Interview mit André Hofmann (ASHES OF A LIFETIME)

ashes_of_a_lifetime.jpgASHES OF A LIFETIME haben mit ihrem Debütalbum "When All Goes Up In Flames" mehr als eindrucksvoll gezeigt, wie man pure Energie auf einen Longplayer presst! Das ist mehr als erfreulich und zeigt, dass unter den vielen MetalCore-Bands da draußen, auch die ein oder andere Perle versteckt ist! Anlass genug, um mit Schlagwerker André ein paar Worte über das Album, die anstehenden Pläne und den Unterground zu wechseln...

 

Holger: Hallo André! Ihr seid ja noch eine recht junge Band, sei doch bitte so nett und stell euch mal kurz vor.

André: Servus Holger, und Servus liebe Neckbreaker-Leser!
Wir, Ashes Of A Lifetime, sind Nils Fuhrmann als Schreihals am Mikro, Stephan Ehrl als Rhythmus- und Sebastian Katz als Lead-Gitarrist, Daniel Probst als "Der-Typ-der-immer-mit-den-Musikern-abhängt", und meine Wenigkeit, André Hofmann, an der Triangel.

Holger: Erzähl doch mal etwas über euren aktuellen Longplayer "When All Goes Up In Flames". Wie sind eure Erwartungen?

Anders als manch andere Bands, die vielleicht versuchen mögen mit ihrer Musik die Weltherrschaft zu erringen (na klar…) sind wir mit unserem kürzlich erreichten Plattendeal bei der European Label Group und den bisher überwiegend positiven Resonanzen zum Album schon mal recht zufrieden. Was wir uns jetzt noch wünschen sind möglichst viele Gig-Anfragen um den Leuten zu beweisen, dass wir es nicht nur auf Platte schaffen die Haare zum kreisen zu bringen!
Ach ja, die Herrschaft über einen lokalen Fast-Food Store, einschließlich Black-Jack und Nutten, wäre vielleicht auch noch ganz gut...

Holger: Steckt ein Konzept hinter dem Album, oder habt ihr die Songs 'willkürlich' zusammengeworfen?

André: Sagen wir es mal so, das Album verarbeitet im Prinzip das, was wir im täglichen Leben bewältigen müssen. Nicht alles läuft hier immer nach einem Plan und so sind auch die Songs auf der Platte nicht nach einem gewissen Plan entstanden. Da Nils jedoch zumeist nicht nur auf die aktuellsten Ereignisse zurückblickt, sondern auch Dinge der weiteren Vergangenheit in den Songs verarbeitet, könnte man in der Supervision wieder zu dem Schluss kommen, alles sei durch einen roten Faden geleitet.
WAGUIF beginnt mit der Frage „What´s Left“ und endet im Song “MLE” (gesprochen Emily) mit einem Satz „you are the one that remains“. Insofern stellt das Album die Frage was bleibt von uns, wenn wir früher oder später den Abgang machen müssen. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir etwas für unsere Nachkommen tun sollten. Und damit meinen wir nicht einen Sparbrief anzulegen, sondern eher elementarere Dinge. Denn unsere Nachkommen wie Emily – Nils´ Tochter in seinem Fall – werden diejenigen sein, die für unsere Ignoranz zahlen werden müssen. Alles was zwischen diesen beiden Fragen auf WAGUIF liegt sind zum Teil Anekdoten, aber auch Mahnverse, die zum Nachdenken bewegen sollen.
Das Artwork des Albums zeigt auch die Facetten des Lebens umgesetzt in einer Art Cartoon. Hier bleibt sehr viel Platz zur Eigeninterpretation und das ist auch so gewollt. Also, um konkret auf deine Frage zu antworten: Nein, es steckt kein Konzept hinter dem Album, wir sind jedoch stets bestrebt, markante Säulen eines Outputs sinnbildlich miteinander zu verzahnen, vielleicht wirkt es deshalb so durchdacht, obwohl es das eigentlich nicht wirklich ist.


Denn unsere Nachkommen werden diejenigen sein, die für unsere Ignoranz zahlen werden müssen.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


 

Holger: Betätigt sich einer eurer Jungs nebenbei noch als Zeichner für euer Cover-Artwork, oder habt ihr bereits euren eigenen Haus- und Hofmaler?

André: Nicht ganz. Für unser Cover Artwork war Christian Bögle von Killerartworx verantwortlich. Ob er noch zum Haus- und Hofmaler wird, wird sich dann zum nächsten Album zeigen, wobei wir uns da jetzt nicht wirklich festlegen wollen. Je nachdem wie unsere Wünsche und Vorstellungen zum nächsten Album stehen, werden wir einen geeigneten Mann für die Realisierung unserer grafischen Vorstellungen heranziehen. Und das wird sich ganz spontan entwickeln. Unsere Kreativität würde durch vorschnelle Einschränkungen eher behindert als gefördert werden.
Um unser Webdesign und kleinere Aufgaben in Sachen Grafiken kümmert sich meist Sebastian, da er die für diese Aufgaben nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt.

