FMA 2019 - Die Woche davor

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fma 2019Die Färöer sind ein kleiner Archipel im Nordatlantik, ungefähr in der Mitte zwischen Island, Norwegen und Schottland gelegen. Die Landfläche ist etwa halb so groß wie das Saarland, aber nur ein Bruchteil der Fläche wird tatsächlich landwirtschaftlich genutzt oder bewohnt. Gerade einmal 51.000 Menschen verteilen sich auf die 18 Inseln, wobei nur 17 davon bewohnt sind. Bäume findet man auf den Inseln nur in Gärten und einigen wenigen Parks, außerhalb der Ortschaften wächst kein einziger Baum. Klippen ragen senkrecht teilweise mehrere hundert Meter aus dem Meer empor und steile, getreppte, unwirtliche Berge verraten den vulkanischen Ursprung des Archipels. Dank des Golfstroms ist das Klima sehr mild, im Sommer steigt das Thermometer nur an wenigen Tagen auf über 20°C, dafür ist es im Winter aber auch selten unter 0°C. Im Sommer sind die Tage lang und hell, im Winter ist es kalt und dunkel. Stürme können verhindern, dass Fähren fahren und Hubschrauber fliegen, so dass man auch schnell mal auf seiner Insel festsitzt. Ohne Fähre oder Flugzeug kann man das Land ohnehin nicht verlassen. Was macht man also, um sich an langen Winterabenden die Zeit zu vertreiben? Musik.

Auf den Färöern gibt es eine Musikszene, die ihresgleichen sucht. Gemessen an der Bevölkerungszahl ist die Musikszene riesig, es gibt eigentlich kein Genre, das nicht vertreten ist. Von klassischer Musik über Rock, Pop, Hip Hop, Jazz, Blues bis hin zu Metal findet sich alles. Unzählige Festivals und Konzerte finden das ganze Jahr über statt. Dabei ist man durchaus innovativ, es gibt Konzerte in privaten Wohnzimmern und nur vom Meer zu erreichenden Höhlen unter den Inseln genauso wie auf Bühnen von Weltformat und in kleinen Clubs. Viele Musiker spielen in mehreren Bands. Für Metalfans ist das nichts ungewöhnliches, in der Metalszene ist es ja durchaus üblich, dass Musiker in mehreren Gruppen unterwegs sind. Auf den Färöern geht man jedoch noch einen Schritt weiter und schert sich nicht um Genregrenzen. Man kann die gleichen Musiker sowohl an einem gediegenen Jazzabend, in einer Popband und einer Black Metal-Band sehen. Unter Umständen sogar am gleichen Abend.

Die Färinger sind zu Recht stolz auf ihre Musikszene, die nicht nur weitgefächert ist, sondern auch von überragender Qualität. Ich kann hier nach wie vor behaupten, noch nie eine schlechte färöische Band gesehen zu haben. Bands, die mir persönlich nicht gefallen, ja. Aber eine Band, die ihre Instrumente nicht beherrscht, die keine Songs schreiben kann? Nein. Selbst über ein eigenes Symphonieorchester verfügt man. Und dieser besonderen, kleinen und doch großen Musikszene widmet man im März eine ganze Woche. Im Jahr 2014 hat man die FAROESE MUSIC AWARDS (färöisch: Føroysku tónlistavirðislønirnar), kurz FMA eingeführt, wo seither die Besten des Landes gekürt werden. Doch das ist nur der Höhepunkt einer Woche, die unter dem Motto „Spæl føroyskt vika“ – Spiel-färöisch-Woche – steht. In Radio und Fernsehen wird nur färöische Musik gespielt und in der Hauptstadt Tórshavn finden jeden Tag Konzerte statt, deren Besuch zum Teil kostenlos ist.

Dieses Jahr gehörte ich zu einer Gruppe von Journalisten, Bookern und Festivalveranstaltern, die zu dieser Woche und den FMA eingeladen wurden, um tief in die färöische Musikszene einzutauchen und färöische Musik und Musiker kennenzulernen. Doch nicht nur das: Auch zahlreiche Ausflüge wurden für uns organisiert, um uns auch die Inseln selbst näherzubringen. Der Wettergott war dabei auf unserer Seite und wir hatten überwiegend herrliches Wetter. Ja, am dritten Tag habe ich mir sogar einen leichten Sonnenbrand geholt.

Ich wollte die Zeit auf den Inseln optimal ausnutzen und bin daher einen Tag früher als die anderen angereist. Bei meiner Ankunft regnet und stürmt es, die Wellen schlagen hoch an die Felsen. Kein Wetter zum rausgehen. Aber ideal, um die ersten kleineren Erledigungen zu machen, eine färöische SIM-Karte zu kaufen (als Nicht-EU-Mitglied gelten hier die Roamingregeln der EU natürlich nicht) und dem Roten-Kreuz-Second-hand-Buchladen einen Besuch abzustatten. Den Abend verbringe ich bei einem Freund, so spielt das Wetter keine Rolle. Am nächsten Tag starte ich dann in die Spæl føroyskt vika.

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