Alice In Chains - Rainier Fog

aliceinchains rainierfognb mehrfachwertungSchon zu Beginn zeichnete es sich ab, dass diese Reunion Sinn macht, dass es hier nicht ums Aufwärmen alter Erfolge ging. Mit William DuVall haben die Grunge-Ikonen tatsächlich jemanden verpflichten können, der in die Fußstapfen von Layne Stayley treten konnte, der die Klassiker live mit der nötigen Eindringlichkeit rüber bringt. Mit dem nun erschienenen "Rainier Fog" haben ALICE IN CHAINS nun ebenso viele Alben mit dem Mann am Mikro aufgenommen wie mit seinem Vorgänger, weswegen bei ihm von neu nicht mehr sprechen kann. Nach dem superben "Black Gives Way To Blue" fiel der Nachfolger "The Devil Puts Dinosaurs Here" ein wenig ab. Zu zahm präsentierte sich die Truppe, kann sie nun etwas von ihrer einstigen Abgedrehtheit zurück gewinnen?

Es bleibt dabei, wie schon auf dem direkten Vorgänger fehlt in letzter Konsequenz der Mut, mal etwas zu wagen, was sie in ihren Anfangstagen gemacht haben. Der Vierer aus Seattle schmort sozusagen im eigenen Saft, was aber im Umkehrschluss auch keine Enttäuschung für die langjährigen Anhänger bedeutet, denn sie bekommen den Signaturesound geliefert, den sie gewohnt sind. Dazu ist Jerry Cantrell ein viel zu guter Songwriter, als dass er nicht in der Lage wäre, einen Reigen vernünftiger Melodien über die Jahre zusammen zu tragen. Hier und da versucht die Formation sogar wie auf dem Frühwerk zu klingen, was aber auch keinen wirklichen Überraschungen liefern kann. Vielmehr liegt es daran, dass man wieder im Studio X in ihrer Heimatstadt aufgenommen hat, was den alten Spirit ein bisschen aufflammen ließ.

Im Gegensatz zu "The Devil Put Dinosaurs Here" sind die metallischen Anteile gar völlig verschwunden, auf gute Riffarbeit muss der Hörer dennoch nicht verzichten. Schon das eröffnende "The One You Know" lebt von schwerfälligen Gitarrenschüben und schleppendem Tempo, das immer wieder von dezenten noisigen Einsprengseln aufgelockert wird. Im Refrain gibt es eine erste Kostprobe der Melodieseligkeit, die vor allem diejenigen erfreut, die den Schwenk zum Classic Rock begrüßt haben. Ähnlich verhält sich "Drone", dessen fast doomige Attitüde sich urplötzlich in Wohlklang auflöst.
Noch mehr traditionellen Stoff bringt das Titelstück, das lässig daher rockt und irgendwie vom Groove an NEIL YOUNG erinnert. Sonderlich wundern wird sich hier kaum jemand, gilt der kanadische Veteran gerne als Gottvater des Grunge, so kann man auch einen Kreis schließen. Die ruhige Mitte bringt zudem noch eine erste Kostprobe des Satzgesangs, einer weiteren Trademark von ALICE IN CHAINS. Noch intensiver und kraftvoller kommt der Gesang bei "Never Fade", dass die Tugend vom Debüt, knallige Arrangements in grungige Strukturen einzuweben, weiterführt.
Über allem schwebt trotz der oberflächlich heiteren Elemente immer eine gewisse Melancholie, die Düsternis von "Dirt" konnten sie nie völlig abschütteln. "Red Giant" besitzt diese zurückhaltenden, verhallten Chöre und die Leadarbeit, welche man damals so oft vorfand, weiß aber mit dem melodischen Solo wie man Classic Rock interpretiert. Mit interessanten Drumpatterns will "So Far Under" partout das Erbe aufrecht erhalten, doch der seltsam leiernde Chorus fällt eher negativ ins Gewicht, da hilft auch die ansonsten gute Mischung aus Lavariffs und Harmonien kaum etwas.

Besser macht es die Band auf den ruhigeren Songs, die sich aber auch erst nach mehrmaligem Hören wirklich vom Rest abheben. So sind es die bandtypischen Zutaten, welche dem psychedelischen "Fly" eine gewisse Wärme verleihen. Ganz großes Emotionskino bietet "Deaf Ears Blind Eyes", das am meisten von den Leadgitarren lebt und ein paar feine Pianolinien hinein bringt. "Maybe" hat etwas von den EPs der Neunziger, die fast ausschließlich akustischen Gitarren bringen den Satzgesang noch besser zur Geltung. Und am Ende gibt es mit "All I Am" ein großes sphärisches Epos mit einem passenden weiten Refrain. Durch die erneut sehr gute Produktion von Nick Raskulinecz weist "Rainier Fog" in der Umsetzung keine Schwächen auf, die Vier haben ihre Sachen sehr inspiriert eingespielt, manchmal ist Nummer Sicher eben auch eine sichere Sache. (Pfälzer)

 

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:53 min
Label: BMG/Warner Music
Veröffentlichungstermin: 24.08.2018

Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anne7,5 7,5 / 10

Jochen7,0 7 / 10

Klaus6,0 6 / 10

Maik7,0 7 / 10

Pascal7,5 7,5 / 10


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