Saxon - The Saxon Chronicles

saxon chronicles1Wiederaufarbeitung im Hause der Sachsen, Klappe die zweite. Mit der Neuauflage der Neueinspielungsscheibe „Heavy Metal Thunder" kam auch die DVD „The Saxon Chronicles" ein zweites Mal auf den Markt. Dieses Package war zu der Zeit als sich die DVD begann als Musikmedium für die breite Masse zu etablieren eines der wichtigsten im Metalbereich. Heute setzt man andere Standards, wie auch bei dem im letzten Jahr veröffentlichten zweiten Teil „Warriors Of The Road". Somit ist das 2003 erstmals erschienene Paket als Zeitdokument zu sehen, dass SAXON in ihrem damals dritten Frühling präsentiert. Wie bei der anderen Wiederveröffentlichung gibt es auch hier ein paar Bonussachen, so dass es sich um drei Discs handelt.

Auf dem ersten Silberling gibt es den kompletten 2001er Gig von Wacken. Es war genau die Zeit als nach die Erfolgskurve nach schwächeren Jahren Ende der Neunziger wieder nach oben ging. Der Gig wurde zwischen den Aufnahmen und der Veröffentlichung des sehr starken „Killing Ground"-Longplayers absolviert. In dieser Zeit konnte ich mich auch mehrmals von den Livequalitäten der Briten überzeugen, u.a. ein paar Monate später auf der Tour. Ab dieser Zeit begann auch der Festivalboom, der SAXON ebenfalls zugute kam, denn mit ihrer Bühnenpräsenz sind sie ein immer gern gesehener Gast auf Open Airs.

Und diese Livepower wurde bei dem Wacken-Konzert auch sehr gut eingefangen. Allen voran gibt der dauerbangende Bassist Nibbs Carter Vollgas und kann sich auf der großen Bühne so richtig austoben. Speziell die Kameraeinstellungen aus der Vogelperspektive gewähren einen Einblick wie viel Platz so manche Acts füllen müssen. Da ist es nur gut, dass man mit der damals schon grauen Eminenz Biff Byford eines der charismatischsten Sprachrohre der ganzen Szene als Frontmann hat, dem auch hier die Menge nur allzu willig folgt.
Neben der Bühnenaction, die ebenso wie das Spiel der Band gut eingefangen wurde ist es vor allem die Kameraführung, die das Konzert wirken lässt. Neben der angesprochenen Position von oben ist es genau das Kehrmotiv, wenn die Musiker vor der imposanten Lightshow in Szene gesetzt werden, das für tolle Bilder sorgt. Auch die Close-Ups und Kamerafahrten, sowie die Schwenks ins Publikum sind sehr auf Details bedacht. Leider macht der Schnitt viel kaputt, Videodokumentationen zu der Zeit litten wie auch hier unter viel zu hektischen Bilderfolgen.

Soundtechnisch kann man allerdings wenig gegen die Aufnahmen einwenden, die sehr druckvoll abgemischt wurden. Keine Wünsche lässt auch die Setlist offen, bei der SAXON ein Best of-Programm durchzocken. Wie gewohnt finden sich auch Nummern von den letzten Studiodrehern, in diesem Fall „Metalhead" und „Unleash The Beast". Abgerundet wird Silberling eins mit einer Discographie zum Durchklicken, wie man sie zu der Zeit of verwendete, in der heutigen Multimedialandschaft wirkt das wie ein Anachronismus.

Visuell hat auch die zweite Disc einiges zu bieten, doch das ist schon eher Geschmackssache. Alle acht zu dem Zeitpunkt gedrehten Promovideos sind darauf vertreten und die offenbaren einen Sprung in die tiefsten Achtziger. Hier gibt es schon den ein oder andere modischen Totalausfall zu sehen und auch sonst ist manches doch etwas sehr naiv inszeniert. In den Anfängen zu Beginn der Achtziger bestanden ja Videoclips eher aus Livesequenzen, erst Mitte der Dekade entdeckte man die filmischen Möglichkeiten.

Gibt es bei „Suzie Hold On" nur Bühnenbilder, so ringen einem SAXON in ihren Rüstungen bei „The Power And The Glory" ein Schmunzeln ab, da diese eher wie Raumanzüge aussehen. In „Nightmare" findet Biff keinen Ausweg aus einem Schlafzimmer, während der Band im Clip zu „Back On The Streets Again" alle Wege offen stehen. Hier sieht man die Band, die im Truck durch die amerikanische Wüste reist und dabei einige Groupies und Fans einsammelt. Die Wild West-Atmosphäre wird dann in „Rockin´Again" noch stärker betont.
In den späteren Videos machen die Livebilder dann wieder den Großteil des visuellen Aspekts aus. Dazu gibt es hier noch ein Zusammenstellung von allen TV-Auftritten der Band mit kurzen Dokus, Nachrichten und Interviews. Eine Galerie aus Zeitungsausschnitten wurde ebenso mit Musik unterlegt wie eine Bildergalerie. Und zum Schluss gibt es noch eine Tourdocumentary von der „Killing Ground"-Rundreise.

Als Bonus zu der originalen DVD gibt es dann noch eine Audio CD dazu, die aber auch nur bisher veröffentlichtes Material enthält. „Rock´n´Roll Gypsies" wurde 1989 als reguläres Livedokument veröffentlicht, fristete aber unter den drei Teilen von '"The Eagle Has Landed" nur ein Schattendasein. Dabei kann diese Aufnahme deutlich mehr als „Live At Bloodstock 2014" die Zugabe bei „Heavy Metal Thunder". Soundtechnisch zwar ein bisschen trocken, wirken aber Songs wie „Can´t Wait Anymore" hier nicht so poppig wie in der Studioversion.
Abwechslung gibt es auch bei der Setlist, bei der die frühen Klassiker fast vollständig außen vor bleiben. Dafür gibt es viel von „Rock The Nation" und „Innocence Is No Excuse" sowie mit „Just Let Me Rock" einer der stärkeren Tracks von „Crusader" und mal nicht den Titelsong. Damit ergibt sich im Paket eine ordentliche Werkschau eines der Flaggschiffe der NWOBHM. Ob man die beiden Produkte allerdings wieder veröffentlichen muss, darüber kann man durchaus streiten. Fans werden ohnehin beides zuhause haben, und für Neueinsteiger fehlen die letzten Jahre. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 15 / 13 / 12
Spielzeit: ca. 110 min / ca. 105 min / 62:34 min
Label: UDR Music
Veröffentlichungstermin: 20.02.2015

Kategorie: DVD-Reviews