JackBruce50thConcerts160pxKann man das Leben und das musikalische Erbe von Jack Bruce auf einer Seite kurz abhandeln? Wohl kaum!
Diese und andere Gedanken flogen durch meinen Kopf, als es darum ging das 3-fach DVD-Set von Legende Jack Bruce zu besprechen. Am 25. Oktober 2014 verstarb der Komponist, Multi-Instrumentalist und Sänger an den Folgen eines Krebsleidens und hinterlässt ein Füllhorn an Veröffentlichungen. Jack Bruce nur auf CREAM zu reduzieren wird ihm absolut nicht gerecht.

Der ausgezeichnete Musikjournalist Uli Kniep fasst das Wirken von Jack Bruce folgendermaßen zusammen:
Es war ein nachträgliches Geschenk zu seinem 50. Geburtstag: John Symon Asher - genannt Jack - Bruce, geboren am 14. Mai 1943, begrüßte am 2. und 3. November 1993 illustre Freunde auf der Bühne des E-Werks in Köln.

Der schottische Bassist aus Bishopbriggs hatte langjährige Weggefährten wie Schlagzeuger Ginger Baker, Saxophonist Dick Heckstall-Smith und den Gitarristen Clem Clempson geladen, und das begeisterte Publikum konnte ihm und sich zu einer außergewöhnlichen Feier gratulieren. In einer einmaligen Session zelebrierten Bruce und Gäste wie Drummer Simon Phillips und Pianist Bernie Worrell Jazz, Rock und Blues Highlights aus seligen Cream Tagen sowie Stücke, die Jack auf seinen Solo Platten veröffentlicht hatte. Vom Klassiker "Spoonful" eines Willie Dixon bis zur magischen Ballade "Ships In The Night" mit Sängerin Maggie Reilly zeichnen sich die Interpretationen durch eine seltene Gabe für Improvisation und Intensität aus. Nie zuvor hatte man "Sunshine Of Your Love" in einem derart opulenten Arrangement mit Bläsern, Perkussion und Keyboards erlebt. Intim dagegen das vierhändige "Running Thro´ Our Hands" von Jack mit Pianist Gary Husband. In dieser Bandbreite zeigt sich das außergewöhnliche Talent des Multi Instrumentalisten, Komponisten und Sängers Jack Bruce, der den Bass zu einem Solo Instrument in vorderster Reihe erhob. Diese Fähigkeit zeichnete ihn schon aus, als er Anfang der 60-er Jahre in den Bands von Alexis Korner, John Mayall und Manfred Mann spielte, bevor Jack Bruce 1966 Cream mitbegründete. In diesem Trio avancierte er zum wichtigsten Schreiber, auf sein Konto gehen Erfolge wie "I Feel Free", "Politician" und "White Room". Gerade dieser Titel gehört zu seinen populärsten Kompositionen, entstammt der gemeinsamen Arbeit mit Texter Pete Brown und wird in dieser Version erstmals auf DVD veröffentlicht.

Der inzwischen verstorbene irische Gitarrist Gary Moore ist hier mehr als nur ein Ersatz für Eric Clapton, und aus dem gemeinsamen Auftritt mit Ginger Baker beim "Rocklife" Konzert resultierte im darauf folgenden Jahr 1994 das Studio Album "Around The Next Dream". Weitere Höhepunkte des Birthday Bash sind das epische "Bird Alone" und das "Theme For An Imaginary Western" aus Jack Bruce´s erstem Soloalbum "Songs For A Tailor" von 1969. So repräsentiert der Kölner Mitschnitt einen eindrucksvollen Querschnitt aus einer bemerkenswerten Karriere, und die großartige Besetzung unterstreicht die Bedeutung und Wertschätzung, die Jack Bruce an jenen beiden Abenden im November 1993 entgegengebracht wurde.
Erstmals werden mit diesem Box Set einige Titel zugänglich gemacht, die bisher im Archiv des WDR schlummerten. So gibt es alternative Versionen etlicher Stücke von beiden Auftritten. Auch der überbordende "Blues You Can´t Lose" und das mit akustischer Gitarre gespielte "Rope Ladder To The Moon" sind hier erstmals zu sehen. Gleichzeitig ist dieser Mitschnitt ein Vermächtnis eines ungewöhnlichen Musikers, der scheinbar mühelos zwischen den Welten wandelte: Jazz, Rock, Blues und Klassik waren für Jack Bruce keine unvereinbaren Musikstile. Er verarbeitete Elemente aus all diesen Genres in seiner Musik, spielte mit der Pianistin Carla Bley, mit dem Dirigenten Eberhard Schöner und dem Rockgitarristen Leslie West. "Der Bass hat mir mein Leben ermöglicht, ich liebe ihn", sagte der Familienvater Bruce im Interview mit "Rocklife". Nun ist sein Instrument verstummt, eine weitere Reunion von Cream, wie die im Jahre 2005, kann es nicht mehr geben. Am 25. Oktober 2014 verstarb der Komponist, Multi Instrumentalist und Sänger an den Folgen eines Krebsleidens. Sein "Life On Earth" mag viel zu früh geendet haben, für seine Fans aber bleibt der charismatische Solist eine Ausnahmeerscheinung in der populären Musikszene.

Mir bleibt da nur anzumerken, dass ich schon Rockpalast-DVDs mit weitaus besserer Bild und Tonqualität im Player hatte. Das Bildformat von 4:3 ist hier dem technischen Stand der Videoaufzeichnung der damaligen Zeit geschuldet. Absolut unverständlich finde ich wie immer, dass man gute PAL-Aufnahmen in sehr viel schlechteres NTSC für eine weltweite Vermarktung konvertiert. Für so eine potente Veröffentlichung hätte man durchaus auch nochmal an zumindest dem Klang Hand anlegen können. Der schrullige Charme der Konzerte Ende der Achziger bis in die Neunziger hinein, ist schon fast als Markenzeichen zu verstehen.
Die zuvor noch nie veröffentlichten Konzerte bzw. Aufnahmen finden sich nun zusammengefasst als Doppel-DVD, CD plus Doppel-DVD sowie Drei-DVDs plus CD, wobei letzte einem Deluxe Boxset entspricht mit zahreichen unveröffentlichen Fotos und natürlich einem Begleittext von Kenner Uli Kniep.
Für Fans der Rockplalast-Serie ist diese Box ein Muss, für Fans von Jack Bruce Schaffen sowieso. (Andreas)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 35 (DVD) / 13 (CD)
Spielzeit: 235 min (DVD) / 75 min (CD)
Label: MIG Music
Veröffentlichungstermin: 05.12.2014

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