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va atributetopaulmccartneyMusiCares ist eine Organisation, die sich um in Not geratene Musiker kümmert und diese finanziell unterstützt. Am 10.02.2012 wurde Sir Paul McCartney von der Organisation MusiCares zur „MusiCares person of the year“ ernannt. Dies mußte natürlich gebührend gefeiert werden und das wurde es bei einem großen Event in Los Angeles. Unter den Zuschauern kann man allerhand Prominenz erkennen und auch der gesamte Rahmen paßte eher zu einer Abendgesellschaft als zu einem Konzert. Aber so ist das eben bei den oberen Zehntausend.

Dazu gehört natürlich ein Auftritt von Paul McCartney selbst. Unterstützt wurde er dabei von zahlreichen Größen des Musikbusiness. Den Auftakt machte der CIRQUE DU SOLEIL gemeinsam mit dem Cast der BEATLES-Show „Love“ in Las Vegas. Dargeboten wurde ein Medley aus „Get Back“, „Hello Goodbye“ und „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“. Das Ganze ist irgendwie etwas strange, nicht wirklich mein Ding, andererseits paßt es aber auch sehr gut zu den BEATLES und ist auch von der Artistik her durchaus sehenswert. Rein musikalisch betrachtet habe ich aber schon bessere Cover der genannten Titel erlebt.

Anschließend betritt Paul McCartney die Bühne zum ersten Mal selbst, um „Magical Mystery Tour“ und den WINGS-Song „Junior's Farm“ zu spielen und eine kurze Ansprache an das Publikum zu richten. Dann gibt es erstmal die Beiträge der verschiedenen Künstler, wobei die doch auch unterschiedlich ausfallen. ALICIA KEYS ist die einzige, die etwas zu dem Song sagt, den sie spielen wird (während sie sich selbst am Klavier begleitet) und legt eine  sehr schöne Interpretation von „Blackbird“ hin.

ALISON KRAUSS braucht einen Notenständer für ein einziges Lied, ihre Geige, die sowieso nur ganz kurz zum Einsatz kommt, ist kaum zu hören. Aber immerhin singt sie sehr gut. DUANE EDDY präsentiert „And I Love Her“ als akustisches Instrumental. Nett, aber auch nicht wirklich aufregend. NORA JONES (die sich ebenfalls selbst am Klavier begleitet) zeigt mit „Oh! Darling“ ebenfalls eine tolle Leistung und NEIL YOUNG schafft es mit CRAZY HORSE irgendwie „I Saw Her Standing There“ ordentlich zu rocken, obwohl man langsamer als das Original spielt. Diese Truppe ist auch die einzige neben ALICIA KEYS, die mal wirklich Emotionen auf der Bühne zeigt und richtig Spaß zu haben scheint. Nicht umsonst wird dieser Auftritt später von Paul McCartney besonders hervorgehoben.

Auf die Darbietung von SERGIO MENDES (hat dem schon mal jemand gesagt, daß er aussieht wie Willy Tanner?) mit seinen 3 nicht immer wirklich synchron singenden Frauen hätte ich auch verzichten können, ebenso auf COLDPLAYs sehr ruhige, fast schon langweilige Version von „We Can Work It Out“. Mein persönlicher Tiefpunkt sind jedoch JAMES TAYLOR und DIANA KRALL. JAMES TAYLOR nimmt „Yesterday“ seinen Zauber und klingt wie eingeschlafene Füße, DIANA KRALL kann in „For No One“ auch nicht überzeugen.

Doch damit sind die Gastbeiträge auch schon zu Ende. Es gibt eine kurze Ansprache des Präsidenten der National Academy of Recording Arts and Sciences, Neil Portnow, die Auszeichnung von Paul McCartney (dem seine Trophäe nur mal kurz zum Anfassen gereicht wird, dann wird sie gleich wieder abtransportiert) und eine weitere Ansprache von Paul. Und dann kommt auch er endlich wieder zum Zug. „My Valentine“ vom damals noch neuen Album „Kisses On The Bottom“ eröffnet den Reigen, dann folgt „Nineteen Hundred And Eighty Five“, zu dem McCartney sich seines Jackets entledigt, sich ans Klavier setzt und dann wird endlich mal richtig abgerockt.

Gesteigert wird das noch beim Medley „Golden Slumbers“/“Carry That Weight“/“The End“, bei dem die Musiker richtig aufdrehen (insbesondere Dave Grohl, der dürfte aber auch der jüngste auf der Bühne sein). Darauf hat man eigentlich den ganzen Abend – bzw. die ganze DVD – über gewartet. Und bei „The End“ gibt es dann noch herrliche Gitarrenduelle als Sahnehäubchen oben drauf.

Nach nicht einmal einer Stunde ist der Spaß aber schon vorbei und man ist dann doch etwas enttäuscht. Vor allem, wenn man erfährt, dass gar nicht alle tatsächlich gespielten Gastbeiträge auch auf der DVD enthalten sind. Insbesondere die FOO FIGHTERS-Version von „Jet“ hätte ich gerne gesehen.

Ansonsten war die Veranstaltung doch mehr eine Gala, die auf mich etwas befremdlich wirkte. Da war einfach zu viel Abstand zwischen Musikern und Publikum. Die einzelnen Auftritte folgten unglaublich schnell aufeinander, gearbeitet wurde mit mehreren Bühnen und ein Ansager sagte die jeweils auftretenden Musiker an. An den Tischen saß (und manchmal stand) die steife Prominenz, die auch schon mal das Handy auspackt. Strange.   Alles in allem aber eine durchaus sehenswerte DVD, der allerdings ein paar Extras auch gutgetan hätten. Die Erlöse aus dem Verkauf der DVD kommen übrigens ebenfalls der MusiCares-Stiftung zugute. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 58:00 min
Label: Edel Germany GmbH
Veröffentlichungstermin: 08.05.2015

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