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kansas miraclesoutofnowhereOb es die Bombast Rock-Helden überhaupt noch gibt, steht derzeit in den Sternen. Fakt ist, dass sich Sänger und Keyboarder Steve Walsh auf sein Altenteil zurückgezogen hat und das letzte Studiooutput vierzehn Jahre zurück liegt. Natürlich könnte der Rest der Band mit David Ragsdale und Bill Greer als Sänger weitermachen, mit NATICE WINDOW haben sie ja bewiesen, dass es funktionieren könnte. Andererseits könnten die verbleibenden Mitglieder auch unter dem Namen weitermachen, oder sich einen neuen Vokalisten suchen. Derzeit zehren KANSAS vor allem von ihrer Geschichte, und die haben sie mit der Dokumentation „Miracles Out Of Nowhere" kürzlich aufgearbeitet, welche nun auf DVD erschienen ist.

Dabei spielen die aktuellen Mitstreiter keine Rolle, vom originalen Line-Up sind ja nur noch Drummer Phil Ehart und Gitarrist Rich Williams übrig. Für diese Doku traf sich nach vierzig Jahren vielmehr das ursprüngliche Sextett wieder, welches damals von der Einöde in Topeka, Kansas aus in die Welt ziehen wollte. Und der Weg daraus erwies sich gar nicht als so einfach, auch wenn sie sich ihrer Stärken bewusst waren, und auch das entsprechende Feedback bekamen. Es war nicht der Nabel der Welt und daher mussten sie verdammt gut sein, um bestehen zu können.

Jener Film beleuchtet vor allem die Anfänge der Formation bis hin zu den großen Stadionauftritten. Von jener Zeit existiert auch wenig Archivmaterial, weswegen das meiste von der Band selbst erzählt wird. Damit machen die Interviewpassagen mit den Musikern auch den Großteil der Geschichte aus, was den visuellen Aspekt etwas in den Hintergrund rückt. Als Untermalung zu den Gesprächsausschnitten und der Musik gibt es vorwiegend Bilder, die aber auch einen guten Einblick geben.
Dabei fallen vor allem die Interviewpassagen sehr ehrlich und eindringlich aus. Vor allem zollen die Sechs sich gegenseitig viel Respekt, ebenso wie den Leuten, die ihnen auf dem Weg an die Spitze geholfen haben. Da wären vor allem ihr bereits verstorbener Gönner und Vertriebspartner Don Kirshner, Manager Budd Carr aber auch Produzent Jeff Glixman zu nennen. Der wiederum kommt ebenfalls zu Wort, gibt das Lob gerne zurück und referiert über die Einzigartigkeit des Sounds von KANSAS.

Den versuchen die Musiker ebenfalls zu erklären, was aber nicht so einfach ist. Zum einen erzählen sie von den Spannungen zwischen Rocker Steve Walsh und Proggie Kerry Livgren, die sich aber anfangs in großartiger Musik entluden. Doch auch die Geige von Robbie Steinhardt dürfte eine Rolle in ihrer symphonischen Atmosphäre gespielt haben. Genauso wie die Variabilität bei Gitarre und Keyboards, die von mehreren Leuten bedient werden konnten. Nicht von ungefähr schwärmt QUEEN-Gitarrist Brian May heute noch von ihnen, wie er in dem Film mehrmals erwähnt.

Thematisiert werden jedoch nur die frühen Jahre bis zum ganz großen Durchbruch der Jahre 1977 und 78. Doch das ist auch die spannendste Phase gewesen, in die jeder ohne Groll zurück blicken kann, selbst der früh ausgestiegene Bassist Dave Hope. Man erlebt die Geschichte von einem Haufen Landeier mit, die plötzlich ehrfürchtig im Record Plant aufnehmen durften. Sicher war das Bandgefüge von Beginn an durchdacht, Phil Ehart erzählt, wie er die Formation aus den besten Musikern von WHITE CLOVER und PROTO-KAW zusammen bastelte.
Doch planbar ist in dem Geschäft gar nichts, welches beim Abebben der großen Progwelle plötzlich wieder Hitsingles verlangte. Und die ausgemachte Albumband stellte die Geduld ihres Förderers Kirshner auf eine harte Probe. Es ist aber auch die Geschichte von jungen Leuten die mit ihren Aufgaben wuchsen, von einem Steve Walsh, der sich erst in die Frontmannrolle einfinden musste. Und auch von der Band, die bei „Dust In The Wind" selbstsicher genug war, dass dies ein Hit werden würde.

So erfährt man nicht, wie der kommerzielle Erfolg nach dem Gipfel langsam wieder nachließ. Mit weiteren großartigen Alben wie „Audio-Visions" oder „In The Spirit Of Things" sicherte man sich einen Platz in den Annalen der Rockmusik. Auch heute noch sind KANSAS eine respektierte Band, wie Musiker wie Garth Brooks uns in dem Film erzählen. Mit dem gebührenden Stolz traf sich das Original-Line-Up nach vierzig Jahren, um die legendäre Bandphotographie vom Debüt nachzustellen.
Diese ziert das Cover des schick aufgemachten Digi-Packs von „Miracles Out Of Nowhere, in dem sich noch ein Booklet und eine Audio-CD befinden. Im Booklet gibt es weitere Bilder und ein paar Liner Notes. Die CD ist eine Best Of mit vierzehn Stücken, dazwischen gibt es die wichtigsten Aussagen der Dokumentation in Audioform. Aufgrund des wenigen Videomaterials wirkt die Sache etwas unvollständig, die Erzählweise macht das allerdings wieder wett, weswegen nicht nur die Die Hard-Fans zugreifen können. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs/Kapitel: 11 (DVD)/24 (CD)
Spielzeit: ca. 78 min (DVD)/79:12 min (CD)
Label: Legacy/Epic/Sony Music
Veröffentlichungstermin: 20.03.2015

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