Running Wild - Blood On Blood

runningwild bloodonbloodnb mehrfachwertungDie Hamburger Piraten hatten gerade wieder Fahrt aufgenommen, als ihnen Corona den Wind aus den Segeln nahm. Eigentlich war der Nachfolger von "Rapid Foray" direkt im Anschluss an die Veröffentlichung der EP "Crossing The Blades" geplant, doch Rock´n´Rolf musste mit seiner Mannschaft erst noch diese Flaute umschiffen. Dabei ging es in den Jahren davor qualitativ stets bergauf, nachdem zuvor kurzzeitig die Flagge komplett eingeholt worden war. Nun ist der Weg frei für die neue Kaperfahrt von RUNNING WILD, wie viele Gefangene macht "Blood On Blood"?

Viel neue Beute ist nicht zu machen, wenn man zu sehr in bekannten Gewässern unterwegs ist. Die führen aber zumindest die angestammten Anhänger in Gefilde, die ihnen zusagen würden, was schon der Titeltrack klar macht. Die typischen rollenden Leads gehen gleich nach vorne los, ohne jetzt das Gaspedal ganz durchzudrücken. Das ist ohnehin nicht mehr das Ding des Kapitäns, wie er schon öfter andeutete. Egal, denn auch das ordentliche Up-Tempo drängt unaufhaltsam weiter und bringt so die Nackenmuskeln in Wallung.
Klar hat man das simple und effektive Zocken und den hymnischen Refrain schon oft von der Combo gehört, der Opener führt einfach den Klassiker "Riding The Storm" weiter, wenngleich er nicht an die Qualität der "Death Or Glory"-Scheibe heran kommt. Damals hieß "Renegade" die zweite Nummer und hatte in ihrer treibenden Herangehensweise eine unterschwellig rockige Note. Die findet man hier ebenso im zweiten Song, ein paar Stimmen, die sich in die Strophe schieben geben neue Aspekte, der knallige Refrain klingt dann wieder wie zu erwarten war.
Rockig geht es auch bei "Wild And Free" zu, das an Bikeraffine Hymnen der Vergangenheit erinnert, aber irgendwie mit dem plötzliche Beginn etwas unterarrangiert klingt. Die Riff- Rock-Anleihen der Scheiben dieses Jahrhunderts wurden zurückgefahren, auch wenn das Grundtempo der Scheibe nicht so hoch ist. Lediglich "Wild Wild Nights" tendiert in diese Richtung, sicher eine der lässigsten Nummern, die der gute Rolf je komponiert hat. Musikalisch entdecke ich da jetzt keine Parallelen, aber im stoischen Festhalten an ihrem Stil sind beide Bands vereint.

Die besten Momente hat "Blood On Blood", wenn eine Rückbesinnung auf die Wurzeln in der NWOBHM zum Vorschein kommt wie in "Say Your Prayers", dessen raues Riff sehr griffig wirkt und nach vorne marschiert. Die Faust will nach oben und eine leichte JUDAS PRIEST-Note ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, ebenso wie in "The Shellback", das ein herrliche fieses Grundthema vorweist. Die düstere Atmosphäre wird zusätzlich vom ruhigen Intro befeuert, während die getragene Strophe oft nur von den Drums getrieben wird. Im Mittelteil kommen die Leads wieder ins Rollen und am Ende ziert ein Hauch Folk das Outrosolo, was beweist, dass man das Arrangieren nicht verlernt hat.

Dies gilt ebenso für den Schlusspunkt "The Iron Times 1618-1648", welches vom Dreißigjährigen Krieg handelt. Noch wuchtiger jagen sich Drums und Gitarren in der Strophe, während die Stimmung erhaben rüber kommt. Den Bombast liefert auch der lange dynamische Soloteil, den man so bei den späten IRON MAIDEN öfter hören kann. Die größte Überraschung stellt allerdings "One Night One Day" dar, mit dem die Truppe erstmals eine Ballade abliefert. Die Folkklänge, die auf dem letzten Langeisen "By The Blood In Your Heart" dominiert haben, sind auch bei der spartanisch arrangierten Nummer allgegenwärtig.

Der Schuster bleibt bei seinen Leisten, RUNNING WILD liefern das was die Fans von ihnen erwarten, die haben es zuletzt mit ordentlichen Verkäufen gedankt. Allerdings bleibt man sich produktionstechnisch erneut treu und mischt zu trocken ab, dass die Drums wieder zu hölzern klingen, muss man leider fast nicht mehr erwähnen. Warum man aus dem Material nach zwei Jahren nicht mehr herausgeholt hat ist unverständlich. Vor allem wenn auffällt, dass "Crossing The Blades", der es von der EP auf "Blood On Blood" geschafft hat etwas besseren Sound bietet. (Pfälzer)


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:18 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 29.10.2020

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anne6,5 6,5 / 10

Maik6,5 6,5 / 10

Pascal7,0 7 / 10

Ral3,0 3 / 10

Anna 6,56,5 / 10

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