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The Rolling Stones Ole Ole OleDie Veröffentlichung des legendären „Havana Moon“-Konzertes liegt nicht einmal ein Jahr zurück, da schieben die ROLLING STONES mit „Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America“ noch die passende Tour-Doku hinterher. Nun werden böse Zungen behaupten, warum die nicht als Bonusmaterial der ersten Veröffentlichung hinzugefügt wurde, doch hat man den Film gesehen, sieht man das sicherlich anders.

Denn das hier ist keine simple Tour-Doku, die schnell mal nebenher mit einem Kamera-Team aufgenommen wurde. Was Regisseur Paul Dugdale (bereits für andere ROLLING STONES-Filme zuständig) gedreht hat, ist ein sehr bildgewaltiger Film über die Tournee durch Südamerika. Es geht dabei natürlich durchgehend um die Band, aber die Menschen in Latein-Amerika rücken im Verlauf mehr und mehr in den Vordergrund. So nimmt sich der Regisseur bei jedem Tournee-Ziel die Zeit, das Leben einiger Menschen zu beleuchten. Ob es sich dabei immer um Freunde der ROLLING STONES handelt ist nicht ganz ersichtlich. Wenn Ron Wood neben einem einheimischen Künstler den Pinsel schwingt und zuvor erzählt, dass er jedes Mal hierher zurückkehrt, wenn sie ein Konzert spielen, ist es ziemlich eindeutig, dass die beiden befreundet sind. Wenn allerdings eine Instrumentenbauerin nach ihrer täglichen Arbeit und dem Umgang mit dem Handelsembargo befragt wird, ist niemand von den STONES anwesend. Genau diese Momente zeigen meiner Meinung nach, wie sehr der Regisseur auf das Leben der Latein-Amerikaner eingeht. Das gibt dem Zuschauer sehr interessante Einblicke in eine ihm unbekannte Kultur und Lebensweise. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es der Regisseur damit schafft zu zeigen, wie sich Bands auf Tournee fühlen. Man hört häufig von den vielen Eindrücken, die Musiker sammeln; genau dieses Gefühl zeigt dieser Film auf imposante Weise.

Und imposant ist hier das wirklich passende Wort, denn die Aufnahmen sind extrem bildgewaltig. Die Straßen in Kuba werden auf derart beeindruckende Weise gezeigt, dass man meint, selbst vor Ort zu sein. Dabei kommt weder bei den Konzertaufnahmen noch bei den restlichen Aufnahmen Hektik auf. Die Schnitte sind langsam und man hat Zeit die Bilder auf sich wirken zu lassen. Bei den heutigen Filmen und Konzertmitschnitten leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Ich habe oft das Gefühl, dass manch einer gerne für die schnellsten Schnitte aller Zeiten einen Rekord aufstellen möchte.

Die Stones zeigen sich gewohnt bedeckt, aber dennoch offen. Ein Widerspruch in sich selbst, aber man wird aus Mick Jagger einfach nicht schlau. In Interviews und hier im Film wirkt Mick wie ein netter und offener Mensch, dennoch weiß man nicht so richtig wo man dran ist. Vermutlich ist dies aber schlicht auf die Faszination um seinen Charakter zurückzuführen. Etwas leichter geht es dem Zuschauer mit Keith Richards - sobald dieser in seiner typisch Keith-Art den Mund aufmacht und gegen Ende sein dreckiges Lachen loslässt, muss man zwangsläufig lächeln. Wenn er in seinem Hotelzimmer vom Fenster aus die Fans begrüßt und locker davon erzählt, wie er morgens geweckt wurde: „Olé Olé Olé, Richards! ... Da war es dann wohl Zeit zum Aufstehen. hahahaha“, wirkt das keineswegs abgehoben. Viel eher erweckt es den Eindruck, als würde Richards selbst nicht glauben können, dass es eine derartige Faszination um ihn und die ROLLING STONES gibt. Er genießt es offensichtlich, ist gleichzeitig aber auf dem Boden geblieben, ähnliches erzählt er auch in einem der vielen Interviews. Unvergesslich ist der Moment, wo Keith und Mick gemeinsam im Umkleideraum davon erzählen, wie „Honkey Tonk Woman“ entstanden ist.

Charlie Watts und Ron Wood treten im Film zwar etwas in den Hintergrund, dennoch bekommt man ein paar interessante Einblicke in ihr Wesen. Wie ein roter Faden zieht sich das Kuba-Konzert durch den Film. Die Geschichte dahinter und wie es fast nicht zustande gekommen wäre ist schier wahnwitzig, doch ich möchte hier natürlich nicht zu viel verraten. Als Bonusmaterial sind einige Live-Aufnahmen der Songs enthalten. Die Blu-Ray kommt zusätzlich mit einem Booklet, das die Konzertplakate der Tour zeigt.

„Olé Olé Olé! A Trip Across Latin America“ ist weit mehr als ich erwartet hätte, die Doku hatte ich zunächst überhaupt nicht auf dem Schirm. Umso größer ist nun die Freude darüber, dass ich dieses Stück Musik-Film-Geschichte sehen konnte. Eine sehr interessante Doku, die interessante Einblicke in die südamerikanische Lebensweise, das Tour-Leben und natürlich die ROLLING STONES selbst gibt. Die Bildgewalt, mit der Regisseur Paul Dugdale all das zeigt, ist unglaublich - Diesen Film muss man gesehen haben. (Pascal)


Bewertung:

Pascal9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: -
Spielzeit: 155:00 min
Label: Universal Music
Veröffentlichungstermin: 26.05.2017

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