Interview mit Paul Mahon (The Answer)

20230424 interview paulMahon 00THE ANSWER sind 2023 endlich mit neuer Musik zurück und das Album "Sundowners" konnte uns vollends überzeuge. Da wurde es auch höchste Zeit nochmal mit dem Gitarristen Paul Mahon ein wenig zu quatschen. 

Pascal: Wie fühlte es sich an, nach so langer Zeit wieder für neue Musik zusammenzukommen?

Paul: Es war schon allein großartig, wieder alle zusammen in einem Raum zu sein, nach all der Zeit. Musikalisch waren wir zwar etwas eingerostet, aber auch aufgeregt und neugierig zu sehen, was am Ende musikalisch rauskommt. Es hat ein paar Sessions gedauert, bis wir wieder richtig in Schwung gekommen sind und den Rost abgeschüttelt haben, aber wir haben es geschafft und überraschenderweise sind viele Songs aus diesen ersten zwei oder drei Sessions entstanden.

Pascal: Wenn ich die Songs höre, habe ich das Gefühl, dass ihr alle viel Spaß bei den Aufnahmen habt. Stimmt das? Ich meine... Songwriting und vor allem Aufnahme-Sessions können ja auch sehr hart sein.

Paul: Ja, es hat Spaß gemacht und war wahrscheinlich die am wenigsten stressige Platte, die wir je gemacht haben. Normalerweise fühle ich mich am Ende eines Albums so, als wäre ich ausgeblutet und bereit für die Irrenanstalt. Wenn ich mich nicht so fühle, bedeutet das normalerweise, dass das Album nicht gut ist, aber dieses Mal habe ich mich nicht so gefühlt, und das Album ist ziemlich gut. Das Schreiben der Songs war diesmal anstrengender als das Aufnehmen. Wir begannen vor Covid mit dem Songwriting und hatten vielleicht vier bis fünf Songs, bevor es zum Lockdown kam. Um mit dem Schreiben weiterzumachen, trafen wir uns einmal pro Woche via Zoom und arbeiteten an Ideen, das ging so lange hin und her, bis wir uns nochmal treffen konnten. Wir hatten dann eine Woche im Sommer 2020 für die Demo-Tracks und dann ein weiteres Jahr Zoom-Songwriting-Sessions. Im Sommer 2021 gab es dann eine weitere Woche für Demo-Tracks, und anschließend ging es ins Studio, um die Platte zu machen. Wir haben live auf Band aufgenommen. Vielleicht ist das die richtige Art, ein Album zu schreiben und aufzunehmen.

Pascal: Was hast du in den sechs Jahren so getrieben?

Paul: Ich habe es ruhig angehen lassen, ich hatte gerade einen Sohn bekommen, der mich beschäftigt hielt. Ich habe auch ein klein wenig produziert und gemixt. Außerdem habe ich ein elektronisches Musikprojekt wieder aufgegriffen, das ich vor THE ANSWER hatte.

Pascal: Bist du froh darüber, mit THE ANSWER wieder loszulegen?

Paul: Ja, es hat sich wie eine lange Zeit angefühlt! Es war eine harte Zeit, mit einer Band einfach aufzuhören, nachdem man 20 Jahre dort gespielt hat. Ich hatte das Gefühl, dass wir etwas Unerledigtes hatten und jetzt sind wir wieder im Geschäft.

Pascal: Freust du dich auf die anstehende Tournee?

Paul: Ja! Ich habe das Touren wirklich vermisst! Es war eine tolle Möglichkeit, die Welt zu sehen und Musik zu machen! Ich mag es, jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, besonders in Europa, wo es jeden Tag ein anderes Land sein kann. Das Essen, die Kultur und das Bier sind alle unterschiedlich.

Pascal: Was ist dein persönlicher Favorit auf “Sundowners”?

Paul: Ich habe ein paar Favoriten darauf. “Cold Heart” ist mit dabei, ein perfekter Mix aus dem, wo THE ANSWER gestartet sind und wo wir heute sind und uns weiter vorwärts bewegen. Ich mag auch “All Together” total und “Get Back On It”. Es war eine sehr simple Nummer, aber ich mag die Sounds und wie wir es geschafft haben, eine einfache Idee so auszuarbeiten und sie interessant und fesselnd zu halten.

Pascal: Wer spielt die Mundharmonika auf dem Album?

Paul: Das ist “Blind Boy” Cormac Neeson! Er war schon immer der Mundharmonikaspieler der Band und hat es auf diesem Album wirklich auf das nächste Level gehoben.

Pascal: Deine Soli sind stets cool und melodisch und für mein Empfinden immer “Auf den Punkt” für den jeweiligen Song. Also nie zu lange, aber auch nie zu kurz. Ist es schwer, den richtigen Punkt für ein Solo zu finden?

Paul: Der Song diktiert in der Regel das Solo, aber manchmal kommt man schon beim Jammen auf coole Ideen, die zur Stimmung des Songs passen. Manchmal, wenn ich auf diese Weise keine guten Ideen bekomme, schaue ich mir die Akkorde des Songs an, arbeite diese aus und sehe, ob ich auf diese Weise weiterkomme. Manchmal singe ich auch über die Songtitel und schaue, ob ich damit aus den üblichen Gitarren-Klischees herauskomme.

Pascal: Wie schreibst du deine Soli? Mehr nach Gefühl oder mehr Technik und Harmonie?

Paul: Ich gehe das auf beide Arten an. Der Kern des Solos entsteht häufig beim Jammen. Wenn auf diese Weise nichts Aufregendes passiert, gehe ich genauer vor und schaue mir die Harmonie an, um zu sehen, ob ich auf diese Weise ein paar Ideen finden kann.

Pascal: Hast du dir das Spielen selbst beigebracht oder hattest du Unterricht?

Paul: Anfangs, ja, nach ein bis zwei Jahren nahm ich dann für vier Jahre Unterricht bei einem Lehrer. Das war für viele Bereiche sehr hilfreich: Technik, Theorie, Komposition. Es hat mir in jedem Fall direkt mit THE ANSWER geholfen und mir verschiedene Richtungen aufgezeigt, die ich einschlagen könnte, wenn ich wollte.

Pascal: Was hältst du von Spotify und Co?

Paul: Ich bin kein großer Fan von Spotify. Ich denke, wenn man den Leuten die Möglichkeit gibt, nicht für Musik zu bezahlen, indem sie z.B. einen Werbeclip schauen, dann werden sie das auch nutzen. Spotify könnte mehr tun, um die Künstler zu entlohnen, die es ihnen ermöglichen, ein so großes globales Unternehmen zu sein. Vielleicht ist es gut, wenn man ein unabhängiger Künstler ist, da man seine Musik einfach auf Spotify veröffentlichen kann und keine Plattenfirma benötigt. Aber es ist eine Plattform, von der vor allem die größeren Künstler profitieren.

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(Quelle Fotos: cmm)

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