das glaube ich eher nicht!". Damals hatte ich auch noch gewisse Berührungsängste mit den mittelalterlichen Instrumenten, aber das ist heute absolut nicht mehr so. Aber insgesamt gesehen: Es passiert so viel in der Musik, da sollte man stets die Berührungsängste ablegen und Toleranz zeigen, dann eröffnen sich automatisch viele Horizonte und Möglichkeiten.

Brix: Das sehe ich in Großen und Ganzen genauso. Kommen wir wieder zurück zur Band: Die Popularität IN EXTREMO´s scheint im deutschsprachigen Raum bald nicht mehr zu toppen zu sein! Ihr habt nun schon zum zweiten Mal mit euren letzten beiden Alben die Charts von ganz oben gegrüsst, wart bei Raab´s Bundesvision Song Contest trotz sehr großer Konkurrenz auf dem
dritten Platz gelandet, wart letztens bei Europa´s größtem Metalfestival (Anm. d. Red.: Das WOODSTOCK in Polen) erfolgreich auf der Bühne und vor kurzem bei diesem Metal-Türken zu Gast. (Lachen am anderen Ende der Leitung). Wie wollt ihr denn nun auch den internationalen Markt knacken?

Specki: Tja, das ist eine gute Frage. Der internationale Markt wird nach wie vor von Amerika aus bestimmt, es gibt nur sehr,sehr wenige deutschsprachige Bands, die im Ausland punkten können. Da fällt mir eigentlich auf Anhieb lediglich RAMMSTEIN ein und die sind in dieser Hinsicht absolut die Ausnahme der Regel. Von daher arbeiten wir natürlich auch auf diesen Markt hin und sind bisher eigentlich recht zufrieden, wie es dort läuft. Natürlich ist da nach oben immer noch Luft. Trotzdem stellt sich die Frage, wann die Zeit hierfür richtig und reif ist, um mal flächendeckend durch ganz Europa oder Amerika zu gehen.
Es ist halt so, dass wir gerade 2011 sehr viel unterwegs waren; das waren gut über 100 Konzerte. Und in diesem Jahr waren es hauptsächlich Festival-Gigs und jetzt kommt die Winter-Tour zum Ausklang. Die Karten werden danach wieder neu gemischt und wir werden sehen, wo es uns 2013/2014 hintreibt. Ich denke, es gibt da kein Patentrezept, wie man den ausländischen Markt knacken kann, da entscheidet letztendlich dann auf alle Fälle die Qualität und Kontinuität. Und da sind wir gut aufgestellt: Unsere Platten gibt´s im Ausland flächendeckend zu kaufen und auch das Feedback auf Konzerten und Festivals ist sehr gut - wie zum Beispiel bei dem von dir eben erwähnten Festival in Polen. Da stand eine Riesen-Meute vor der Bühne, die bisher wohl eher kaum Berührungspunkte mit IN EXTREMO hatte; dennoch waren die wohl alle sehr happy mit uns und haben uns richtig gut abgefeiert.  Genauso war dies auch z.B. in Russland, wo wir 2011 in Moskau vor über 3000 Leuten spielten, was für eine deutschsprachige Band wirklich sehr viel ist!

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Brix: Na, dann gilt es dort natürlich ebenso anzuknüpfen! Ich denke auch der russische Markt bietet einiges an Möglichkeiten.
Ich hatte eben Bülent Ceylan erwähnt, bei dem ihr letztens in der Show zu sehen wart. Was mich bei dem Kerl ja interessiert, ist, wie authentisch "Metal" er eigentlich ist, oder ob es halt doch nur ein Show-Element ist. 
Wie waren denn deine Eindrücke vom Zusammentreffen mit ihm? Hat man sich da auch "fachlich" noch ein wenig ausgetauscht?

Specki: Also da kann ich dir gleich alle Bedenken nehmen: Wir haben ja erst kurz vor der Show mit ihm persönlich Kontakt aufgenommen, aber er ist ein sehr offener Kerl und hinzu ein großer Fan von IN EXTREMO. Das war auch überhaupt der Grund, warum wir für die Show eingeladen wurden. Ich glaube nicht, dass das alles aufgesetzt ist. Klar muss man zur Kenntnis nehmen, dass es ne kommerzielle Show für ein breites Publikum ist, welches nicht nur den Heavy Metal-Fan ansprechen soll, sondern auch für das RTL-Durchschnitts-Publikum konzipiert ist.
Wir hatten dann bei der Aftershow-Party noch ein paar Drinks genommen und uns richtig gut mit ihm unterhalten. Es war jedenfalls ne schöne Erfahrung für uns, mit ihm gemeinsam in der Show aufzutreten.

