Interview mit Deafon und Cailen (Adorned Graves)

interview adornedgraves 01ADORNED GRAVES aus Kaiserslautern brachten kürzlich mit „The Earth Hath Opened Her Mouth“ eines der besten UND abwechslungsreichsten Metal-Alben aus deutschen Landen der letzten Jahre heraus. Außergewöhnlich ist auch, dass nahezu bei jedem Song ein Gastsänger fungiert.
Das macht die Band um den ehemaligen PRÜGELPRINZ und HANOM-Gitarristen Wormser zu etwas Besonderem. Das Brüderpaar Deafon und Cailen stand Rede und Antwort.

Ralf: Hi, zuerst möchte ich Euch zur hervorragenden, neuen CD „The Earth Hath Opened her Mouth“ gratulieren. Wie waren die Reaktionen bisher?

Hallo Ralf! Vielen Dank, die Reaktionen waren weitestgehend überwältigend. Wir haben mit dieser Veröffentlichung den Nerv vieler Metal-Fans getroffen. Dass unser „Gravesstyle“ dermaßen gut ankommt freut uns natürlich sehr!

Ralf: Ihr habt nur 150 Exemplare pressen lassen, die dürften mittlerweile sold out sein. Wird es Nachschub geben und wie schaut's mit Vinyl aus?

Es waren noch ein paar Exemplare mehr für Promozwecke. Aber verkauft haben wir nur diese 150 und ja, inzwischen sind sie vergriffen. Derzeit ist kein Nachschub vorgesehen, aber natürlich kann man das Album online bei den meisten Anbietern bekommen (Bandcamp, Amazon, Spotify usw.). In Zukunft würden wir eher mit einem Vertrieb oder Label zusammenzuarbeiten, das könnte gerade zum Thema Vinyl interessant sein.

Ralf: Ihr habt als reinrassige Thrashband angefangen. Wie kam es damals zur Gründung und wer hatte die Idee mit dem Bandnamen?

Deafon: Gute Frage, denn das ist lange her. Mein Bruder und ich haben schon immer zusammen musiziert und einfach drauf los gespielt. Unsere erste Band hieß ASCENSION, die gründeten wir mit unserem Freundeskreis. Als Cailen die Idee zu ADORNED GRAVES hatte, war das aber der eigentliche Beginn.

Cailen: Stimmt. Damals ärgerte ich mich ziemlich über die Scheinheiligkeit und Oberflächlichkeit mancher Zeitgenossen. Dabei bin ich über eine Textstelle im Neuen Testament gestolpert, wo Jesus eine religiöse Gruppe der damaligen Zeit als "dekorierte oder geschmückte Gräber" bezeichnete, die äußerlich den schönen Schein wahren, innerlich aber völlig verrottet sind. Die Idee gefiel mir gleich recht gut und die englische Bezeichnung ADORNED GRAVES schrie förmlich nach einem neuen Namen für 'ne Metalband.

Deafon: Das müsste 1993 gewesen sein und um diese Zeit entstand auch unser prägender Song "Adorned Graves". Wir spielten zwar nie puren Thrash aber das war der stärkste Einfluss. Im Jahr 1998 hatten wir einen festen Bassisten am Start und versuchten uns an ersten Aufnahmen, die dann unter dem schlichten Namen "Demo 98" intern auf Kassette gespielt wurden.

Ralf: Wann kamt ihr auf die Idee mit den ganzen Gastsängern?

Im Grunde gab es das bei uns schon immer, nur im kleineren Rahmen. Wir hatten bereits auf unserer ersten EP Kalle Keller (damals Bassist bei HAMMER KING) als Gast am Mikro und auch auf dem Debutalbum überlegt, welcher Sänger welchen Song gut rüberbringen könnte sowie Kontakte geknüpft. Auf „Being Towards A River“ (2020) haben wir dann konkret Leute angeschrieben, die unsere Erwartungen sogar übertreffen konnten. Wir sind selbst überrascht darüber, wie harmonisch das Ganze funktioniert. Es war nicht unbedingt der Plan mit derart vielen Sänger/innen aber das hat sich mit der Zeit so ergeben und wir sind glücklich darüber. Trotzdem möchten wir uns auch treu bleiben: Wir möchten unsere eigene Kauzigkeit am Mikro weiterhin rüberbringen und außerdem unsere ruppige Art beibehalten.

