Lance Lopez - Handmade Music

lancelopez_handmademusicManchmal verpasst man Chancen von denen man gar nicht wusste, dass man sie hatte. Bei einem der talentiertesten Vertreter der neuen Blues-Szene LANCE LOPEZ erging es mir jüngst so. Denn der Mann trat zweimal als Support-Act in meiner Nähe auf, einmal sogar in meiner jetzigen Heimatstadt im Vorprogramm von CHICKEN SHACK. Aber die Termin – und Konzertkalender sind voll und deswegen nähere ich mich dem Werk des Texaners erst einmal auf Konserve. Und da reicht seine Solokarriere bis ins Jahr 1998 zurück als er „First Things First" veröffentlichte. Nun steht mit dem fast schon programmatisch betitelten „Handmade Music" neuer Stoff ins Haus.

Für den begab sich der Mann ins Studio des Grammy-dekorierten Jim Gaines, der schon auf solchen Megasellern wie „Supernatural" von SANTANA, „" von JOHN LEE HOOKER oder JOURNEY´s „Raised On Radio" die Regler bediente. Einer seiner Stammkunden war LOPEZ´ Landsmann, die allzu früh verstorbene Blues-Legende STEVIE RAY VAUGHN. Und den Mann mit dem Hut zählt er nicht umsonst zu seinen Haupteinflüssen, zumal ihm dessen Texas-Blues aufgrund seiner Herkunft im Blut liegt.

Dass er sich auch anderweitig orientiert liegt daran, dass LANCE LOPEZ einen Teil seines Lebens in New Orleans verbrachte. Das eröffnende „Come Back Home" schielt eher nach Chicago und hat durchaus Ähnlichkeiten mit einem anderen ebenfalls nicht mehr unter uns weilenden Blues-Crack. Doch das Thema, welches den Refrain begleitet klingt irgendwie nach „Over The Hills And Far Away" und somit eher nach den Hardrocksachen von GARY MOORE.
Ähnlich hart rockend geht es mit „Hard Time" weiter, welches nun endlich im Öl-Staat im Süden der USA angekommen ist. Parallelen zu ZZ TOP in deren Achtzigerphase ohne Synthesizer sind nicht von der Hand zu weisen. In dieselbe Kerbe schlägt vor allem noch der stampfende „Travelling Riverside Blues". Ein wenig ruhiger lässt es der Sänger und Gitarrist in der Folgezeit angehen, dem abgehangenen „Let Go" folgt mit „Dream Away" eine klassische Ballade, die durchaus Hitpotenzial besitzt.

Überhaupt weist „Handmade Music" eine ganze Reihe starker Lieder auf. Der Boogie-Swing von „Get Out And Walk" oder das mächtig groovende Stampfer „Black Cat Moan" gehen sofort in Ohr und Bein, sorgen so für richtig Spaß. Selbst bei den Bonus-Tracks findet man noch gutes Songwriting, egal ob beim lässigen „Can You Feel It" oder dem schönen Slow-Blues"Lowdown Ways".
Neben dem Talent kann LANCE LOPEZ auch noch an der Sechssaitigen glänzen. Ganz so wie seine großen Vorbilder spielt er eine sehr feurige Axt, brilliert mit kantigen Riffs. Bei den Soli zeigt er dann was in ihm steckt, da steht er den Großen in nichts nach und verfügt über einen eigenen Ton. Seine raue, kehlige Stimme passt ideal zu dem trockenen Stil, der durch seine Heimat geprägt ist
Dem steht seine Backingband in nichts nach, die Rhythmustruppe sorgt für das ordentlich groovige Fundament. Das Trio agiert sehr tight, lässt dem anderen Raum zur Entfaltung, handgemacht ist da alles, die Ehrlichkeit kommt an. Dazu garniert Eric „Scorch" Scortia die Kompositionen noch mit Klängen von Hammond und Piano.

Der Sound fällt dann der fordernden Gangart entsprechend wuchtig und knackig aus. Hier rockt und raucht es an allen Ecken und Enden, der Staub der Wüste dringt durch die Boxen in jede Ritze. So sehr es gelungen ist die Power der Formation einzufangen, mit der Dynamik hat man es nicht ganz geschafft. Hier lässt Gaines doch den Hitproduzenten raus, vieles klingt ein wenig zu komprimiert. Darunter leidet das Feeling, welches beim Blues sehr wichtig ist.
Das Vorhaben den Live-Sound auf einen Silberling zu bannen konnte nicht vollständig in die Tat umgesetzt werden. So muss ich doch noch darauf hoffen, dass LANCE LOPEZ wieder in unsere Nähe kommt, um zu sehen wie viel Blues er wirklich hat. Auf „Handmade Music" spielt er mir eine Spur zu laut. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 51:46 min
Label: MiG Music
Veröffentlichungstermin: 25.11.2011