Metallica - 72 Seasons

Metallica 72 Seasons smallnb mehrfachwertungEin neues METALLICA-Album ist zugegebenermaßen immer schwierig. Einerseits ist man als langjähriger Fan irgendwie froh darüber, dass die Jungs uns mit einem weiteren Album beglücken. Andererseits ist man Opfer seiner eigenen Erwartungen, die unmöglich in der Form erfüllt werden können, wie sie jeder Einzelne für sich ausmacht. Und obendrauf darf und soll man METALLICA doch gar nicht mehr gut finden, da sie jetzt ja Millionäre sind und seit dem “Black Album” purer “Kommerz!” sind.

Lässt man all das außen vor und erinnert sich daran, dass “Hardwired To Self-Destruct” bereits fast sechs Jahre zurückliegt, kann man sich durchaus mal “neue” Musik der Bay-Area Thrasher anhören. Auch wenn “Thrash” und “Bay Area” wohl eher mit den Kollegen von EXODUS in Verbindung gebracht werden. Denn so richtig “Thrash Metal” sind METALLICA schon lange nicht mehr. Dafür liefern die Kollegen von OVERKILL aber diesen Monat einen hervorragenden neuen Longplayer. Doch genug der Vorworte, Scheuklappen runter, Gedanken über “Was ist das echte Thrash-Metal?!” zur Seite und hinein ins Geschehen.

Zugegeben, von “Hardwired…” sind mir nach den vergangenen sechs Jahren nicht allzu viele Songs im Gedächtnis geblieben. Auch wenn ich es nicht für ein schlechtes Album halte. Bei “72 Seasons” stehen die Vorzeichen schon im Voraus anders, da mir die erste Single-Auskopplung “Lux Eterna” bereits gut im Ohr geblieben ist und auch öfter mal mit geträllert wurde. Was durchaus an den Referenzen zu “Kill ‘Em All” liegen könnte, die mich immer wieder aufhorchen ließen. Die restlichen Vorab-Veröffentlichungen möchte ich an dieser Stelle mal ausklammern und später darauf eingehen.

Der Opener und Titelsong beginnt direkt mit einem klassischen Palm-Mute-Lauf, für den METALLICA bekannt ist. Ein starker Opener, mit den typischen Rhythmus-Wechseln, die mich etwas an die frühen Tage der Band erinnern. Mit über sieben Minuten ungewohnt lange für einen Opener.

Bei “Shadows Follow” geht es etwas direkter und kürzer zu, eine schöne Midtempo Nummer mit gekonnt gesetzten Pausen und einem sehr griffigen Riff. Im Mittelteil ist zudem ein sehr interessanter Part zu hören, der live ordentlich nach vorne gehen könnte. Genau so liebe ich METALLICA, und irgendwie kann ich mich nicht erinnern, auf den letzten Alben eine derartige Nummer gefunden zu haben.

Mit “Screaming Suicide” folgt ein weiterer Song, der vorab veröffentlicht wurde und mir zu Beginn nicht wirklich zugesagt hat. Das hat sich mittlerweile geändert, denn in den über sieben Minuten bietet die Nummer einiges an Abwechslung, und auch textlich ist der Song keineswegs zu unterschätzen.

Sehr untypisch für METALLICA beginnt “Sleepwalk My Life Away”. Hier konnte sich Rob wohl ordentlich am Bass austoben, zumindest liegt diese Vermutung nahe. Mit knappen sechs Minuten auch kein kurzes Stück, aber wie bei einem guten Film, lässt sich die Band hier etwas Zeit und geht erst nach ca. einer Minute in die Vollen. Eine gelungene moderne Nummer.

“You Burn!” stampft mit einem coolen Riff los und bietet einen simplen, dafür aber auch irgendwo genialen Refrain. Eine druckvolle Nummer, die auf den ersten Blick etwas simpel daherkommt, aber genau diese Einfachheit vermisst man in der heutigen Zeit und auch bei manch modernen METALLICA Songs ja doch eher mal.

