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name_logo.jpgAuf der Suche nach aussergewöhnlicher Musik sollte sich der aufgeschlossene Gitarrenfreund den Namen NAME ganz nach oben auf den Einkaufszettel schreiben!
Das amerikanische Trio hat mich mit seinem Debüt "Internet Killed The Audio Star" überraschen und überzeugen können (klick) und so war es an der Zeit, diese kuriose Combo einmal etwas näher zu beleuchten.

Bassist Jeremy Fareas schickte im Rekordtempo seine ausführlichen Antworten per Mail und gab interessante Einsichten einer ebenso interessanten Band. Have Fun!

Brix: Hallo Jungs, wie geht´s? Am besten stellt ihr euer Trio namens NAME erst einmal vor!

Jeremy:  Wir sind eine Band aus San Francisco, Kalifornien. Sie besteht aus mir als Bassisten, mein Bruder Wes spielt Gitarre und singt und Bobby Gibbs spielt Schlagzeug. Wir Drei machen eigentlich schon seit zehn Jahren zusammen Musik, aber erst seit 2003 als NAME. Wir sind eine Band, die versucht, den Anstand in der Musik wiederzubeleben und dabei so überzeugend wie für ein Trio nur irgend möglich herüberzukommen.

Brix: Euer aktuelles Album "Internet Killed The Audio Star" bekam in meiner Wertung satte 8 von 10 Punkten. Ich war ziemlich über die zahlreichen Musikstile, die ihr in eurer Musik vereint, verblüfft. Ich vermute, ihr hört daher auch privat so eine bunte Stil-Mischung!?! Was sind denn z.B. im Blues, Jazz oder womöglich weiteren anderen außergewöhnlichen Stilrichtungen eure Lieblingsinterpreten?

Jeremy: Ou, zu dieser Frage könnte ich mich sieben Seiten lang über bemerkenswerte Künstler literarisch auslassen, aber ich belasse es bei ein paar ausgewählten Namen, die wir in ständiger Rotation im Player haben. Zu nennen sind Dizzy Gillespie, Dave Brubeck, John Coltrane, Miles Davis, Count Basie, Jaco Pastorius, und ausserhalb dieses Genres viel Wes Montgomery, Pat Metheny, and Stu Hamm. Weiterhin hören wir SEHR viel Tom Waits; er ist immer eine ganz besondere Inspiration für uns.
Wes (der Bruder) steht vor allem auf weibliche Sängerinnen wie Sade, Scarlett Johansson, Massive Attack, Telepopmusik, Portishead and Ceú.
Dann mögen wir natürlich abgedrehtes Zeug wie Zu, Squarepusher, Aphex Twin, Sigur Ros, Zombi und The Bird and the Bee. Ganz aktuell fahre ich auf The Dead Weather, Atoms For Peace, Jay-Z and Old Crow Medicine Show ab. Da hatte ich die Chance, diese Bands alle letztens auf dem Coachella Festvial zu sehen und das war einfach nur brilliant.
Eigentlich hören wir kaum harte Musik; unsere Inspiration kommt eher aus den skurrilen Ecken der Musik.

name_1.jpgBrix: Wie lange hat der Songwriting-Prozess zu "IKTAS" gedauert?

Jeremy: Wir brauchten hierfür doch ganze vier Jahre. Aber nicht alle Songs benötigten diese Zeit. Wir sind so furchtbar pedantisch mit unserem Sound, daß es manchmal Monate dauern kann, um 15 Sekunden Material zur Veröffentlichung zusamnmen zu bekommen. Dann wiederum haben wir an einem Tag gleich zwei Songs fertig. Egal was wir einspielen, es darf nicht gezwungen, sondern muss gefühlt sein. 
Beispielsweise hatten wir am Song "Spark of Divinity" sieben Jahre lang gebastelt, nur um ihn dann erneut zu überarbeiten -  aber nun besitzt er mehr Leben als je zuvor. Die drei letzten Songs des Albums waren bereits in zwei Tagen fertig und das hat ebenso prima geklappt.
Ich weiß, wir haben einen riesigen Batzen an Zeit verwendet, um das ganze Material zu sammeln, aber wir wollten wirklich sicher gehen, daß letzten Endes alles zu unserer eigenen Zufriedenheit geraten ist. Und wie ich zuvor bereits erwähnte: Wir sind selbst unsere größten Kritiker und deshalb mussten wir zu 110% sicher gehen, daß wir glücklich damit waren.