Holger: Wenn ich mir die Aufmachung eurer CD und dem dazugehörigen Promo-Material anschaue, muss ich feststellen, dass das für eine Eigenproduktion sehr professionell aussieht. Wie kommt's?

André: Naja, gerade die beiden Dienstältesten bei uns bringen natürlich schon einiges an Erfahrung mit. Dazu kommt, dass ich in Zusammenhang mit meinem Studio auch mit vielen verschiedenen Bands zu tun habe, und da tauscht man sich natürlich aus wie was am besten läuft. Wenn man da jetzt noch ein oder zwei hilfreiche Artikel aus entsprechenden Fachzeitschriften hinzufügt, ist das Rezept eigentlich fast schon vollständig! Und wenn man bedenkt, dass die Welt von Bands beinahe überflutet wird und man sich irgendwie aus der Masse abheben muss - sofern man denn irgendwo hinkommen will - gibt es nie „zu viel“. Aufwand, den man im ersten Augenblick evtl. schon als „zu viel“ empfindet, sollte eigentlich das Minimum sein das man bereit ist aufzubringen, um auf sich aufmerksam zu machen! Sei es nun, um bei einem Label nicht den Eindruck einer Hustentruppe zu hinterlassen, sondern als ernstzunehmender Partner wahrgenommen zu werden, oder einen Redakteur dazu zu bewegen sich ernsthaft mit deiner Platte auseinanderzusetzen, und nicht nach 2 Minuten hören die entsprechende Schublade zu öffnen und das dazugehörige Standardreview auszupacken.
Letztendlich spiegelt all dieser Aufwand ja auch das wieder, was uns unsere Musik selbst Wert ist. Es wäre absoluter Unsinn, Unmengen an Zeit in die Songs zu stecken und dann an dem Punkt, der ja quasi die Schnittstelle der Musik zur „Außenwelt“ darstellt, einfach aufzuhören!
Wenn man mich jetzt fragen würde „Was soll ich machen um all das zu beachten??“, kann ich eigentlich nur raten nach der Maxime zu handeln "würde ich mir selbst diese CD kaufen?". Und an diesem Punkt darf man als Band leider nicht Investitionsscheu sein! Egal ob in Sachen Geld oder Zeit, auch wenn beides nicht immer wie gewollt zu Verfügung steht. Ich kann aus einer Sache immer nur mindestens so viel herausholen, wie ich bereit bin zu investieren!


Ich kann aus einer Sache immer nur mindestens so viel herausholen, wie ich bereit bin zu investieren!

ASHES OF A LIFETIME wissen was die Zeit geschlagen hat.


 


Holger: Eure Interpretation des MetalCores ist der von MAROON, HSB oder NEAERA doch recht ähnlich. Würdet ihr das so unterschreiben wollen?

André: Wir haben uns die damals aktuellen Scheiben der besagten Bands genau angehört und versucht alles was nur geht zu kopieren..., Mist, und jetzt hast du´s auch noch bemerkt!


Holger: Euer Album in 5 Worten.


André: Mosh hard or die tryin´!

Holger: Das Intro, welches ich immer noch als überragend empfinde, verknüpft auf geschickte Art und Weise euren Bandnamen mit dem des Albums. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

André: Das ist eine ganz einfach zu beantwortende Frage. Ein sehr guter Freund von Nils ist Soldat der U.S.-Army und war wenige Abende vor seinem dritten Irak-Einsatz bei uns im Studio zu Besuch. Er stellte ähnliche Fragen wie du. „Steckt ein Konzept hinter dem Album?“, „Was bedeutet dies und das?“ und zu guter letzt die Frage, die uns auch fast immer gestellt wird: „Was verbirgt sich hinter eurem Bandnamen und diesem Albumtitel?“. An dieser Stelle sagten wir ihm, was er sich vorstelle, wenn nichts mehr übrig sei und nach einem kurzen Brainstorming seinerseits, folgte wort-wörtlich der Satz des Intros. Wir haben nichts weiter getan, als ihm die Ehre gebühren zu lassen, diesen Satz auch selbst einzusprechen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es schon irgendwie einen Gänsehaut-Faktor, besonders wenn man bedenkt, dass im Krieg sonst was passiert. Aber mittlerweile ist er zum Glück wieder unbeschadet aus dem Irak-Einsatz zurück. Das Intro umfasst also nicht nur den Bandnamen und den Titel des Albums, sondern auch eine Momentaufnahme eines Menschen, der sich in einer extremen, individuellen Situation selbst fragt, was die Bedeutung des Lebens ist und was übrig bleibt, wenn es versiegt.

Holger: Erzähl mal bitte ein wenig etwas über den Hintergrund des Songs "Grasp At Straws".


