Interview mit Max Seipke (Tormentor)

interview tormentorEin Interview mit Max wollte ich bereits seit einer halben Ewigkeit führen. Warum es bisher nicht dazu kam, kann ich gar nicht so genau sagen. Nun hat es endlich geklappt. Und im Folgenden könnt ihr seine Antworten zu Fragen wie es ist in jungen Jahren schon eine Band zu haben und alles zur aktuellen EP „Crown Of Shame“ lesen.

Matthias: Hallo Max, danke für das Interview schön, dass es endlich geklappt hat. Wie geht es dir?

Max: Hallo Matthias! Ich freue mich ebenso, dass es geklappt hat. Mir geht es gut, danke.

Matthias: Lass uns direkt zur Sache kommen. Zwischen eurer neuen EP „Crown Of Shame“, die am 12.11. veröffentlicht wird, und eurem zweiten Album „Morbid Realization“ liegen ganze 4 Jahre. Würdest du dir wünschen, dass es schneller ginge oder findest du es gut, dass die Songs dadurch Zeit zum Reifen haben?

Max: Nun, das wird das letzte Mal sein, dass wir so eine lange Pause zwischen den Veröffentlichungen haben. In diesen vier Jahren haben wir nämlich auch Veränderungen angestrebt. So kam es, dass wir zum ersten Mal komplett alleine produziert haben und Evil von evil production für das Mastering zuständig war. Sich in das Recorden einzuarbeiten, bedarf etwas Zeit und natürlich die Beschaffung des nötigen Equipments. Die Songs waren Ende 2019 alle fertig geschrieben und als wir in die Proben und Pre-production gehen wollten, kam uns Corona dazwischen, weshalb wir erst Anfang dieses Jahres mit den Aufnahmen gestartet sind. Die Songs selbst sind großteils alle 2018/2019 geschrieben worden.

Matthias: „Crown Of Shame“ ist eure vierte Veröffentlichung aber erst eure erste EP. War das so geplant oder hat es sich einfach so ergeben?

Max: Wir haben die EP quasi als Testlauf betrachtet, da wir zum ersten Mal alleine produziert haben. Zudem haben wir uns musikalisch weiterentwickelt und wollten diese fünf Songs nicht zu lange schlummern lassen. Wir haben mit der EP das nächste Kapitel unserer Geschichte aufgeschlagen und ein neues Album ist bereits in Planung.

Matthias: Lass uns ein wenig über die Songs auf der EP sprechen. Ich finde, dass eure Einflüsse durchaus zu hören sind. Andererseits habt ihr auch zwei Stücke wie „Slaved To The Core“ und vor allem „The Burden And The Grief“ auf der Scheibe, die aus dem Rahmen fallen. Können wir denn in Zukunft mehr in dieser Art erwarten?

Max: Ja, das kann man durchaus. Wir haben unser musikalisches Spektrum erweitert und finden immer mehr Gefallen daran, Einflüsse aus dem Black und Death Metal oder auch moderne Melodien mit einzubauen. Wir wollen uns nicht mehr nur auf Thrash Metal limitieren.

Matthias: „The Burden And The Grief“ ist meine Lieblingsnummer auf der EP. Du hast mir neulich schon geschrieben, dass ihr sehr stolz auf den Song seid. Kannst du mir etwas mehr über das Stück erzählen? Auch was den Text angeht, scheint es sehr interessant zu sein.

Max: Der Song wurde als Letztes für diese EP geschrieben, denn anfangs war eigentlich keine fünfte Nummer geplant.

Ich denke, jeder Mensch hat schon Situationen erlebt, die das Leben von heute auf morgen um 180 Grad gedreht haben. Mir hilft es da unheimlich, die Emotionen und Gefühle in Texten und Musik auszulassen. So ist dieser Song entstanden. Als ich die ersten Zeilen für den Text hatte, wusste ich, wo ich musikalisch hin möchte. Und in der Produktion ist dann quasi alles komplett aufgegangen, da wir dort noch viele Details untergebracht haben, die wir vorher nicht auf dem Schirm hatten. Es ist wahrscheinlich der persönlichste Song, den ich bisher geschrieben habe und er hat mir geholfen, Sachen zu verarbeiten und nach vorne zu blicken, darum bin ich sehr stolz auf diesen Track.

