Neue Bands beim SwedenRock veröffentlicht

swedenrock2020 plakatUnd weiter geht es mit den Bandbestätigungen beim größten Hard´n´Heavy-Happening Skandinaviens. Wurden vor drei Wochen 31 Bands bekannt gegeben und zuletzt der ganz große Headliner, so hat das SwedenRock nun erneut einen ganzen Wurf heraus gehauen. Ganz oben an der Spitze steht mit IN FLAMES ein Headliner, der schön öfter das Billing toppte und auch 2020 seine Landsleute wieder voll begeistern dürfte. Dabei stellen die schwedischen Metaller fast eine Randerscheinung im Programm dar, vor allem ihre Frühphase. Das ist bei dem Open Air allerdings nebensächlich, weil stilistisch das ganze Spektrum ohnehin bis zum Anschlag ausgereizt wird. Alljährlich fahren die Macher mitunter das prominenteste und am breitesten gefächerte Line-Up des ganzen Sommers auf. Dazu kann das Festival auch mit seinem einzigartigen Flair punkten. Wer vom 03.-06. Juni alles im südschwedischen Sölvesborg dabei ist, lest ihr hier:

Wie schon erwähnt geht neben VOLBEAT und GUNS´N´ROSES ein weiterer Top-Slot an die Modern Metal-Helden IN FLAMES, welche sich in ihrer Karriere immer wieder neu erfunden haben, ohne ihre Identität zu verlieren. Das gelingt nur wenigen, zumal auch die Besetzung in den letzten Jahren nicht die stabilste war. Doch egal wer da auf der Bühne steht, die beiden Mainmen Anders Fridén und Björn Gelotte tragen den Bandspirit weiter, wie zuletzt auf „I, The Mask“ bewiesen.

Ebenfalls zu den großen Namen muss man SOCIAL DISTORTION zählen, die in der Neo Punk-Welle der Neunziger nach oben kamen. Ihr 96er Album „White Light, White Heat, White Trash“ gilt bis heute als Meilenstein des Genres, wobei auch andere Spielarten mit eingemischt werden. Zuletzt machten sie sich mit großen Produktionen und hochklassigen Videoclips einen Namen, ein neues Album soll auch in der Mache sein. Stilistisch ähnlich sind SATAN TAKES A HOLIDAY gelagert, die Schweden lavieren auch gekonnt zwischen Garage und Stadion.

Das komplette Gegenteil zu den rohen und direkten Bands bietet die holländische Symphonic Metal-Institution. Nach längerer Pause meldeten sich WITHIN TEMPTATION zu Beginn des Jahres mit “Resist” eindrucksvoll zurück. Mit der Truppe um Sängerin Sharon den Adel steht neben NIGHTWISH die Doppelspitze ihres Genres auf der Bühne des nächsten SwedenRock.

Leicht symphonisch angehaucht war die kanadische Proglegende auch immer, doch ihre Direktiven liegen ein wenig woanders. Zwar wurde der Abschied schon oft vollzogen, aber so richtig schaffen es SAGA wohl nie von der Bühne. Dazu sind die Klangmagier zu spielfreudig, als dass sie es lange zuhause aushalten würden. Dabei sein werden sicherlich wieder all ihre großen Klassiker aus den Achtzigern, unter anderem „Wind Him Up“ und „The Flyer“.
Zu ihren Erben gehören sicherlich die derzeit stärkste britische Prog Metalformation. Seit ein paar Jahren erspielen sie sich mit Alben wie „The Mountain“ oder „Affinity“ einen exzellenten Ruf sowohl bei alten als auch neuen Fans. So wurde es Zeit, dass HAKEN auch einmal in Sölvesborg vorbei schauen. Die Herren von MAGIC PIE waren allesamt schon Veteranen als sie ihre Formation 2005 aus der Taufe haben. Sie knüpfen mit dem progressiven Sound ihrer fünf Alben vor allem an die Siebziger an.

Blues ist aktuell wieder voll im Kommen, von daher wird für jede Ausgabe auch immer der ein oder andere Act verpflichtet. WALTER TROUT gehört sicherlich zu den weitgereisten in dem Metier, hat schon mit John Lee Hooker und John Mayall gespielt. Nach gesundheitlichen Problemen startete der Mann wieder voll durch und wirft fast jährlich eine neue Scheibe auf den Markt, zuletzt im Januar mit “Survivor Blues”.

Wie die Doom-Urväter BLACK SABBATH, so waren auch TROUBLE immer nah dran am Blues, nicht umsonst werden die Amerikaner bei vielen Retro-Rockern als Einfluss genannt. Kein Wunder, denn auch für diesen Sound sowie den Stoner Rock waren sie mit Alben wie „Manic Frustration“ oder „The Skull“ prägend. Zwar ist der originale Sänger Eric Wagner nicht mehr dabei, doch das Gitarrengespann Rock Wartell und Bruce Franklin transportiert die Message weiter.
Zu letzterem Stil können auch die Briten von ORANGE GOBLIN gezählt werden, die mit ihrem rohen Sound Genrefetischisten begeistern. Das ziehen sie eben so stoisch durch wie ihre seit der Gründung 1995 unveränderte Besetzung. Das Land der Elche hat im Retro-Genre ebenfalls ein paar heiße Eisen im Feuer wie das Künstlerkonglomerat SIENA ROOT und den teilweise schwedisch singenden HORISONT.

Nicht nur hier macht Gastgeberland eine gute Figur, Hard Rock wird hier in alle Facetten geliefert. Das All Girl-Trio VA ROCKS orientiert sich klar am Riff Rock der Marke AC/DC und KISS und bewirbt sich damit als Nachfolger der DONNAS. Ebenso ein Heimspiel haben ART NATION, die ihre Kompositionen mit einem hohen Maß an Melodie und partiell Pop-Anleihen anreichern.
Hierzulande hatte man vor allem Ende der Achtziger eine Menge Bands dieses Genres am Start. Eine der dienstältesten dürften die Hannoveraner VICTORY sein. Vor allem zu dessen Hochzeiten sah es nach der ganz großen Karriere aus. Die kam zwar nicht, dafür ist die Band um den ehemaligen ACCEPT-Gitarristen Herman Frank immer noch am Start.

Auch eher im Hard Rock beheimatet, obwohl sie zur NWOBHM gezählt werden ist die Truppe um die Troy-Brüder. Mit ihrem Debüt “Time Tells No Lies” schufen PRAYING MANTIS einen Klassiker dieser Ära, doch viele persönliche und geschäftliche Probleme verhinderten den ganz großen Durchbruch. Aktuell steht die Band sehr gut da, hat vor wenigen Tagen ihre erste DVD “Keep It Alive” veröffentlicht und bringt regelmäßig neues Material heraus.
Nur kurz darauf gingen OVERDRIVE in Schweden an den Start und wurden so zu frühen Helden im Land des Festivals. Im nächsten Jahr wollen sie sich allerdings aufs Altenteil zurück ziehen, weswegen eine Abstecher der Abschiedstour in Sölvesborg Pflicht ist. Ihre Landsleute NARNIA gehören mit ihren christlichen Texten zu den wichtigsten Vertretern des White Metal. Nach ein paar Jahren Pause sind sie wieder voll da und nun endlich auf dem SwedenRock zu sehen.

Für Freunde der härteste Klänge dürften vor allem KVELERTAK eine ganz große Nummer sein. Die kauzigen Norweger singen in ihrer Landessprache, mischen Black Metal mit Punk und Rock´n´Roll und sind Lieblinge von Musikern und Kritikern. So waren sie schon mit METALLICA, ANTHRAX, GHOST und SLAYER unterwegs, wo sie im Vorprogramm mit ihren drei Gitarren einheizten. Im nächsten Jahr werden sie ihr viertes Album mit an die südschwedische Küste bringen.
In ihrer Landessprache singen ebenso die Schweden MÅNEGARM, welche zu den Pionieren des Viking Metal zählen. Sie prägten den aus dem Black Metal kommenden folklastigen Sound, sind heute aber leider in ihrem Metier hinter die Spaß – und Schunkelcombos zurück gefallen. Und noch ein Leckerbissen aus dem Gastgeberland, THE COFFINSHAKERS vermengen ihren gotischen Horror mit traditionellen Countryklängen.

Damit ist etwas mehr als die Hälfte der Band bekannt gegeben worden, viele weitere Top-Acts werden folgen. In dem Jahr hat man durch die Aufstockung des Mittwochs um die Rock Stage neunzig Bands geplant. Im Vergleich zu anderen Open Airs erscheint das wenig, doch es ist eben die Anordnung der Shows, welches des Festival zu etwas Besonderem macht. Wo anderswo nur kurze Festivalslots geboten werden, geht hier keine Band unter einer Stunde von der Bühne, die Co-Headliner können in eineinhalb Stunden fast komplette Shows spielen.

Das bringt zwar wenig Band spro Tag auf den einzelnen Bühnen, doch dadurch können ganz andere Produktionen gefahren werden. Je weniger Bands, desto mehr Equipment kann vor Ort angekarrt werden, und die langen Spielzeiten auf den anderen Bühnen bringen genügend Zeit um fast komplette Stagesets aufzubauen. Damit ist das SwedenRock kein Festival im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine Aneinanderreihung von richtigen Konzerten. Wer daraus auch Bedingungen für einen stets guten Sound ableitet, liegt vollkommen richtig.

Diese lockere Stimmung und der geringe Stress durch relative wenige Bühnenwechsel macht das Happening zu einem der entspanntesten seiner Art. Die Bühnen sind über das Gelände verstreut und es gibt kaum lange Wege dazwischen. Das kommt dem bei der Größe immer noch familiären Charakter zugute. Die zwei größten Bühnen liegen direkt gegenüber und werden abwechselnd bespielt, so dass man sich eigentlich nur umzudrehen braucht. Da trifft es sich, dass man auch gerne seinen Campingstuhl mitnehmen darf, das Mittelfeld zwischen beiden Bühnen erinnert nicht selten an ein Kino.

Auch sonst sind die Regeln eher locker gehalten, ein Trinkbehältnis bis 0,5 Liter darf ebenso mitgenommen werden, um an den vielen Wasserspendern Flüssigkeit zu zapfen. Es wird auch Wein in Plastikflaschen auf dem Festival verkauft und auch sonst ist das Angebot sehr reichhaltig. In kommenden Jahr soll das Essensangebot ausgebaut werden, wobei ich mich frage, was da noch kommen soll, bis auf Ochs am Spieß gibt es da alles!
Einzig bei Crowdsurfern ist man wenig tolerant, der geneigte SwedenRock-Besucher mag es lieber gediegen, grölt viel mit und hält sich von der Bewegung etwas zurück. Dem wird da auch Rechnung getragen, damit die intensive Konzertbeobachtung ohne Angst vor umher fliegenden Fans gewährleistet ist, wird freundlich um ein Verzicht gebeten. Überhaupt ist die Security die freundlichste, die ich je erlebt habe, und trägt damit auch zum Gelingen des Events bei.

Aber wie vor ein paar Tagen geschrieben, wer sich das nicht entgehen lassen will, sollte jetzt bei den Tickets zuschlagen, das SwedenRock zählt zu den absoluten Highlights der Szene. (Pfälzer)