Jimi Hendrix  ElecChurch DVDZwei Monate nach einem der größten und erfolgreichsten Popfestivals der Hippiezeit ging einer der ganz großen und einzigartigen Musiker von uns. JIMI HENDRIX wurde nur 27 Jahre alt, und auch wenn man es nicht glauben mag, hat er es noch nicht mal so massiv darauf ankommen lassen. Er hinterließ nicht nur eine große trauernde Familie und jede Menge fassungsloser Fans, sondern auch eine Karriere, wie es sich niemand in der damaligen Zeit hätte vorstellen können, noch nicht einmal der Künstler selbst. Seinen größten Erfolg, vor einem ca. 400.000 fassenden Publikum, lässt die Dokumentation „Electric Church" nochmal schrittweise nachvollziehen.

HENDRIX kreierte diesen Begriff „Electric Church", weil er Musik als mehr als nur Kunst oder Talent empfand, nämlich als eine Art Religion, etwas Spirituelles wie ein Glaubensbekenntnis, das mittels elektrischer Signale, wie beispielsweise seiner Gitarre, übertragen wird. Von diesem Phänomen kann man sich eindrucksvoll in der gleichnamigen Doku überzeugen – Filmmaterial, das über 30 Jahre unentwickelt in der Scheune des damaligen Promoters vergammelte. Es handelt sich um die umfangreichen Video- und Audiomitschnitte des dreitägigen Atlanta Pop Festivals, das am 4. Juli 1970 auf einem Feld der kleinen ländlichen Gemeinde Byron in Georgia stattfand. Niemand rechnete mit dem Ansturm auf dieses zuvor unbedeutende Festival, aber der Headliner JIMI HENDRIX zog die Massen aus allen Staaten an. Es war größer als Woodstock, sagte man, heute könnte es Ausmaße wie das deutsche WACKEN Festival angenommen haben. Presse wie Veranstalter erzählen von der miesen Organisation des Spektakels, ebenso kommen Personen des öffentlichen Lebens zu Wort, die die damalige Zeit detailliert schildern.
Dabei geht man auch streckenweise ganz von der Person des Protagonisten weg, um mehr über die damaligen gesellschaftlichen Umstände zu berichten. Diese Aussagen lassen die damalige Zeit sehr authentisch wieder aufleben und machen das Festival letztendlich auch nach 45 Jahren noch oder auch erneut zu einer Sensation.

Nach dem ersten Teil folgt das komplette Konzert der JIMI HENDRIX EXPERIENCE, die nicht nur den „Black Elvis", sondern auch die beiden Mitstreiter MITCH MITCHELL und BILLY COX beeindruckend beleuchten. Wobei „beleuchten" hier definitiv der falsche Ausdruck ist. Auf dem Gelände gab es gerade mal so viel Strom, dass entweder das Publikum oder die Band angestrahlt werden konnte, und selbst das fiel schon recht spärlich aus. Für ein lokales Kamerateam, das nebenher engagiert wurde, zeigen die Videoaufnahmen allerdings beeindruckende Kameraführungen und Nahaufnahmen der Band, wenn auch – gerade gegen Ende – die bewegten Bilder qualitativ als auch videografisch stellenweise stark zu wünschen lassen. Die Bild-/Ton-Synchronisierung ist schon während des Interviewteils auffällig daneben und fällt beim Auftritt noch deutlicher auf. Dagegen sind Schwankungen im Sound eher marginal und von erstaunlicher Klangqualität, zumal HENDRIX ja nie wirklich von sich überzeugt war und eher Kaugummi kaute statt mal eine Textzeile ganz ins Mikro zu singen. Außerdem wirkt er während der gesamten Zeit sehr angespannt und sehr ernst.

Dennoch entfacht die Band ein Feuerwerk bei ihrem Set voller Hits und lässt das Publikum – sofern man davon mal was zu Gesicht bekommt – in wahre Begeisterungsstürme eintauchen. JIMI HENDRIX war der Held der Stunde, ein Drama, dass er kurz danach für immer ging.
Die vorliegende DVD, die auch als BluRay erhältlich ist, umfasst neben den Interviews und dem Konzert noch einen exklusiven Videoclip von „Room Full Of Mirrors" sowie verschiedensprachige Untertitel zur Auswahl. 105 Minuten lang kann man abtauchen in die Zeit, in der freie Liebe und Rassengleichheit propagiert wurden und die Leute dafür auf die Straße gingen. Heutzutage ist es ja leider eher andersrum, aber das vergisst man gerne mal bei „Electric Church".

Für HENDRIX-Anhänger ist die DVD eine klare Kaufempfehlung, wer sich allerdings mehr für die Person interessiert, der sollte sich eher die Dokumentation „Hear My Train A Comin'" reinziehen, denn dieser junge Mann hat einiges zu berichten. Wenn man nicht nur ein reines Konzertvideo erwartet, sondern auch noch die passende Hintergrundstory, so ist man bei „Electric Church" bestens aufgehoben. (Jochen)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 105:00 min
Label: Legacy / Sony Music
Veröffentlichungstermin: 30.10.2015

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