Matthias: Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte und wie wichtig sind sie dir? Es gibt ja Künstler, für die das Texten eher eine lästige Pflicht ist.

Max: Inspiration kommt von überall. Da lege ich mich nicht fest. Bei dem Titelsong und dem letzten Song sind es eigene Erfahrungen und Emotionen, die in Texte geflossen sind. Der Opener wiederum ist ein optimistischer Blick nach vorne in der derzeitigen Corona Situation, mit Bezug auf die Musik und Kulturszene. Wir halten alle zusammen und wir wollen das zusammen durchstehen, um wieder ungehindert das zu machen, was wir lieben, auch wenn einen das auch fertig und traurig macht und man sich in viel Geduld üben muss.
Texten empfinde ich nicht als Last. Ich bin immer sehr froh, wenn ich einen weiteren guten Text fertig habe. Manche schreiben sich fast von selbst und manche brauchen eben ihre Zeit.

Matthias: Auf „Violent World“ (2012) habt ihr unter anderem das Thema Schulmassaker besungen und „Tormentor“ von KREATOR gecovert. Kannst du dich noch an die Resonanzen erinnern?

Max: Die Resonanzen würde ich heute als gemischt bezeichnen. Es waren viele gute Kritiken zu lesen und einige die uns hart in die Mangel genommen haben. Es war unser Debütalbum und wir waren noch sehr jung. Sodom oder Kreator waren auch noch deutlich beeinflusst von Venom und Slayer auf ihrer ersten Veröffentlichung. Das empfinde ich als ganz normal, irgendwo muss man ja anfangen und Erfahrungen sammeln. Bei uns wurde das leider nicht wirklich bedacht und so gab es da von einigen Seiten harte Kritik.

Matthias: Bei der Gründung von TORMENTOR warst du gerade einmal 12 und bei der Veröffentlichung eures ersten Demos „Lesson In Aggression“ (2008) 14. Wie war es im Studio zu stehen und eigene Songs einzuspielen?

Max: Das war auf jeden Fall sehr interessant und lehrreich. Ich hatte damals ja echt keine Ahnung, was da so auf mich zukommt. Zum Beispiel hatte ich die Rhythmus Gitarren fertig eingespielt und dann rief mich Evil ein paar Tage später an und sagte mir, dass die zu unsauber seien und wir die nochmal machen müssen. Von da an hat sich auch mein Perfektionismus entwickelt, den ich seither beim Einspielen und Aufnehmen habe.
Und natürlich war ich sehr stolz darauf, eine eigene CD meiner Band produziert zu haben. Denn zuvor habe ich das nie für möglich gehalten, dass das überhaupt mal passieren könnte. Somit verdanken wir es Evil, der unser Potenzial gesehen hat und uns das angeboten hat. Er hat das ganze ins Rollen gebracht.

Matthias: Dein Vater Peter ist ja der Sänger von SCRAM, würdest du sagen, dass das großen Einfluss auf deine musikalische Entwicklung hatte?

Max: Besser gesagt, er war der Sänger, da es die Band seit 2016 nicht mehr gibt.
Aber ja, die Jungs haben mich sehr geprägt. Ich bin ja schon im Alter von vier, fünf Jahren mit in den Proberaum, habe dort etwas an den Drums gespielt und so. Je älter ich wurde, desto mehr hab ich ihr Spielen studiert, aber auch, wie sie als Band funktionieren. So ist mein Wunsch nach einer eigenen Band auch immer mehr gewachsen. Die Jahre als Kind im Proberaum von SCRAM kann man quasi als Lehrjahre ansehen, hehe.
Und im Alter von 12 Jahren gaben sie mir die Chance, das erste Mal auf einer richtigen Bühne vor richtigen Metal Fans zu spielen. Wir coverten damals Agent Orange von Sodom. 2012 stieg ich dann als zweiter Gitarrist dazu, was eine große Ehre für mich war.

