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thunder allyoucaneatMittlerweile scheinen die Briten Meister der Wiedervereinigungen zu sein, bereits mehrfach fand man sich nach Trennungen wieder zusammen. Dabei war die aktuelle Neuauflage nur für Festivalauftritte angedacht, doch am Ende sprang sogar wieder ein Studioalbum heraus. Und was für eines, „Wonder Days" dürfte das beste Werk von THUNDER seit ihrem Drittling „Behind Closed Dors" sein. Nun werden die Fans weiter verwöhnt, denn die Hardrocker haben allerhand Livematerial zusammengetragen und unter dem Titel „All You Can Eat" auf den Markt geworfen. Auf drei Scheiben gibt es eine Mange zu hören und zu sehen, kann auch die Qualität überzeugen oder ist das mehr Masse statt Klasse?

Der erste Silberling ist für die Fahrt im Auto gedacht, denn Konzerte hört man zuhause vermehrt auf DVD. „Live At RAK Studio 1" ist ein spontanes Studiokonzert, welches die Fünf zockten, weil sie noch ein wenig Material brauchten. Die Plattenfirma fragte nach ein paar Bonustracks und B-Seiten, also legte man nach den „Wonder Days"-Sessions noch eine Extraschicht ein und spielte einen ganzen Strauß Songs live im Studio ein.
Was auch mal übel nach hinten losgehen kann, wird hier zur wahren Wonne, denn es gelang diese Ursprünglichkeit dieser Angelegenheit einzufangen. Einfach eine Band, die im intimen Rahmen eines Studios steht und ihre Songs einen nach dem anderen einspielt. Von eben mal drauf los spielen kann hier aber keinesfalls die Rede sein, denn die Cracks wissen genau, was sie tun. Hier macht sich einfach das blinde Verständnis bezahlt, welches in fast dreißig Jahren gewachsen ist, da muss nicht groß diskutiert werden, man legt einfach los.
Doch von übertriebener Professionalität ist ebenso nichts zu spüren, das Feeling steht im Vordergrund und der Spaß, den die Herren dabei haben. Da wird einfach kurz der nächste Titel besprochen und los geht es. Vom neuen Album gibt es eine üppige Auswahl, bevor man sich einfach mal ein paar Covers zurecht macht. So hauen THUNDER ganz lässig Nummern wie „The Rocker" von THIN LIZZY" oder „Up Around The Bend" von CCR raus.

Die zweite CD beinhaltet ein weiteres Audiokonzert vom Auftritt im Brooklyn Bowl. Der wurde mit einem enthusiastischen Publikum eingefangen und unterscheidet sich wohltuend vom ersten Dreher. Vor allem soundtechnisch sind da einige Dinge anders eingependelt, dennoch besitzen beide ihren Reiz. Wo die Liveaufnahmen aus dem Studio sehr roh und direkt rüberkommen, war das Klangbild auf der großen Bühne um einiges dicker, was in beiden Fällen allerdings sehr gut zu der Musik passt. Das Publikum war handverlesen, die Tickets kosteten zwar nichts, aber die Fans mussten in einer Art Wettbewerb beweisen, dass sie es verdient hätten dort zu sein.
So kamen auch wirklich die härtesten und treuesten Anhänger in den Genuss der Show, bei denen sie am 6. November 2014 vorab drei Stücke von „Wonder Days" spielten. Weiterhin gaben die Fünf viele Klassiker wie „Dirty Love" und „Low Life In High Places" zum besten, und waren von den Coversessions so angetan, dass sie auch hier zwei davon spielten. Das Publikum wurde immer wieder hervorragend eingebunden, Danny Bowes animierte zu vielen ausgedehnten Singalongs. Dabei erwies sich der Meister selbst wie gehabt als einer der besten Sänger, die der Hardrock hervor gebracht hat.

Abgerundet wird das Komplettpaket von einer DVD, die wir allerdings nicht vorab sehen konnten. Daher kann ich keine Rückschlüsse auf die Bildqualität ziehen, von der Tonqualität ist „All You Can Eat" aber sehr zu empfehlen, zumal die beiden unterschiedlichen CDs eben auch passend abgemischt wurden. Von den „RAK Studio 1 Sessions" gibt es sechs Livetracks als Video zu bestaunen, vom „Brooklyn Bowl" derer sechs. Abgerundet werden die visuellen Livemitschnitte von sechs Clips, die beim Loud Park Festival 2014 in Japan aufgezeichnet wurde.
Bei den drei hier zu sehenden Konzertausschnitten gibt es keinerlei Songdopplungen, so dass sich am Ende eine sehr gute und repräsentative Auswahl auf der DVD befindet. Und zu guter Letzt gibt man weitere Einblicke in die Arbeit der Band in Form einer 70-minütigen Dokumentation der Aufnahmen des aktuellen Studiowerkes. Somit servieren die Briten ihren Anhängern ein allumfassendes Rundumpaket, welches im schicken Digipackdesign zu erwerben gibt. Für Fans eine super Sache und für Neueinsteiger ein idealer Einblick. (Pfälzer)

Bewertung:

Pascal8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 14 (CD1) / 14 (CD2) / 19 (DVD)
Spielzeit: 59:17 min (CD1) / 80:21 min (CD2) / ca. 198 min (DVD)
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 29.01.2016

 

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