Interview mit Christoph von Freydorf (Emil Bulls)

emil_bulls_1.jpgEs ist schon erstaunlich, wie sich so manche Band über lange Zeit im Biz behaupten kann. Nehmen wir als Beispiel die EMIL BULLS: Wer hätte nach dem Niedergang des Nu Metal-Trends Anfang des Jahrtausends noch einen Pfifferling auf die Bayern gesetzt? Ich denke die wenigsten! 

Trotzdem gingen seit Gründung der Combo bis zum heutigen Tage mittlerweile stattliche fünfzehn Jahre ins Land; die letzten Alben "Phoenix" und "The Black Path" und die stete Präsenz auf deutschen Bühnen brachte die Band in den zweiten Frühling, der passenderweise mit dem Release der Live-DVD "The Feast" gefeiert wurde.

Grund genug, die Band in Form von Sänger Christoph von Freydorf zur DVD und der EMIL BULLS-Historie im Allgemeinen zu Wort kommen zu lassen!

Brix: Hallo Jungs! Erst einmal Glückwunsch zum 15.Jubiläum! Hättet ihr zu Zeiten eurer GRündung daran geglaubt, so lange durchzuhalten?

Christoph: Danke für die Glückwünsche. Wenn du als Mensch an eine Sache glaubst und all dein Herzblut reinsteckst, vergeht die Zeit, die du dafür aufwendest wie im Flug. Wir haben in den letzten 15 Jahren mehr erlebt, als manch einer in seinem ganzen Leben. Daher haben wir gar nicht so richtig mitbekommen, dass wir schon so lange am Start sind. Manchmal ist schon seltsam, wenn man drüber nachdenkt, dass man jetzt schon die Hälfte seines Lebens in dieser Band spielt.

Brix: Wenn ihr in eurer Bandhistorie so zurückschaut: Gibt es Dinge, die ihr heute anders machen würdet bzw. auch bedauert, getan zu haben?
           
Christoph: Klar gibt es einige Dinge die wir heute anders machen würden.
Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich und da man mit dem Alter auch weiser wird, ist es schön zu wissen, dass man in Zukunft in manchen Angelegenheiten geschickter und überlegter agieren wird. Das wird der Band ungemein helfen. 
            
Brix: Und was waren die absoluten Highlights?

Christoph: Die Fertigstellung jedes einzelnen Albums. Es gibt nichts Schöneres als triumphierend aus einer Schlacht zu gehen.

live_20091024_0322.jpgBrix: An der Live-Front gehört ihr sicherlich im deutschsprachigen Raum zum Besten, was die Gitarrenszene zu bieten hat. Welche Konzerte blieben euch am Besten im Gedächtnis?
Ich z.B. fand den Auftritt beim With Full Force letztes Jahr superfett.


Christoph: Klar das With Full Force ist immer ein Highlight und umso schöner ist es, wenn man auf so einem Festival als Exotenband punkten kann. Immer im Gedächtnis werden uns die Centerstage Auftritte bei Rock am Ring und Rock im Park bleiben, denn man spielt nicht alle Tage vor 50.000 Menschen. Natürlich war auch die DVD-Aufzeichnung im letzten November ein absolut aufregendes Ereignis.

Brix: Gute Überleitung! Wie ist euer Eindruck von der brandneuen DVD „The Feast“? Hält das gute Stück auch euren Erwartungen stand?

Christoph: Wenn ich an das Mini-Budget denke, das wir zur Verfügung hatten, übertrifft „The Feast“ meine Erwartungen sogar. Für unsere erste live DVD bei der wir Ton und Bild zu großen Teilen selber bearbeitet haben, ist es meiner Meinung nach eine runde Sache geworden, auf die wir auch ein wenig stolz sein können.

Brix: Musstet ihr bei der mitgefilmten Show im Münchner Backstage auf spezielle Dinge achten oder konntet ihr frei weg eure „übliche“ Show durchziehen?

Christoph: Wir haben alles dafür getan, uns nicht von den Kameras ablenken zu lassen. Oberstes Gebot war: Keine Kamera kommt der Band irgendwie in die Quere, denn wir wollten eine klassische Bulls-Show ohne Einschränkungen auf die Bretter legen. Alle Kameras - bis auf den Kran - wurden so postiert, dass sie für Publikum und Band nicht zu sehen waren.


 

Keine Kamera kommt der Band irgendwie in die Quere, denn wir wollten eine klassische Bulls-Show ohne Einschränkungen auf die Bretter legen.

Auch auf DVD bleiben die EMIL BULLS ihren Prinzipien treu!

 Brix: Die Setlist lässt so gut wie keine Wünsche offen; habt ihr die Fans denn in der Songauswahl miteinbezogen?