Matthias: Wie war es eigentlich als Teenager vor einem meistens deutlich älteren Publikum zu spielen?

Max: Das war sehr, sehr gut! Damals, als wir noch in der alten Besetzung und vor dem Demo nur auf Schulveranstaltungen gespielt haben, hat doch keiner unserer gleichaltrigen gerafft, was wir da eigentlich machen. Vor richtigen Metal Fans, war das dann was ganz anderes und das war entscheidend. Dass die älter waren, hat mich nicht gestört.

Matthias: Hattet ihr je Probleme mit dem Jugendschutzgesetz, weil du ja nicht spät noch auf der Bühne stehen durftest?

Max: Nö, da gab es keine Probleme, da mein Vater ja immer mit dabei war.

Matthias: Bei eurem ersten Demo hast du dir noch den Gesang mit Dima geteilt. Habt ihr noch Kontakt?

Max: Ne, zu Dima und unserem ehemaligen Drummer Flori hab ich seit Jahren keinen Kontakt mehr.

Matthias: Es gibt ja sehr viele Bands namens TORMENTOR, wurdet ihr schon einmal mit einer anderen Band verwechselt?

Max: Naja, Verwechslung entsteht eigentlich nur im Internet, wenn man bei Google nur den Bandnamen eingibt, ohne den Zusatz "Guben" oder "Cottbus". Hin und wieder werden wir auf Instagram auf Fotos der Ungarn verlinkt, da muss ich immer etwas schmunzeln.

Matthias: Ihr werdet oft mit KREATOR verglichen. Ehrt dich das oder geht dir das manchmal auch auf die Nerven?

Max: Auf der einen Seite ehrt es mich, da KREATOR ja nun nicht die einfachste Musik machen und man da auch erstmal rankommen muss. Andere reiten aber auch zu sehr auf der ewig gleichen Leier rum. Dass unser Debütalbum noch sehr nach KREATOR klingt, ist total richtig, da wir dort sehr von ihnen beeinflusst waren. Ich denke, unsere neue EP weist auf, das wir mittlerweile von anderen Genres und Bands inspiriert werden und in unseren Stil integrieren.

Matthias: Mille hat euch mal in einem Radiointerview lobend erwähnt. Eure Stimmen klingen teilweise recht ähnlich, würdest du ihn als Vorbild bezeichnen und hast du ihn je getroffen?

Max: Er ist auf jeden Fall ein Vorbild, in vielerlei Hinsichten. Sein Gesang Ende der 80er ist unerreicht. Seine Texte beeindrucken mich immer wieder und er ist ein interessanter Mensch, welchen ich zu gern mal persönlich kennenlernen würde. Bisher hatten wir zu Zeiten des ersten Demos nur etwas Email Kontakt, was mich auch schon sehr glücklich gemacht hat.

Matthias: Weißt du noch wann du deine erste Gitarre bekamst?

Max: Aber natürlich, an meinem 11. Geburtstag. Da hatten wir auch schon mit der alten Besetzung eine Band gegründet wo aber noch nichts wirklich Brauchbares raus kam. Erst ein Jahr darauf als wir uns TORMENTOR nannten, ging es richtig los.

Matthias: Was war dein erstes selbstgekauftes Album?

Max: Puh, das weiß ich überhaupt nicht. Ich weiß, dass meine erste CD die "Die, Die, Die my Darling" Single von METALLICA war, welche mir meine Eltern zu meinem vierten Geburtstag geschenkt haben. Selbst gekauft habe ich glaube das erste IRON MAIDEN Album, als ich um die neun oder zehn Jahre alt war.

Matthias: TORMENTOR gibt es jetzt seit 15 Jahren. Was ist das Lustigste oder Denkwürdigste das du mit der Band je erlebt hast?

