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Sepultura MetalVeins160pxDieses Konzert war das dritte Mal der Brasilianer SEPULTURA auf dem riesigen Rock in Rio - Festival. Es fand am 19.09.2013 auf der großen World Stage statt, und die Band wollte für diesen so genannten METALLICA-Tag (SEPULTURA war "nur" eine der Vorbands) etwas besonderes bieten. So entschloss sich Gitarrist und Bandkopf Andreas Kisser im Vorfeld mit der Perkussionstruppe LES TAMBOURS DU BRONX aus Frankreich, zu denen er seit Rock In Rio 2011 in Kontakt gehalten hatte, ein musikalisches Experiment zu wagen. Für ein Heimspiel auf der "dicken" Bühne sicherlich spektakulär - wenn es harmoniert.

SEPULTURA sind seit dem "Roots"-Album für ihre Tribal- und Perkussionseinlagen - auch live - bekannt. Warum also sollte das Zusammenspiel mit den Ölfasstrommlern nicht funktionieren? Licht ins Dunkel bringt die Dokumentation, welche wohl exklusiv von der Zusammenarbeit erzählt und die beteiligten Musiker zu Wort kommen lässt. Außerdem werden Ausschnitte der Proben gezeigt in denen man sieht wie verkrampft die ersten Schritte waren. Leider sind die Untertitel nur in Portugiesisch und Englisch, teilweise auch Französisch gehalten.
Ich erzähle deshalb erstmal die Vorgeschichte, damit der geneigte Fan sich dann aussuchen kann ob er zuerst die Dokumentation kuckt oder gleich das Konzert auf sich einprasseln lässt.
SEPULTURA haben nur 60 Minuten Zeit für ihre Show und da muss alles sitzen. Man sieht Andreas Kisser die Verzweiflung in den Proben förmlich an. Zu wuchtig ist der Sound der "Tambours", die Schläge müsse alle sitzen, sonst würde die Show in einem Soundbrei enden.
Der Tag des Auftritts sollte letztendlich zeigen, ob sich die Mühe gelohnt hat. Zusätzlich zu den SEPULTURA-Songs wurden auch Stücke der TAMBOURS DU BRONX einstudiert.
Das Rock in Rio-Festival zählt mit zu den größten der Welt. Da kann man als Band auch mal locker vor 100000 Zuschauern spielen. Die Bühne ist riesig und trotzdem sind so viele Musiker auf der Bühne, dass es irgendwie zusammengequetscht aussieht. Die Ölfässer der TAMBOURS DU BRONX leuchten in bunten Farben und das Set startet mit dem Song Kaiowas. Leider kann man nur erahnen wie es aus der Sicht der Zuschauer gewesen sein muss, denn alle Kamerafahrten finden fast ausschließlich auf der Bühne statt und es wird nur selten aus der bunten Zuschauermasse geschwenkt, welche im Dunkel des Abends bis zu Horizont zu reichen scheint. Ab und an keimt in mir der Wunsch, das Ganze mal länger von vorne zu sehen. Wozu haben wir denn 16:9-Bildschirme. Da ist Platz genug! Aber nein, es werde immer nur Grüppchen oder einzelne Musiker herausgepickt.
Die Songs der LES TAMBOURS DU BRONX sind mir leider gänzlich unbekannt, jedoch fügen diese sich ganz gut in das Set zwischen den SEPULTURA-Songs ein. Unnötigerweise hat man auf Wunsch der Perkussionstruppe mit "Firestarter" noch ein THE PRODIGY-Cover eingeübt und dargeboten. Irgendwie fehlt der Show der Geilheitsfaktor. Gänsehautmomente wollten sich bei mir leider nicht einstellen. Die schiere Masse an Trommeln, nackter und schwitzender Oberkörper von wild zusammengewürfelten Männern, welche mit dicken Klöppeln die Ölfässer zerbeulen, will mich nicht in Konzertstimmung versetzen. Das liegt überwiegend daran, dass der Sound hinter meinen Erwartung zurückblieb, da er größtenteils matschig und diffus bleibt. Da die Show Teil der Fernsehübertragung war, konnte man wohl auch nicht großartig in die Bildregie eingreifen. Bildtechnisch ist die mir vorliegende BluRay jedoch über jeden Zweifel erhaben - das Breitbildformat hat man nur leider zu wenig ausgenutzt. Möglicherweise ist die Bühne aber so groß, dass man zu einem Bildformat eines Monumentalfilms hätte greifen müssen - also 21:9.
Trotz allem Herumgemäckel ist die Aufzeichnung dieses musikalischen Experimentes insgesamt sehr gelungen. In der Kürze der Zeit haben beide Bands ihr Bestes gegeben und wahrscheinlich eine Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit geschaffen. Warum es dazu einer separaten DVD bzw BluRay-Veröffentlichung bedurfte, bleibt das Geheimnis der Macher. Als Bonus zur nächsten SEPULTURA-Veröffentlichung wäre das gerade mal 60 Minuten dauernde Konzert sicher besser aufgehoben gewesen. (Andreas)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 85 min
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 12.09.2014

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