Interview mit Amok (Onheil)

onheil2.jpg"Schwarzmetallisches aus den Niederlanden" - da fallen wohl den wenigsten von euch auf Anhieb relevante Namen ein.
Wie gut, daß sich ONHEIL daran machen, dies grundlegend ändern und einen fetten, schwarzen Punkt im BeNeLux-Bereich setzen wollen. Gute Todesblei-Combos gibt es schliesslich einige, aber ONHEIL werden im Extrem-Sektor auch für Aufsehen sorgen!
Denn das neueste Album "Razor" (Review) konnte mich bereits überzeugen und so war ich auf die Antworten von Frontkrächz Amok per Mail-Interview recht gespannt.
Aber lest selbst, was er zur Band selbst, dem neuen Album und der holländischen Szene zu sagen hat:

Brix: Hallo! Erst einmal "Vielen Dank" im Voraus, daß du dir die Zeit für Neckbreaker nimmst!
Im der Black Metal-Szene ist es sicherlich einzigartig, daß eine Band gleich drei Gitarristen auf der Bühne hat - wie kam es zu dieser Idee?

Amok: Nun, der Sound von ONHEIL war schon immer sehr melodisch und es wurden viele Harmonien verwendet. Aber wenn die beiden Gitarren diese Melodien spielen, bleiben nur noch Bass und Schlagzeug für den Rest der Musik übrig - diese Löcher haben wir durch eine dritte Gitarre, die dann weiter den Part der Rhythmus-Gitarre spielt, gefüllt.
Ausserdem haben wir 2007 beschlossen, uns mit MARTYR, einer Band, in der manche ONHEIL-Musiker ebenso aktiv waren, zu verbinden. Daraus entstanden sich dann die neuen ONHEIL!

Brix: Offensichtlich umfassen eure Einflüsse die Bereiche des Black- als auch des Heavy Metals à la IRON MAIDEN (und das nicht nur aufgrund der drei Gitarren!). Kannst du denn noch weitere Stile oder Bands nennen, die euch merklich beeinflusst haben?

Amok: Wir spielen eigentlich einfach nur die Musik, auf die wir selbst stehen - da achten wir gar nicht mal so auf andere Bands. Lieber wollen wir unseren ureigenen Stil spielen, anstatt andere Bands zu kopieren.
Da kann ich auch keine speziellen Bands nennen, die uns beeinflussen. Jeder bei ONHEIL mag die verschiedensten Black- und Death-Metal-Bands, als auch Thrash- und Heavy Metal. So haben wir wohl die hundert, vielleicht auch tausend Bands zusammengeworfen und etwas ganz Neues daraus kreiert. onheil_-_razor.jpg

Brix: Eure neue Scheibe "Razor" habe ich mit 8 / 10 Punkten bewertet! Diese Mischung aus sowohl ballerndem als auch melodischem Black Metal hat mich sofort eingenommen! Wie zufrieden seit ihr im Nachhinein gesehen mit der CD?

Amok: Freut mich zu hören, daß dir "Razor" gefallen hat! Du hast die perfekte Beschreibung für unseren Sound gefunden, auch wenn wir uns selbst nicht als pure Black Metal-Band betrachten.
Sicherlich ist unsere Musik schnell und aggressiv, aber durch Hinzunahme der Melodien und langsameren Parts wollten wir das Album von Anfang bis Ende spannend halten. Grundsätzlich ist es so: Wenn es gut klingt, verwenden wir es! Egal, auf welchen Stil es dann letztendlich herauslaufen sollte. Dennoch sind wir mit dem Black Metal der Neunziger groß geworden, was den erhöhten Anteil in unserer Musik wohl erklärt.
Ich für meinen Teil bin zu 100% mit den neuen Songs zufrieden. Ich weiß, das klingt jetzt zwar abgedroschen, aber ich denke, wir haben das beste Material seit dem zehnjährigen Bestehen von ONHEIL geschrieben!
Der Sound von "Razor" passt auch einfach am besten zu uns. Er ist aggressiv, "in your face", aber gleichzeitig klar und dynamisch. Das bewirkt bei uns ein sehr ehrliches und authentisches Gefühl zur Musik, viel mehr als so manche überproduzierten und regelrecht zahmen Alben, die man in letzter zeit zu hören bekommt.

