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petergabriel playthevideosBei kaum einem anderen Künstler macht eine Videokollektion so viel Sinn wie beim ehemaligen GENESIS-Frontmann. Zu Beginn der MTV-Ära und in der Hochphase setzte der auch solo sehr erfolgreiche Sänger mit seinen Clips Maßstäbe. PETER GABRIEL war schon immer sehr in der visuellen Umsetzung interessiert und dieses Medium gab ihm völlig neue Möglichkeiten, das Gesamtkunstwerk noch ausdrucksstärker zu gestalten. So hat er im Laufe seiner Karriere mit vielen Regisseuren und Zeichnern zusammen gearbeitet, die seine visionären Ideen umsetzen konnten. Mit „Play-The Videos" erschein 2003 bereits so eine DVD, welche sein Schaffen beleuchtet und nun wiederveröffentlicht wird.

Über Wiederveröffentlichungen kann man immer streiten, zumal diese Sammlung eine Art Best Of darstellt. Doch hier gibt es auf der Audiospur neue Surroundmixes von Klangarchitekt Daniel Lanois. Da ich nicht das Equipment dazu habe, kann ich deren Qualität nicht beurteilen, ich bin ja eher Vinylliebhaber. Also widmen wir uns der optischen Seite der Sache, da fällt einem beim Namen PETER GABRIEL als erstes „Sledgehammer" ein, mit welchem dazugehörigen Video er 1986 für Aufsehen sorgte. Dabei war diese sein kommerziell erfolgreichstes Jahr mit dem Album „So", von dem es hier sechs Titel gibt. Das Collagenartige Video war zu der Zeit eine Sensation, weil nichts am PC entworfen wurde und die ganzen Figuren von Hand gemacht werden mussten.
Heute nennt Gabriel den Dreh mit Stephen R. Thompson eine Tortur. Mit dem Team ging man auch das musikalisch ähnliche „Big Time" an, dessen Clip mit denselben Mitteln gestaltet wurde. Damals warf man dem Mann Anbiederung an den Pop vor, doch im Vergleich zu seinen ehemaligen Mitstreitern war er seinerzeit deutlich experimenteller. Immer wieder betont er wie wichtig der Soul der Sechziger für ihn war, weswegen er sich da gerne von inspirieren ließ. Mit dem Regisseur arbeitete Gabriel auch sechs Jahre später noch einmal, auch hier war „Steam", die Single von „Us" stark vom Soul und Funk geprägt.

Fremd war dem Tausendsassa ohnehin nie etwas, so fand zu Beginn seiner Solokarriere viel Weltmusik den Weg in seine Kompositionen. Doch auch die damalige Elektronik hinterließ ihre Spuren, es wird viel mit dem CMI Fairlight und dem Yamaha CS-80 gearbeitet, was seinen Horizont noch erweiterte. Bestes Beispiel dafür ist die 83er Single „I Don´t Remember", in dessen surrealen Video es vor gespenstischen Gestalten nur so wimmelt. Die fast schon spielfilmartige Atmosphäre ist typisch für die Zeit, als das Business diese Art der Untermalung entdeckte und nicht mehr nur auf Aufnahmen von der Band zurückgriff.
Aus dem Erfolgsalbum stammen auch die sehr getragenen Nummern „Red Rain" und „Mercy Street", die beide von in Matt Mahurin Szene gesetzt wurde. Sehr spärlich beleuchtete Sets transportieren die Melancholie der Kompositionen sehr gut. Ein wenig freundlicher kommt der zweite große Hit „Don´t Give Up" daher, bei dem sich PETER GABRIEL ein Duett mit der bezaubernden Kate Bush liefert. In dem Video drehen sich beide eng umschlungen im Kreis, es ist jeweils derjenige von vorne zu sehen, der gerade singt. Trotz der Simplizität ein stimmiger Clip, und welcher Mann würde hier nicht gerne mit dem Prog-Freigeist tauschen. Ein weiteres Duett gibt es mit Sinead O´Connor in „Blood Of Eden", dessen visuelle Machart eher an „Sledgehammer" erinnert.

Die meisten Clips sind in starken, bunten Farben gehalten, die düsteren sind eher seltener. Da wäre zum Beispiel „Lovetown" mit seinen Pastelltönen, welches aus dem Soundtrack von „Philadelphia" stammt. Wie schon bei „Streets Of Philadelphia" von BRUCE SPRINGSTEEN wird dabei auf Bilder aus dem Film verzichtet. Filme dienen Regisseur Michael Coulson bei „In Your Eyes", ebenfalls aus dem 86er Multiseller, eher als Bildlieferant, es sind hier vor allem Szenen mit ausdrucksstarken Augen wie Barbara Winchester in „Connection V". Sein erstes klares politisches Statement „Biko" wurde erst sieben Jahre später als Video veröffentlicht, mit Szenen aus dem biographischen Movie „Cry Freedom" unterlegt.
Hier fällt auf, dass sich PETER GABRIEL optisch immer nur am Rand der Szenerie aufhält, und den wichtigen Dingen den Fokus überlässt. Bei vielen anderen taucht er deutlich als zentrale Figur auf, um welche sich die Geschichte dreht. Zu dem Film "The Last Temptation Of Christ" schrieb er 1989 die Filmmusik, auch das hier enthaltene "Zaar" liefert keine Rückschlüsse auf den Plot. Allerdings kommt das Ganze sowohl musikalisch wie von Video her ebenso intensiv und abgedreht wie der Streifen selbst. Und für den Clip zu "The Barry Williams Show" konnte der musikalische Weltenwanderer niemanden geringen als Sean Penn gewinnen. Dieser illustriert den Abgesang auf den Reality TV sehr gekonnt.

Neben den 23 Stücken, die das Schaffen Gabriels sehr gut zusamen fassen, bietet "Play-The Videos" auch noch zwei weitere Titel als Bonus an. Dazu gibt es eine großartige Liverversion von "Game Without Frontiers" von der 2004er Tour. Daneben gibt es noch ein paar Trailer zu andere DVDs des Herren zu bestaunen. Auf Wunsch kann man noch bei jedem Stück eine Einleitung dazu wählen, in denen der Mann kurz über die Lider oder Clips sinniert. Somit ist diese DVD eine umfassende Werkschau, welche auch sehr gut die Geschichte der Musikvideos aufzeigt. Gerade später, wie etwa in "Growing Up" wird auch viel mit CGIs gearbeitet, PETER GBRIEL war, was das angeht immer auf der Höhe der Zeit. Für Freunde der Materie, welche das Teil noch nicht besitzen, eine sehr gelungene Kollektion mit Meilensteinen wie "Digging In The Dirt". (Pfälzer)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 26
Spielzeit: ca. 153 min
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 15.05.2015

 

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