Brix: Kommen wir zum Titel der CD: Dieser erinnert mich zwangsläufig an den BUGGLES-Klassiker "Video Killed The Radio Star" und ich denke, das ist wohl kein Zufall. Auf der einen Seite habt ihr recht, da viele Hörer kaum noch Original-CDs (oder gar Vinyl) im CD-Regal stehen haben, sondern digitale Medien auf dem iPod, Handy usw. nutzen. Andererseits ist die Verbreitung durch Internet und Co. auch von Vorteil und eine unbekanntere Band kann so mehr Leute erreichen. Wie denkst du darüber?

Jeremy: Klar ist der Titel an den BUGGLES-Song angelehnt. Für uns bedeutet dieser Titel das Ende einer Generation und der Beginn einer neuen, anspruchsvollen und unsicheren Zukunft. Der Song "Video Killed The Radio Star" zur damaligen Zeit beschrieb, wie sich die Zeiten änderten und wie andere Medienformen verwirklicht wurden. Gleichzeitig wussten die Leute damals noch nicht, was daraus aus ihrer Musik werden würde. Spulen wir die Zeit ein paar Jahrzehnte nach vorne wiederholt sich die Geschichte:
Die Art und Weise, wie Musik uns erreicht ist mittlerweile völlig anders als es jemals war. Alle Medien sind leicht zugänglich und schnelllebig. Jedermann ist plötzlich online angekopppelt, was seine guten und schlechten Seiten hat.
Die positive Seite daran ist, daß unabhängige Künstler somit verdientermaßen ein neues Forum erschliessen können und somit Leute neue Genres und Bands entdecken können, zu denen sie normalerweise nicht kommen würden. Gleichermaßen verlassen sich viele Bands auf ihre myspace-Seiten und die digitalen Downloads und vergessen hierbei, wie wichtig es ist, zu Touren und ihre Kunst somit lebendig zu machen.


Viele Bands verlassen sich auf ihre myspace-Seiten und die digitalen Downloads und vergessen hierbei, wie wichtig es ist, zu Touren und ihre Kunst somit lebendig zu machen.

Live Is Life! NAME wissen, worauf es ankommt


Brix: Was steckt hinter dem viergeteilten "Empathic Communicator"?

Jeremy: Ich habe das Konzept von "The Empathic Communicator" (ein Buch von William Smiley Howell, Anm.d.Red.) erforscht und habe dabei erstaunliche Informationen das Gehirn betreffend und wie es mit Gedanken umgeht, gesammelt. Die Gedanken sind in vier Stadien des Bewusstseins aufgeteilt und ich dachte mir, daß es ein unmögliches Unterfangen wäre, aus diesem Thema musikalisch etwas zu mnachen. Also gab ich meine Idee an Wes weiter, der diese sofort liebte. So musste es auch unbedingt ein in vier Teile gesplitteter Song werden, der vier sehr unterschiedliche Identitäten zu einem übergeordneten Thema haben sollte. Ich hatte ein paar vage Ideen, wo ich hinwollte und Wes half mir, die Übergänge zu finden, damit es flüssiger und sinnvvoller wurde.
Er bemühte sich zudem wirklich sehr mit den textlichen Aspekten und erschuf seine eigene Geschichte. Ich mag sehr, was er textlich daraus
gemacht hat und das sage ich nicht nur, weil er mein Bruder ist. Er gab dem Lied ganz entscheidend mehr Leben.
Und der Grund, warum der Track in vier Teile gegliedert wurde, war ganz einfach dieser, dass er sonst auf eine Länge von 23 Minuten gekommen wäre und hinsichtlich der Aufmerksamkeitsspanne des Hörers es einfacher war, vier einzelne Tracks anzubieten, die er je nach Laune auswählen kann. Es war definitiv das aufregendste und herausforderndste Projekt an dem wir je gearbeitet haben! 