Brix: Die Tracks "As Hope Dies", "Razor" und "Pad der Verdoemnis" sind dabei meine Lieblingssongs auf dem Album; für mich die Paradebeispiele eures Stils: Kraftvoll, aggressiv aber stets melodisch und nachvollziehbar.
Woher kam eigentlich die Idee, einen Song in eurer Muttersprache aufzunehmen? 

Amok: Wir hatten bereits auf unseren Demos drei holländisch-sprachige Songs aufgenommen, also ist dies nichts wirklich Neues bei uns. Aber dies sollte natürlich auch zu dem jeweiligen Song passen und meiner Meinung nach klingt es düsterer und derber als Englisch.
Als die Musik zu "Pad der Verdoemnis" im Kasten war, wussten wir bereits, daß dies ein weiterer Kandidat hierfür wäre - wir werden wohl auch in Zukunft weitere niederländische Tracks schreiben.

Brix: Black Metal aus den Niederlanden ist ja bei weitem nicht so populär in Europa, als es beispielsweise Death Metal ist. Bands wie ASPHYX oder GOREFEST haben sich ihre Namen über Jahrzehnte erspielt.
Glaubst du, daß ONHEIL dies grundlegend ändern können? 

Amok: Ich bin davon überzeugt, daß wir mit "Razor" ein gutes Album und unseren eigenen Stil kreiert haben. Aber ob das so viele mögen werden, kann ich nicht sagen! Die Reaktionen darauf waren jedenfalls schon mal großartig - jetzt heisst es ganz einfach: Abwarten!
Letzten Endes wollen wir einfach nur Musik spielen, von der wir selbst überzeugt sind, und da ist es uns egal, ob die Leute es mögen oder nicht! 
Aber natürlich ist es für die Live-Shows schon besser, wenn eine Meute für uns vor der Bühne steht, hehe. onheil1.jpg

Brix: Welche anderen Black Metal-Bands aus der BeNeLux-Gegend kannst du denn unseren Lesern empfehlen? 

Amok: (Alte) CIRITH GORGOR, ISRATHOUM, SINGS OF DARKNESS, SAECULUM, KLUDDE, GORATH WARLUST (R.I.P.) und MARTYR (R.I.P.) sind die Bands, die mir als erstes einfallen würden; wahrscheinlich vergesse ich jetzt noch einige andere. Jedenfalls sind dies alle Black Metal-Bands, die ebenso ihren eigenen Stil geschaffen haben.
Andere Bands, die zwar nicht unbedingt dem Black Metal zugehörig sind, aber dennoch erwähnt werden sollten, sind GOD DETHRONED, SINISTER und DETONATION.

Brix: Ihr habt ja bereits mit so etablierten Bands wie ENTOMBED, VADER und BELPHEGOR die Bühne geteilt - welche andere Bands sind für euch ein unerfüllter Traum? 

Amok: Ja, diese Shows waren wirklich sehr geil! Eigentlich ist ja jede Show mit einer bekannteren Band cool, aber mein persönlicher Traum wären IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, GORGOROTH, IMPALED NAZARENE, NAGLFAR und HYPOCRISY.  
Weiterhin DARKTHRONE, DISSECTION oder IN FLAMES, wenn die noch Death Metal spielen würden. Natürlich sind die letztgenannten Bands ziemlich unwahrscheinlich Zwinkernd.

Brix: Wie sieht es denn in nächster Zeit in Sachen "Bühnenpräsenz in Deutschland" aus, sei es auf einer Tour oder Festivals?

Amok: Also wie es derzeit aussieht, steigt das Interesse an uns in Deutschland, so daß wir dort bald wohl ein paar Shows spielen werden. Jetzt werden wir erst mal zusehen, daß wir generell Shows spielen können und Ende des Jahres soll dann Deutschland an der Reihe sein. 2010 ist dann das Ziel, ein paar Festivals spielen zu können - es gibt bereits Gespräche mit dem PARTY SAN, jedoch ist noch nichts bestätigt. Schau mer mal!

Brix: Dann bedanke ich mich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche ONHEIL alles Gute für die Zukunft! Ich hoffe, wir sehen uns demnächst!

Amok: Vielen Dank für das Interview und somit dem Präsentieren ONHEIL´s in Deutschland! Ich wünsche NECKBREAKER nur das Beste!

"Hail Metal!"

 

Kategorie: Interviews