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Ralf: Wie kommt der Kontakt zu den Sängern zustande? Wählt ihr einfach einen Sänger aus, der passend wäre und schreibt in einfach an?

So in der Art, ja. Wir überlegen, wer am Besten passen könnte und dann werden wir tätig. Wir schauen dabei auch, ob es irgendeinen Bezug zur jeweiligen Band gibt.

Ralf: Gab es auch „Körbe“ seitens der Vokalisten und wer steht ganz oben auf Eurer Wunschliste, den ihr aber noch nicht gefragt habt?

Klar, kann es vorkommen, dass man nicht zusammenkommt. Aber das kann unterschiedliche Gründe haben. Meistens hat es aber geklappt. Wünsche hätte man schon noch aber die sind dann unrealistisch oder aus der Zeit gefallen, haha.

Ralf: Es gab ja seit dem Vorgänger keine Liveauftritte. Wie lässt sich sowas umsetzen, falls ihr plant dies auf die Bühne zu bringen?

Das ist eine gute Frage. Der Anspruch der CD mit den beteiligten Sänger/innen lässt sich live nicht so einfach umsetzen. Ansonsten müsste man einfach drauf los spielen wie früher, mit dem was man hat. Ein Traum wäre es natürlich, den geeigneten Mann am Mikro zu finden, der zu uns und unserer Musik passt. Falls der Frontmann-Posten weiterhin unbesetzt bleibt, sollten wir uns für Liveauftritte aber einen zweiten Namen zulegen, um etwas Druck und Erwartungen zu mindern, haha.

Ralf: „The Earth Hath Opened Her Mouth“ ist ja ein Zitat aus der Bibel, nehme ich an. Passt das nicht hervorragend zum aktuellen Zustand unserer Erde?

Stimmt. Das Zitat stammt aus dem Alten Testament und stammt aus "The Lost Song", der bisher noch nicht veröffentlicht wurde und der die ganze Geschichte enthüllt. Nur so viel: Das Zitat beschreibt, dass die Erde schreit und die Verbrechen und Ungerechtigkeiten der Menschheit verschlingt oder in sich aufnimmt oder verbirgt. Wenn du das auf den aktuellen Zustand unseres Planeten beziehst, ist das eine gute und sehr passende Assoziation. In meinen Texten bediene ich mich oft der bildhaften Sprache, damit jeder seine eigenen Vorstellungen mit einbinden kann.

Ralf: Ihr verarbeitet ja bekanntlich diverse Stile in Eurer Musik. Wo sind da Eure Grenzen?

Cailen: Wir sind eine Old-School-Metal Band und meine persönlichen Grenzen wären da im Glam, Crossover, Nu Metal, Black Metal oder Grunge Bereich, obwohl ich die Musik teilweise schon mal gerne höre. Vieles, was nach 1993 veröffentlicht oder neu entdeckt wurde, liegt mir selbst nicht so. Ausnahmen sind natürlich der Gothic- Folk- und Death Metal.

Deafon: Mir gefallen viele Stilrichtungen und ich setze mir nicht bewusst eine Grenze. Da Old-School-Metal dabei den größten Raum einnimmt und ausreichend Abwechslung (von Doom bis Thrash) bietet, wird dieser voraussichtlich auch weiterhin in unserer Musik dominieren.

Ralf: Habt ihr bereits Ideen für das nächste Album?

Ja, wir sind immer am planen, die Ideen gehen uns nicht aus :-))

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Ralf: Wer hat Euch damals mit dem Metalvirus infiziert?

Cailen: Für mich waren das zunächst das Radio und RAM JAM - Black Betty, JOAN JETT - I Love Rock N Roll, später die Alben der SCORPIONS mit „World Wide Live“, AC/DC mit „Blow Up Your Video“ und vor allem WARLOCK, „Triumph And Agony“. Dann wurden meine Vorlieben immer härter und schneller.

Deafon: Ich habe mich als Kind schon für Musik interessiert. Als dann in der 5. Klasse jemand ein Tape auf der Klassenfahrt dabei hatte, mit AC/DC und JOAN JETT drauf, wusste ich, was mich begeistert und ahnte, dass es davon mehr geben würde. Es folgten die SCORPIONS, BON JOVI Und WARLOCK. HELLOWEEN und IRON MAIDEN fungierten als erste Lieblingsbands.

Bildquelle: Band

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