Christoph: Wir haben die Fans nicht direkt miteinbezogen, aber nach hunderten von Shows weiß man schon was die Leute hören wollen. Die komplette Setlist ist sozusagen ein „Best Of Bulls“ der letzten 15 Jahre.

Brix: Gibt es auf der DVD auch so etwas wie Easter Eggs, die es zu suchen lohnt?


Christoph: Nicht direkt. Wir haben jedoch irgendwo in der Show eine Eule versteckt.
Manch einer hat sie auch schon gefunden.

emilbulls_thefeast.jpgBrix: Auch das Bonusmaterial mit den Tourfilmchen ist recht amüsant geraten: Wieviel besonders spassiges oder gar schlüpfrigres Material hat es zwecks Selbstzensur nicht in den Zusammenschnitt geschafft?

Christoph: Oh ja, das Bonusmaterial. Da gehen die Meinungen auseinander. Wie offen, ehrlich und persönlich darf sich eine Band  nach außen hin zeigen ohne ihr über Jahre aufgebautes Image aufs Spiel zu setzen. Wer unsere letzte DVD „MUD, BLOOD AND BEER“ kennt, weiß: Wo andere Bands aufhören, fangen EMIL BULLS erst an.
Wenn andere die Türen schließen, ist bei uns noch jeder willkommen und darf auch mal in die Abgründe des menschlichen Verfalls blicken. Der eine mag sich denken: „Oh mein Gott, was für Affen“ der andere findet`s cool. Ich selber denk mir auch oft ersteres, aber mutieren wir nicht alle ab und zu mal wilden Tieren? Das tut oft mal ganz gut und zivilisiert kann man ja immer noch zu Hause sein. Wenn man als Band unterwegs ist läuft halt alles ein bisschen anders und manchmal auch aus dem  Ruder.

Brix: Kommen wir noch zu den drei enthaltenen Videos: Ich finde, dass diese das „Bulls-Gefühl“ bestens einfangen können und freue mich für euch, dass gerade „Nothing In This World“ es dauerhaft in die MTV Rock Zone geschafft hat und viele DJ´s (so auch ich Zwinkernd ) den Song in den Clubs rauf- und runterspielen. Ist das so etwas wie Genugtuung nach einem sicherlich hartem Weg, den ihr bisher betritten habt?

Christoph: Als kleine Band sind wir auf DJs wie dich und die Treue und Hilfe unserer Fans angewiesen. Wir haben kein Label, das uns in Radio oder Fernsehrotationen einkauft. So ist es umso schöner, sein Video auf MTV zu sehen und es ist definitiv eine Genugtuung wenn man weiß, dass die Videos die da sonst noch laufen mindestens das Zwanzigfache von unserem gekostet haben.
Danke liebe Fans und DJs ohne euch wäre es nicht möglich! „Spread the word“!


 

Als kleine Band sind wir auf DJs wie dich und die Treue und Hilfe unserer Fans angewiesen. Wir haben kein Label, das uns in Radio oder Fernsehrotationen einkauft.

Die EMIL BULLS wissen die Unterstützung ihrer Fans mehr als zu schätzen!

Brix: Was steht für dieses Jahr noch auf eurem Terminplaner? Welche Festivalacker werdet ihr z.B. im Sommer bestellen?

Christoph: Den Sommer über sind wir so ziemlich jedes Wochenende auf irgendeinem Festival vertreten. Im Herbst gibt’s dann noch mal eine ausgedehnte Tour und dann soll es wieder ins Studio gehen.

live_20090704_0216.jpgBrix: Abschliessend noch eine Frage, die ich schon ewig mit mir herumtrage: Wie zur Hölle seit ihr auf MANOWAR´s „The Crown And The Ring“ als Live-Intro gekommen?

Christoph: Auf einer unserer ersten Tourneen haben wir im Tourbus MANOWAR rauf und runter gehört. Irgendwann ist dem Moik, unserem Gitarristen, in bierseeligem Zustand aufgefallen, dass „The Crown And The Ring“ einen perfekten Intro-Charakter hat. Nicht nur musikalisch sondern auch textlich.
Tags drauf war es unser Intro und das jetzt schon seit fast 10 Jahren. Wir haben für eine Show mal ein anderes verwendet, die ging dann jedoch total in die Hose und so sind wir schleunigst wieder zu „The Crown And The Ring“ zurückgekehrt. Other Bands play, EMIL BULLS kill...
   
Brix: Das war´s dann, ich bedanke mich für die Antworten! Macht´s gut und weiterhin nur das Beste für die Bulls!


Kategorie: Interviews