Zum ersten Mal für das Album fällt nun mit “Lux Eterna” die Songlänge unter die Vier-Minuten-Marke. Noch immer gefällt mir das Stück aufgrund der Querverweise zur Frühphase der Band sehr gut, oder wie man auch sagen könnte “Auf den Punkt”.

Zwar nicht unter der Fünf-Minuten-Marke, dafür aber noch unter den sechs Minuten landet anschließend “Crown Of Barbed Wire”. Eine Nummer mit schönem Rhythmus, der dennoch eine gewisse düstere Atmosphäre verursacht, sehr gelungen.

Mit “Chasing Light” werden die Tempo-Wechsel ad absurdum geführt, dennoch überzeugt der Song und macht Laune. Die Riffs haben einen guten Rhythmus, der durchaus in Bewegung setzt. Keine allzu typische METALLICA-Nummer, aber mir persönlich gefällt sie sehr gut. Auch Kirks Solo kann sich hören lassen und ist irgendwie verspielter als sonst.

Auch “If Darkness Had A Son” wurde vorab der Öffentlichkeit präsentiert. Hier überzeugte mich auf Anhieb die düstere Stimmung inklusive dem treibenden Rhythmus und erneut dem sehr coolen Riff; sehr gelungen.

Neben “Lux Eterna” folgt nun mit “Too Far Gone?” ein zweiter Song, der etwas kürzer geraten ist. Auch hier kommt METALLICA schnell auf den Punkt und auch der Refrain ist sehr gelungen. Eine schöne, kurzweilige Nummer, die live sicher ordentlich was reißen kann.

Langsam kommt das Album zum Ende, und mit “Room Of Mirrors” gibt es noch einen schnellen Track, der ebenfalls mit einem griffigen Refrain aufwarten kann. Erinnert mich irgendwie wieder mehr an die Frühwerke der Band, obwohl auch dieser Song eine gewisse Länge mit sich bringt.

Wenn wir von Länge reden, und das mache ich in diesem Review häufiger, dann übertrifft nichts den letzten Song des Albums. “Inamorata” durchbricht die Elf-Minuten-Marke. Auf die Weise lässt sich ein Album auch beenden, und METALLICA machen das wie gewohnt auf ihre Art und Weise und das verdammt gut.

Was bleibt? Was bleibt ist letzten Endes das, was wir daraus machen. METALLICA haben mit “72 Seasons” ein im Grunde starkes Spätwerk abgeliefert, dem jeder eine Chance geben sollte, der es denn möchte. Es ist kein “Master Of Puppets”, kein neues “Death Magnetic” aber auch kein “Justice For All", geschweige denn ein “Kill ‘Em All”, aber es ist METALLICA und das hört man sofort raus. Fans werden hier in jedem Song einen Leckerbissen finden, ähnlich wie es mir bei “Lux Eterna” geht. Fans wiederum, die sich weiterhin fest an die Frühwerke der Band klammern (auch ich) werden auch weiterhin die gleichen Kritikpunkte anbringen, wie sie es seit “St. Anger" tun und das auch gewiss nicht zu Unrecht. Aber METALLICA sind noch da und veröffentlichen weiterhin Musik, auch wenn sie es scheinbar verlernt haben, kurze Songs zu schreiben, doch das ist sicherlich verschmerzbar.

Daher möchte ich abschließend nochmals den Tipp geben: “72 Seasons” rein, Alltag raus und alle Gedanken und Kritikpunkte mal beiseite. Einfach die Musik genießen und sich dann selbst ein Bild davon machen, was das Album einem selbst gibt. Mir gibt es momentan eine ganze Menge, gut gebrüllt Löwe. (Pascal)

 


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 77:06 min
Label:Blackened Recordings / Universal
Veröffentlichungstermin: 14.04.2023

Bewertung:

Pascal8,0 8 / 10


Matthias8,5 8,5 / 10

Jochen7,0 7 / 10

Ebi10,0 8 / 10

Anne7,0 7 / 10

Alex2wertung folgt - / 10

Anne5,5 5,5 / 10


Metallica 72 Seasons

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