Brix: Ok, das sollte jetzt nicht eine Anti-Bülent-Ceylan-Frage sein, sondern einfach nur mal deine Eindrücke von ihm darstellen. Ich habe hier noch das Stichwort "Cover-Songs" auf meinem Zettel stehen - da hattet ihr ja gerne genrefremde Titel gewählt wie "This Corrosion" von SISTERS OF MERCY oder "An End Has A Start" von den EDITORS. Gibt es denn in dieser Hinsicht schon´ ne neue Idee, die du uns vorab verraten kannst?

Specki: Puh, das ist auch ne gute Frage! Also Ideen stehen hierzu ständig im Raum, aber da ist noch lange nichts spruchreif. Jedenfalls hat das IN EXTREMO auch immer schon ausgezeichnet, Titel zu covern oder Gäste einzuladen, mit denen man nicht gerechnet hat. Von Thomas D. (DIE FANTASTISCHEN VIER) über Mille (KREATOR), Rea Garvey über Marta (DIE HAPPY) waren das ja fast immer genrefremde Leute, mit denen wir gearbeitet haben.
Ich denke,soweit kann ich verraten, dass da wieder auf diese Art und Weise etwas kommt, aber fix ist da noch nichts. Jeder von uns hat vielleicht schon so seine Titel im Kopf, aber hierzu müssen wir uns erst alle zusammensetzen und sondieren, was da in Frage kommen könnte.

Brix: Dann lassen wir uns doch mal gerne wieder überraschen! Für 2013 habt ihr deiner Aussage nach noch keine konkreten Pläne außer, dass ihr bei der METAL CRUISE (Anm. d. Red. europäisches Metal-Kreuzfahrt-Pendant zum 70.000 Tons of Metal in den Staaten) dabei sein werdet - daher vielleicht noch dein ganz persönlicher Rückblick auf das vergangene Jahr: Welche Band oder welcher Gig hat dich persönlich am meisten überzeugt?

in_extremo_speckiSpecki: Da muss ich erstmal überlegen! Spontan fällt mir der Auftritt von SABATON auf dem WOODSTOCK-Festival ein, die haben mir sehr gut gefallen und die haben da glaube ich auch ihre Live-DVD aufgenommen. Dann hatte ich da noch einen sehr lustigen Abend mit Mikkey Dee (MOTÖRHEAD) bei nem Drum-Workshop in Berlin, wo wir gut unterwegs waren und mächtig gefeiert und getrunken haben. Was war denn noch 2012? Man sieht immer so viele Bands auf den Festivals, die muss man dann erst wieder in Ruhe zuordnen...ach ja: NEW MODEL ARMY haben mir sehr gut gefallen, die hatte ich zum allerersten Mal auf dem MERA LUNA-Festival live gesehen, wo sie vor uns gespielt haben und die fand ich sehr cool.
Und plattenmäßig? Hmm...die neue LETZTE INSTANZ mit "Ewig" natürlich! Das war die erste Platte, auf der ich nicht mehr mitgespielt habe und die hat mir auf Anhieb gut gefallen!

Brix: Ha! Noch ein bisschen Werbung für die alten Kollegen untergeschoben...

Specki: Hehe, klar! Mein Ausstieg war ja ne Sache, die wirklich kollegial und glatt abgelaufen ist. Die anderen haben mir diese große Chance bei IN EXTREMO ganz einfach nur gegönnt und wir haben uns auf Augenhöhe verabschiedet und haben aber nach wie vor sehr guten Kontakt.

Brix: Schön! Ich wäre dann soweit auch durch mit meinen Fragen, bedanke mich für das nette Interview und wünsche einen schönen Jahresausklang und auf ein super Konzert in der ROCKHAL!

Specki: Danke ebenso und glaub mir: Wir werden Luxemburg zum Beben bringen!

Kategorie: Interviews