André: Den Song haben wir eigentlich nur von einem Ghostwriter geleast, aber nachdem das Stück bei den meisten Leuten so gut ankommt, sind wir schwer am Überlegen das Lied zum Ende der Vetragslaufzeit zu übernehmen!
Nein, mal im Ernst, Grasp At Straws hat unser Ex-Gitarrist Björn in einer Urfassung sozusagen als sein Vermächtnis der Band "gespendet". Ein Drittel wurde dann noch durch den Rest der Band ergänzt. Inhaltlich handelt der Song davon, für seine Ideale einzustehen, und die Kraft aufzubringen, immer wieder aufzustehen wenn man am Boden liegt. Grasp At Straws, was ja so viel wie "Nach dem Strohhalm greifen" heißt, könnte also auch sinnbildlich dafür stehen, dass wir in der Vergangenheit, trotz häufiger, ermüdender und kräftezehrender Besetzungswechsel, stets versucht haben weiterzumachen und nicht aufzugeben. Was sich bis jetzt ja auch ausgezahlt hat.
..., welche Ironie, bedenkt man, dass der Song von einem Ex-Mitglied stammt.
An dieser Stelle noch einen lieben Gruß an Björn! :-)

Holger: 
Warum sollte euch der geneigte MetalCore-Hörer seine drei hart zusammengesparten Münzen für das Album in den Klingelbeutel werfen?


André: Weil er sonst drei hart zusammengeballte Fäuste in die Schnauze bekommt.
Empfehlenswert wäre aber darüber hinaus, noch sieben weitere Münzen zusammenzusparen, da man sonst unter Garantie nur mit dicken Backen nach Hause kommen wird.  Ach ja, das Pausenbrot sollte selbstverständlicherweise auch noch mit drin sein. Und wehe es schmeckt nicht!
..., übrigens, Gewalt ist die Kapitulation des Geistes. ;-)

Holger: Wie sehen eure Pläne für die aktuelle Saison aus? Die Festivalplanung ist ja z.Zt. in vollem Gang.

André: Naja, in den meisten Fällen ist die Planung der Festival Veranstalter leider schon abgeschlossen. Zu sehen sein werden wir diesen Sommer an zwei Festivals. Dem „Baltic Sea Festival“ in Greifswald (27/28.08. Mecklenburg Vorpommern), und dem „Ten Year Fear Festival“ in Freiburg (25.09. Baden Württemberg). Sollten sich natürlich noch kurzfristig Anfragen ergeben und es sich einrichten lassen, sind wir sofort mit am Start!

Holger: Deine letzte Chance ein paar unzensierte Worte an die Leserschaft zu richten.

André: „Support the Underground!“ashesofalifetime_band2.jpg
In diesem Fall bin ich einfach mal so dreist, und nutze diese Chance mal für mich alleine, um meine Bestürzung über eine Entwicklung zum Ausdruck zu  bringen, die sich meiner Wahrnehmung in letzter Zeit immer häufiger aufgedrängt hat, und die in höchstem Maße bestürzend finde. Dem Phänomen „Pay to Play“. Ich kann kaum glauben, dass sich durch zunehmende Kapitalisierung tatsächlich ein Markt dafür entwickelt hat, Geld zu bezahlen, oder bezahlen zu müssen, um sich eine scheinbar attraktive Live-Spielposition zu erkaufen, wobei die Bands, die sich auf solche Deals einlassen, meistens eigentlich von vorne bis hinten ausgenutzt werden. Zwar sind Bands, die sich auf solche Deals einlassen in meinen Augen selbst Schuld (ich habe bisher noch keine Geschichte von einer Band gehört, die durch einen solchen Kuhhandel tatsächlich weitergekommen ist), jedoch wird es so für Bands, die solche Slots aufgrund ihrer Fähigkeiten vielleicht „verdient“ hätten, schwieriger weiterzukommen, da Geld dadurch immer mehr zum alles-entscheidenden Aufstiegskriterium wird, und nicht musikalisches Können!
Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass sich ein solches Vorgehen irgendwann bitter rächen wird. Denn wer den musikalischen Nachwuchs dermaßen schamlos ausbeutet, wird sich selbst zwangsläufig ausbluten und den Ast absägen auf dem er sitzt. Was wird denn sein, wenn all die momentan großen Bands einmal nicht mehr sind? Viele davon haben Jahre gebraucht um groß zu werden, in ihre Position hineinzuwachsen und zu dem zu werden was sie heute sind. Einen solchen Prozess kann man nicht einfach durch massenhaft Werbung ersetzen. So ein Vorgehen kann das entstehende Loch nicht füllen, und würde die großen Labels nur in die selbe Situation bringen, in die sich die Pop-Industrie vor einigen Jahren gesteuert hat: Krise, u.a. durch das Ausbleiben fähigen und authentischen Nachwuchses.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass Geld ein wesentliches Entscheidungskriterium für ein auf Wirtschaftlichkeit hin ausgerichtetes Musikunternehmen (Label, Booking-Agentur, Band etc…) ist. Auf dem jetzigen Weg findet in meinen Augen jedoch eine zunehmende Entfremdung vom eigentlichen Produkt statt, der Musik.
So, das musste ich einfach mal loswerden...
Zum Abschluss möchte ich mich noch bei dir für das Interview, und bei allen Lesern für die Aufmerksamkeit bedanken. Tut mir Leid wenn ich zum Schluss etwas politisch geworden bin. ;-)
Gegrüßt seien mir noch alle Bands mit denen wir bereits die Bühne geteilt haben, oder dies in naher Zukunft noch werden. Cheers! 

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