Threshold - For The Journey

 Threshold forTheJourneynb mehrfachwertungNach den ganzen tragischen Ereignissen der vergangenen Jahre scheinen sich die Briten endlich wieder in der Spur zu befinden, zumindest, was die geschäftliche Seite angeht. Eine Zweijahresfrist zwischen zwei Studiowerken gab es zuletzt zwischen "Critical Mass" und "Subsurface", dazu wurde der letzte Dreher "March of Progress" auch ausgiebig betourt. Das war ja in der Bandgeschichte nicht immer so, was mit dazu beitrug, dass THRESHOLD trotz phantastischer Alben der ganz große Durchbruch bislang verwehrt blieb. Dazu wurden ihre alten Scheiben von ihrem Label Nuclear Blast neu aufgelegt. Nun steht mit "For The Journey" der zehnte Longplayer der Progmetaller in den Läden. Können sie damit an die Glanzzeiten zu Beginn des Jahrtausends anknüpfen?

Um es gleich vorweg zu nehmen, auch heuer hat sich nicht viel getan bei den Sechs, die Weiterentwicklung, das eigentlich progressive findet nur minimal statt. Man hat einfach seine Formel gefunden und bewegt sich nun innerhalb dieser Grenzen. Das ist auf der einen Seite eher unspannend, auf der anderen weiß man aber was man an der Truppe hat. So frönt sie weiter ihrer Mixtur aus metallischen, leicht angethrashten Riffs, rockigem Drive, Frickelattacken und mehrstimmigen Chören.
Schon zu Beginn ist zu erkennen, dass die Gitarren noch etwas tiefer gestimmt wurden und die Keyboardklänge noch futuristischer anmuten. Diese Entwicklung zeichnet sich schon seit „Subsurface" ab, und bringt den Gesamtklang immer weiter weg vom warmen Sound der Thin Ice-Studios. Zum Glück finden sich noch genug schönfärbende Elemente in den Songs, denn das war immer ein Trademark der Band.

Schon beim Blick auf die Tracklist des Albums wird deutlich, dass hier kompakter und effizienter zu Werke gegangen wird. Bewegten sich auf dem Vorgänger die Songlängen zwischen sechs und acht Minuten, so findet sich hier mit „Turned To Dust" eine sehr kurze, knackige, recht modern ausgerichtete Nummer. Der steht mit „The Box" ein waschechter Longtrack gegenüber, welcher fast alle Facetten abdeckt. Mit den spanischen Gitarren zum Einstieg und einigen anderen kleinen Ideen kommen ein paar neue Nuancen ins Spiel. „For The Journey" wirkt verspielter als „March Of Progress", was aber auch daran liegen kann, dass einfach in kürzerer Zeit ebenso viel passiert.

Im weiteren Verlauf des monumentalen Herzstücks beherrscht das Piano die ruhige Szenerie, bevor flächige Synths den eigentlichen Songbeginn einläuten. Der steigert sich zu einem großen, weiten Chorus, die so typisch für die Briten sind, während die Strophen öfter im Tempo variieren. Im Soloteil kann dann Keyboarder Richard West sein Geschick unter Beweis stellen, die Duelle mit Drummer Johanne James zeigen, wie sehr er aber dabei den Song im Auge behält. Am Ende leitet dann erneut das Piano in eine fast sakrale Coda über.

Bereits die beiden Eröffnungsstücke, die ungewohnt schwer daher kommen, nehmen in der Mitte das Tempo heraus, um so für mehr Dynamik zu sorgen. Beim starken Opener „Watchtower On The Moon" machen sich dazu noch an IRON MAIDEN angelegte Gitarrenharmonien bemerkbar. Auch bei dem mit einem Basslauf beginnenden „Autumn Red" oder „The Mystery Show" setzt sich die düsterere Richtung fort.
Allerdings fahren THRESHOLD auch die harten Gitarren etwas zurück, die dadurch gewonnene Leichtigkeit steht im Kontrast zur Schwermut, welche „For The Journey" prägt. So können sich auch die Details besser entfalten, bekommen mehr Luft, was gerade letztgenanntem Lied eine tolle Atmosphäre verleiht. Hier gelingt ihnen auch einer der besten Refrains ihrer an großen Refrains nicht armen Karriere.

Abgerundet wird das Album von ein paar Orchestrationen in der Ballade „Lost In Your Memory" und dem abschließenden „Siren Sky", das ein wenig an STRATOVARIUS in der „Elements"-Phase erinnert. Mit diesen ergänzenden Klangzutaten schafft es die Formation auch diesem Werk wieder eine eigene Identität zu geben. Sie verhindert die Stagnation, indem sich diese geschlossene Songsammlung vom Rest ihres Schaffens abhebt. Das ist wichtig, wenn man so seinen unverwechselbaren Stil gefunden hat und dem treu bleiben will. So steigen THRESHOLD so langsam zur Institution auf, denn qualitativ bewegt man sich weiterhin im oberen Bereich, wenn auch die Großtaten unangetastet bleiben. (Pfälzer)

 

Bewertung: 8 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 49:21 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 19.09.2014

Wertung der Redaktion
David Andreas Anne Maik Dennis Pascal Klaus
7,5 7,5 7,5 8,5 8 7,5 8
Kategorie: Gruppenzwang