Deep Purple With Orchestra - Live In Verona

Deep Purple BluRayDie Zusammenarbeit von DEEP PURPLE mit einem Orchester ist beileibe nichts Neues mehr. Bereits 1969 war eines ihrer ersten Alben bereits mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufgenommen und damit eines der ersten Ereignisse der Zusammenkunft von Rock und Orchestermusik. Der leider bereits verstorbene Jon Lord arrangierte diese Kooperation und komponierte die Songs für die beteiligten Musiker. Auch in den folgenden Jahren gab es immer mal wieder Events mit Orchester, für die sich der musikalische Pate verantwortlich zeigte. Zu seinen Ehren wurde dann ebenso die Gedenkfeier mit Orchester und seinen Kompositionen gestaltet, was man kürzlich auch auf Ton- und Bildträger herausbrachte.
Auf der vorliegenden Blu Ray Disc wurde ein weiteres traditionelles Live-Ereignis festgehalten, gefilmt im Sommer 2011 in der Arena des historischen Amphitheaters in Verona. Die einzigartige Kulisse, lichttechnisch professionell ausgeleuchtet, und die 12000 anwesenden Zuschauer vor der Rocklegende auf der üppigen Bühne mitsamt Orchester lassen dieses Konzert zu einem besonderen Ohren- und Augenschmaus werden.

Satte Farben, satter Ton und eine Bildschärfe zum Reinbeißen lassen den ersten Eindruck schon direkt sehr hoffnungsvoll wirken. Dieser Eindruck hält sich auch über die gesamte Spiellänge von fast zwei Stunden, die ausnahmslos mit Musik gefüllt sind. Somit gibt es kein Bonusmaterial, weder ein Making-Of noch ein Interview oder Ähnliches. Das ist auch nicht notwendig und würde die Klasse der Darbietung eher trüben als bekräftigen.
Nach einer von Chefdirigent Stephen „BK" Bentley-Klein angeleiteten Ouvertüre übernimmt die Band mit dem Opener „Highway Star" und startet durch ein Set aus alten und neuen Klassikern. Dabei kann man kaum fassen, dass es sich hier um ein Open Air handelt, man wägt sich eher in Studioatmosphäre. Auch wenn ihnen das Orchester zahlenmäßig überlegen ist, bleibt es schön im Hintergrund und untermalt nur dezent die Songs von über 40 Jahren Bandgeschichte. Wenn man einige Detailaufnahmen der Begleitmusiker sieht, weiß man auch spätestens dann, dass das Konzept Rock plus Klassik voll aufgeht, denn hier wird mit Leidenschaft und Spaß gespielt, sämtliche vermeintliche Grenzen werden hier schon im Vorfeld abgebaut.

Die alten Männer hingegen machen ihren Job wieder einmal zweifelsohne souverän, Ian Paice lebt sich hinter seinem Drumkit aus, der Ruhepol Roger Glover hält gekonnt den Rhythmus, Don Airey zeigt, dass er als Keyboarder seinem Vorgänger kaum nachsteht, wenn auch Lords unverkennbare Spielart einfach nicht zu imitieren ist. Steve Morse ist gewohnt agil mit Sonnenbrille unterwegs und zeigt, dass er das Wort Arthrose nicht im Ansatz kennt. Ian Gillan als Fels in der Brandung zeigt auch nach fast einem halben Jahrhundert, dass er immer noch zu den besten Sängern seines Schlags gehört. Was er stimmlich darbieten kann, macht er, alles andere lässt er. Genau so soll das laufen! Daher werden zwar Evergreens wie „Speed King" oder „Child In Time" wohl nie mehr live gespielt, aber wenigstens behält man seine verdiente Würde. Das Mitsingen mit der Gitarre wird er aber wohl nie aufgeben wollen.
Das und andere Gimmicks zeigen, dass DEEP PURPLE noch sehr viel Spaß an der Sache haben, was sie über all die Jahre bestehen lässt. Ihr dezenter britischer Humor und die Spielfreude und gute Laune auf der Bühne sprechen da Bände. Hier sind auch schon rein optisch fünf musikbegeisterte Normalos auf der Bühne, die auf jeglichen Schnickschnack über die Musik hinaus verzichten wollen und vor allem können.

Das Video ist völlig ohne Hektik geschnitten, ohne Effekte wird hier überblendet, es ist ein sehr angenehmer visueller Eindruck mit einer sehr hohen Bild- und Tonqualität. Hier wurde auch nicht unnötig editiert, auch wenn mal ein Techniker schnell ins Bild springen muss oder Gillan sich mal gerade gemütlich die Hose hochzieht. Das alles macht den Auftritt noch authentischer und echter. Vom Publikum bekommt man selbst in den leisen Sequenzen so gut wie nichts mit bis auf den frenetischen Applaus nach den Songs. Gerade die ersten Reihen, die überwiegend aus recht jungen Leuten bestehen, gehen völlig aus sich raus und sprudeln vor Begeisterung über. Kein Wunder, bei der überwältigenden Spielfreude der Senioren im Vordergrund, die zwar alle nicht mehr sehr zitterfest sind, aber dennoch ihr ganzes Talent ausspielen.
Bei „Lazy" packt Gillan gewohnt die Mundharmonika aus, und Maestro BK lässt es sich nicht entgehen, sich violinentechnisch mit Morse beim Solo zu duellieren. Jeder Musiker darf sich dann während des Gastspiels noch mehr oder weniger ausgiebig in Soloeskapaden ergießen, aber selbst das tut dem durchweg positiven Erlebnis keinen Abbruch.

Lediglich der Fakt, dass DEEP PURPLE in den letzten Jahren doch recht oft unterwegs waren und "nur" ihr bewährtes Set spielen, kann sich hier als Nachteil bei der Veröffentlichung dieser Disc herausstellen. Und so manch einer wünscht sich dennoch ein Paket an Zusatzmaterial, was sich so vielleicht auch auf die Kaufentscheidung auswirkt.

Ich als langjähriger PURPLE-Fan kann nur sagen, dass diese Blu Ray sehr gelungen ist und mir mal wieder die Bestätigung gibt, dass die Briten unangefochten an der Spitze der legendären Rockbands stehen. Ich persönlich brauche zwar kein Orchester dabei – gerade bei „Smoke On The Water" ist der Bläsereinsatz meines Erachtens sehr fragwürdig - , aber dennoch werden die Songs in der jetzigen Zeit und gemäßigteren Darbietung gut durch das Orchester getragen und dargeboten. (Jochen)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 19
Spielzeit: ca. 115 min
Label: Eagle Rock
Veröffentlichungstermin: 17.10.2014

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