Max: Erlebt haben wir tatsächlich vieles. Wenn ich es so reflektiere, dann gab es viele Höhen und auch Tiefen. Wir sind nicht nur Bandkollegen, sondern beste Freunde, eine kleine Familie und somit sind wir immer durch alles, was uns in den Weg kam, zusammen durchgegangen.
Lustige Momente gab es so viele - jede Bandprobe ist ein einziger lustiger Moment. Denkwürdig fällt mir spontan unser erstes Konzert ein, welches auf dem Darkside Festival in Polen zusammen mit CHRIST AGONY und HATE stattfand. Aber auch unsere Show auf dem Metal Diver Festival 2017 vor ausverkaufter Halle ist eines unserer Highlights. Oder eben auch das besagte Radio Interview mit Mille. Nicht zu vergessen unser erster Videodreh dieses Jahr. Ich könnte noch so einige mehr aufzählen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Matthias: Gibt es Künstler, die dich besonders beeindruckt haben?

Max: Klar, da sind natürlich ganz weit vorne die Idole seit Kindheitstagen wie Hetfield und Petrozza. Aber auch Künstler wie JOHNNY CASH, DAVE GROHL, UWE HASSBECKER, LEMMY uvm.
Und abseits der Metal und Rock Welt, faszinieren mich derzeit auch BILLIE EILLISH, ADELE, TEARS FOR FEARS oder ABBA. Als Musiknerd ist das eine niemals endende Liste.

Matthias: Würdest du sagen, dass die Metalszene in Ostdeutschland anders ist als im Westen?

Max: Ich möchte meinen, es gibt da keinen Unterschied. Jedoch bemühe ich mich da auch nicht, Vergleiche zu machen oder Unterschiede herauszufinden. Für mich ist die Metalszene ein großes Ganzes, egal ob Ost oder West, Süd oder Nord.

Matthias: Wann können wir mit eurem dritten Album rechnen?

Max: Wir befinden uns bereits mitten im Songwriting. Zurzeit gibt es ungefähr sieben Ideen, wovon drei schon fast fertige Songs sind. Im besten Falle könnte ein drittes Album im Jahr 2023 veröffentlicht werden.

Matthias: Ihr habt bisher eher kurze Touren gespielt. Wo und mit wem würdest du gerne einmal spielen?

Max: Ein wirklich explizites Ziel haben ich bzw. wir da nicht. Wir haben uns ja bewusst dafür entschieden, keine längeren Touren zu machen. Wir sind sehr zufrieden, wenn wir im Jahr einige Shows oder zwei Gigs an einem Wochenende haben. Aber ich denke, wir alle würden gerne mal in der einen oder anderen europäischen Stadt spielen und somit außerhalb des eigenen Landes spielen.

Matthias: Welches Buch hast du zuletzt gelesen?

Max: Zurzeit lese ich “Paradiesvögel sperrt man nicht ein - Hommage an Tamara Danz”. Das Buch hat mir mein Bruder dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt und immer wenn es meine Zeit zulässt, lese ich etwas darin. Meine Eltern sowie mein Bruder und ich sind sehr große SILLY Fans!

Matthias: Wo siehst du TORMENTOR in 5 Jahren?

Max: Ich versuche eigentlich nie wirklich mir bestimmte Zukunftsvisionen zu machen. Ich bleibe gerne in der Gegenwart und denke in kleinen Schritten hin zum großen Ganzen. Aber wo ich mir doch recht sicher bin ist, dass wir auch in fünf Jahren noch Musik machen und bis dahin auch das dritte Album draußen haben werden.

Matthias: Möchtest du den Fans noch etwas mitteilen?

Max: Der Support von den Fans über all die Jahre bewegt uns sehr! Wir bekommen gerade die ersten Reaktionen zu unserer neuen EP und viele lobende Worte, was uns sehr glücklich macht und uns pusht den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Wir können es wirklich kaum erwarten euch in der ersten Jahreshälfte 2022 wieder vor der Bühne zu sehen!

Matthias: Danke für deine Zeit

Bildquelle: Band

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden