In Flames - Battles

inflames battlesnb mehrfachwertungDas letzte Album, „Siren Charms“ hat mir zu Beginn nicht so zugesagt. Dennoch finden sich im Nachhinein großartige Songs darauf, die man in der Livesetlist nicht mehr missen möchte. „In Plain View“ und „When The World Explodes“ zum Beispiel. Deshalb habe ich mir ganz bewußt keinen der vorab veröffentlichten Songs angehört. Ich wollte das neue Album in seiner Gesamtheit kennenlernen. IN FLAMES sind ja bekannt dafür, kompromisslos ihren Weg zu gehen, ohne sich dabei um das zu scheren, was andere sagen. Und dabei sind sie sich selbst immer treu geblieben.

Trotz der himmelweiten Unterschiede zwischen „Lunar Strain“ und „Siren Charms“ kann man noch immer an den ersten Takten erkennen, welche Band hier zu Werke geht. So auch dieses Mal. Schon nach wenigen Sekunden des Openers „Drained“ weiß man: Das können nur IN FLAMES sein. Das Album beginnt im Grunde ähnlich wie die letzten, das scheint sich auch zu einem Erkennungsmerkmal zu entwickeln. Und schon „Drained“ zeigt, wohin der Weg führt. Viel Cleangesang, wenig Growls, eher weniger Härte, dafür aber ein absoluter Ohrwurmrefrain.

So geht es auch mit dem vorab veröffentlichten „The End“ weiter. Zu Beginn gibt es herrlich rohen Gesang, im Refrain dafür als krassen Gegensatz einen Kinderchor. IN FLAMES und Kinderchor? WTF? Und ja, das funktioniert. „The End“ ist ein toller Song, der sofort ins Ohr geht. Ich frage mich nur, wie dieser Song live funktionieren soll. Wohl nur durch den massiven Einsatz von Samples und davon bin ich nur bedingt ein Freund. Auf jeden Fall dürfte dieser Song so manchen alten Fan erschrecken.

Wie auch „Like Sand“, bei dem der Gesang von Anders Fridén im Vordergrund steht, der aber auch über Growls verfügt und damit ganz typisch für die letzten Jahre von IN FLAMES ist. Außerdem gibt es hier kräftig Effekte auf dem Gesang, von denen ich noch nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. „The Truth“ wurde ebenfalls vorab veröffentlicht und wie bei „The End“ taucht auch hier wieder der Kinderchor auf. Auch wieder ein richtig guter Song, der nur einen Makel hat: Darin steckt doch nur noch wenig von den alten IN FLAMES.

Der Cleangesang von Anders Fridén nimmt immer mehr Raum im Sound der Band ein. Was mich einerseits überhaupt nicht stört. Andererseits weiß ich aber auch, dass Anders nun nicht gerade der beste Livesänger ist. Wie werden diese Songs live klingen? Muß ich jetzt schon Angst haben? Überhaupt fragt man sich bei einigen Songs, wie die live funktionieren sollen. Andererseits sind IN FLAMES ja nicht dumm und werden sich dafür sicher schon eine Lösung überlegt haben. Man darf gespannt sein.

Derweil rauscht „Battles“ nur so an mir vorbei. Kaum einer der Songs durchbricht die Vier-Minuten-Marke und kaum hat man sich an einen Song gewöhnt, ist er auch schon wieder vorbei. Das geht mir dann doch einen Ticken zu schnell. Dass In FLAMES auch ganz hervorragende Songs in Überlänge schreiben können, das haben sie spätestens mit „The Chosen Pessimist“ bewiesen. Und auch auf „Battles“ gibt es mit „Wallflower“ wieder ein richtig langes Stück. Nach dem interessanten Intro hat dieser Song noch einige weitere Besonderheiten zu bieten. Anders Gesang mutiert hier in den Strophen fast zum Sprechgesang, allerdings kann der Song trotz des Ohrwurmrefrains keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen.

Der Titel „Battles“ bezieht sich wohl auf die zwischenmenschlichen Schlachten, die man im täglichen Leben so zu schlagen hat. „Du“ und „ich“ tauchen überproportional häufig auf und fast hat man den Eindruck, dass die Bandmitglieder erst jetzt mit Beziehungsproblemen zu kämpfen haben. Aber insbesondere der Titelsong kann auch mit dieser Thematik überzeugen. Hier zeigt man mal wieder etwas Härte, es dürfen auch ab und an mal ein paar Backgroundgrowls sein, dazu ein IN FLAMES-typischer Ohrwurmrefrain – fertig ist ein toller Song.

Auch das gesamte Album ist – ich gebe es zu – nicht so übel, wie ich es erwartet habe, aber auch nicht so gut, wie ich es erhofft habe. Wobei gut und schlecht hier besser nicht verwendet werden sollten. Denn das Album ist gut, keine Frage. Nur entwickeln sich IN FLAMES immer weiter in eine Richtung, bei der ich mir nicht sicher bin, ob ich noch folgen kann. Dass der Cleangesang immer mehr Raum gewinnt – gerne. Nur sehe ich die Gefahr, dass die Stücke live dann etwas untergehen. Vielleicht hat Anders Fridén aber auch Gesangsunterricht genommen und meine Befürchtungen sind völlig grundlos.

Vielleicht schwenken IN FLAMES auch auf dem nächsten Album wieder in eine Richtung, die mir besser gefällt. Die Phase von „Reroute To Remain“ bis „Come Clarity“ gefiel mir seinerzeit auch nicht – heute stelle ich fest, dass auf diesen Alben großartige Songs sind, die ich echt vermissen würde, würde die Band sie nicht mehr spielen. So hoffe ich denn einfach mal auf den Faktor Zeit sowie den Livefaktor. Vielleicht kommt dieses Album dann besser bei mir an. Meinen Respekt hat die Band auf jeden Fall verdient. Denn auch „Battles“ ist wieder absolut kompromisslos einfach nur IN FLAMES. (Anne)

 

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 47:39 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 11.11.2016

 

Bewertung:

Anne7,0 7 / 10

 


Alex2 7,57,5 / 10

Andreas 6,0 6 / 10

Klaus7,0  7 / 10

Maik7,5 7,5 / 10

Matthias7,5 7,5 / 10

Pascal7,5 7,5 / 10

Pfaelzer8,0 8 / 10

 


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Kategorie: Gruppenzwang