Jersey Boys

JerseyBoys-CoverWenn auf einem Film der Name Clint Eastwood steht, kann man sich als Fan des Herren und als Filmfan im Allgemeinen schon fast zu einhundert Prozent sicher sein, dass man exzellent unterhalten wird und einen großartigen Streifen zu sehen kriegt. Seine Musicalverfilmung "Jersey Boys", die die wichtigsten Stationen der Bandgeschichte der legendären Pop-/Rock-Band THE FOUR SEASONS beleuchtet, bildet da keine Ausnahme.

Zur Vorgeschichte sei so viel gesagt: der langjährige Hauptsongwriter der Band Bob Gaudio und der langjährige Stammproduzent Bob Crewe haben sich vor einigen Jahren wieder zusammengetan und das Musical "Jersey Boys" konzipiert, das im Jahr 2005 am Broadway Premiere hatte. 2006 wurde dieses Musical mit vier Tony-Awards gekrönt, unter anderem für das beste Musical. Nun hat der Meister Clint Eastwood diesen Stoff in einen Film gepackt, der jetzt auf Bluray, DVD und als Download erscheint.

In meinem Review versuche ich, größere Spoiler zu vermeiden, soweit es mir möglich ist, zur Story sei daher nur wenig gesagt. Die Band THE FOUR SEASONS, die in den Sechzigern eine unfassbare Kette von Hits wie "Sherry", "Big Girls Don't Cry", "Walk Like A Man" und noch unzählige andere vorzuweisen hatte, ging aus dem VARIETY TRIO hervor. Der Film setzt 1951 an und zeigt die Anfänge der Bandmitglieder Frankie Valli (John Lloyd Young), Tommy DeVito (Vincent Piazza) und Nick Massi (Michael Lomenda) in Newark, New Jersey in einem Umfeld, das von Kriminalität und genereller Armut geprägt ist. Es zeigt auch die Verbindungen der Band zum Mafiapaten Gyp DeCarlo (Christopher Walken) und wie sich die Jungs mit allerlei krummen Geschäften über Wasser halten und abends in örtlichen Kneipen und Nachtclubs ihre Musik spielen. Eine Schlüsselszene dieser Anfangsphase ist definitiv das Aufeinandertreffen der Jungs und ihres zukünftigen Hitsongwriters und vierten Mitglieds Bob Gaudio (Erich Bergen). Die Geschichte wird in einzelnen Abschnitten und immer aus der Sicht eines einzelnen Bandmitglieds erzählt, wobei sich Eastwood einer Technik bedient, die nicht allzu häufig verwendet wird, nämlich das Durchbrechen der vierten Wand (also Momente, in denen Filmfiguren direkt in die Kamera zum Zuschauer sprechen). Dadurch entsteht ein sehr persönliches und auch zum größten Teil sehr authentisches Bild dieser Musiker und ihrer Geschichte sowie der wichtigsten Stationen, von den Anfängen über die Hitserie in den Sechzigern, persönliche Verluste, Krisen und dem krönenden Abschluss im Jahre 1990, als THE FOUR SEASONS in die Rock 'n' Roll Hall of Fame aufgenommen wurden.
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Es gibt sicherlich einige Momente im Film, wo sich der Zuschauer fragen wird, ob sich das wirklich alles so abgespielt haben kann, doch wer nur mal kurz im Internet recherchiert wird überrascht feststellen, dass wirklich fast alles, was man im Film zu sehen bekommt, exakt so geschehen ist. Das wird auch schon dadurch gewährleistet, dass die echten FOUR SEASONS-Mitglieder Bob Gaudio und Frankie Valli als ausführende Produzenten an dem Film mitgewirkt haben.

Die darstellerischen Leistungen, allen voran John Lloyd Young als der legendäre Leadsänger Frankie Valli und Erich Bergen als Bob Gaudio bewegen sich definitiv ganz weit oben, auch die Nebendarsteller sind hier nicht ausgenommen. Vor allem die gesanglichen Leistungen von Young und Bergen, die ihre Rollen bereits im Musical gespielt haben, verdienen absoluten Respekt: Young trifft den legendär hohen Falsett-Gesang von Valli wirklich fast exakt, mit geschlossenen Augen könnte man meinen, dass hier Valli selbst singt.

Zu kritisieren gibt es hier definitiv nur wenig - manch einer warf Eastwood vor, dass er zu sehr versucht habe, das Musical zugunsten einer spannenderen Verfilmung in ein Drama zu pressen, dem kann ich mich aber nicht anschließen. Eastwood hat zwar sicher schon bessere Regiearbeiten abgeliefert, aber genau so, wie er es hier getan hat, muss man ein Biopic natürlich konzipieren, damit es für den Zuschauer interessant bleibt - wer also eine reine Musicalverfilmung erwartet, der wird vielleicht leicht enttäuscht werden, einen spannenden und unterhaltsamen Film kriegt er aber dennoch. Und selbstverständlich ist der Soundtrack des Films, der aus den zahlreichen Hits der FOUR SEASONS besteht, absolut jenseits aller Kritik. Wer nochmal den Schwung dieser Songs erleben möchte, der wird hier voll und ganz bedient. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob man mit der Musik was anfangen kann, ich bin zum Beispiel kein ausgesprochener Fan der Band, habe mich aber permanent dabei ertappt, wie ich auf dem Sofa mit gesummt und mit gewippt habe - es steckt einfach an.
JerseyBoys Szenenbild2Zum Abschluss sei noch etwas zur Bluray an sich gesagt: Der Film liegt in 1080p im Format 16:9 vor, der Ton ist im Dolby Digital 5.1 Format abgemischt und auf Deutsch, Spanisch, Französisch, Italienisch verfügbar, dann noch DTS-HD Master Audio in Englisch 5.1. Eine Audiodeskription für Blinde gibt es ebenfalls, diese allerdings nur in Englisch. Dazu selbstverständlich noch entsprechende Untertitel in den oben aufgeführten Sprachen sowie zusätzlich Portugiesisch, Niederländisch, Dänisch, Finnisch, Schwedisch und Norwegisch. Untertitel für Hörgeschädigte sind in Deutsch, Englisch und Italienisch verfügbar. Zusätzlich sind noch einige sehr interessante Specials auf der Scheibe enthalten, die mehr über die Entstehung des Filmes und die Geschichte der Band verraten. Enthalten ist außerdem eine Digitalkopie des Filmes über Flixster.

Alles in allem hat Eastwood hier wieder eine gute Arbeit abgeliefert und einen interessanten und faszinierenden Film geschaffen, der hervorragende Darsteller und tolle Musik aufzuweisen hat. Zwar gehört "Jersey Boys" nicht zu seinen absoluten Meisterwerken, aber Freunde der Musik und generell Leute, die Biopics mögen, werden hier exzellent unterhalten. (Dennis)


Bewertung: 7 / 10

Label: Warner Bros. / Warner Home Video
Veröffentlichungstermin: 18.12.2014

Kategorie: DVD-Reviews