Brix: Ein weiterer Titel heisst "My Sweetheart, The Whore". Hatte eines der Bandmitglieder etwa schon mal größere Probleme mit Frauen?

Jeremy: Haha, nein, aber das ist eine berechtigte Frage! Wes´ Texte sind immer sehr mysteriös gehalten und sollten niemals wörtlich genommen werden. Aber somit macht er sie zu interessanten und provokanten Stücken. Dieser Song im speziellen beschreibt eher im Allgemeinen die Dualität der Dinge, nicht zwangsläufig in Sachen Liebe oder Leidenschaft.


Wes´ Texte sind immer sehr mysteriös gehalten und sollten niemals wörtlich genommen werden.

 NAME passen sich textlich ihrer wirren Musik an


Brix: Und was kannst du zum Song "Dave Mustaine" erzählen? Ist es eine Hommage oder eine Verhöhnung des legendären MEGADETH-Frontmanns?

Jeremy: Ich werd dir erklären, wie es zu diesem Songtitel kam, scheinbar sorgt er für eine Menge Missverständnisse. Jedesmal, wenn wir einem Song sein ursprüngliches Gerüst geben, bekommt er Arbeitstitel in Form von Sigourney Weaver-Filmtiteln (ohne Witze!). Das geschieht deshalb, weil es für uns einfacher ist, mit Arbeitstiteln zu arbeiten und weil Sigourney Weaver einfach nur verdammt brilliant ist!
Dieser Song bekam also den Arbeitstitel "Dave" und nachdem wir diesen eigentlich ernsten Metal-Song aufgenommen hatten, der urplötzlich in diesen eigentlich unpassenden Dance-Part am Ende mündet, erschien er letzten Endes ein wenig lächerlich, aber genau dieses Feeling lieben wir *haha*.
Gleichzeitig sahen wir das MEGADETH-Video von "No More Mr. Nice Guy" und dies ergab für uns dann zu diesem Song einen Sinn: Dieses Video ist furchtbar abgedroschen und steht mit einem solch seriösen Metaller wie Dave Mustaine in keinerlei Kontext. Aber dann gibt es dieses bescheuerte Video und du kannst einfach nur darüber lachen. Das blieb dann bei uns hängen - also ist es weder eine Hommage noch eine Beleidigung.

name_jeremy.jpgBrix: Wird es denn bald eine Möglichkeit geben, euch in europäischen Gefilden auf der Bühne zu sehen? 

Jeremy: Nun, unser Album wurde gerade erst am 19.April bei euch veröffentlicht und wir hoffen noch in Bälde bei euch spielen zu können. Wir bedanken uns bei euch für die unglaublichen Resonanzen und können es kaum erwarten, eure wunderschönen Gesichter zu sehen zu bekommen, um sie dann mit unserer Musik weglöten zu können! Bis dahin: Danke für das Interesse an uns und das Interview!

Brix: Vielen Dank auch an euch für die Beantwortung der Fragen; die letzten Worte gehören euch:

Jeremy: Wir heißen jeden willkommen, der sich die Zeit genommen hat, um unsere Musik zu hören oder versucht hat, zu verstehen, wo wir musikalisch herkommen. Eure Unterstützung bedeutet uns eine ganze Menge. Bitte helft weiterhin, unabhängige Künstler in der ganzen Welt zu unterstützen, besucht die Shows, entdeckt auf eigene Faust neue Musik. Sammelt Inspirationen aus allen möglichen kuriosen Ecken; man weiß nie, was man findet oder wie es auf einen wirken kann. Ich werd meinen Kasten nun abschalten, danke euch nochmals!

 

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