Black Label Society - Unblackened

BLS UnblackenedUngeschwärzt trifft es nicht so ganz, was die Musiker da vor ein paar Jahren in einer Reihe von Konzerten präsentierten. Auf jeden Fall hat die Musik von BLS genug Potenzial, auch mal in einem anderen, enthärtetem Gewand präsentiert zu werden.
Zakk Wylde seinerseits hat allerdings sein Image vom blonden mädchenähnlichen Gitarrenteen zum schrankähnlichen harten und behaarten Bikerschwein lange genug ausgelotet, dass er jetzt vielleicht nicht mehr die Musik braucht, um dennoch heavy und cool zu wirken.

Zakk Wylde hat durch seine Beiträge bei PRIDE&GLORY, OZZY OSBOURNE und seine Soloprojekte in Form des Meisterwerks „Book OF Shadows" genug Material geschrieben, das ihn für immer in den rockigen Musikerhimmel schicken wird. BLACK LABEL SOCIETY war dann nicht nur musikalisch, sondern auch optisch der Gipfel der starken Männlichkeit. Was 1998 begann, hat sich mittlerweile zu einem anspruchsvollen gereiften musikalischem Schaffen entwickelt, man besinnt sich auf seine Wurzeln und will dennoch nicht stagnieren. Um die alten und auch neuen Songs zu vereinen, kam der Gedanke, ein modifiziertes konzert durchzuziehen und mit erweiterter Besetzung sowie Instrumentierung eine Art Akustikset zu zelebrieren quer durch den Songgarten von BLS und seinen Seitentrieben.
Das Konzert vom 6. März 2013 im Club Nokia, Los Angeles, war exklusiv und einzigartig und wurde demnach auch von langer Hand geplant für eine DVD in Bild und Ton festgehalten.
Mir liegt lediglich die Standardversion als DVD vor, es gibt allerdings auch eine BluRay und eine Limited Edition Version von „Unblackened".

Bild und Ton sind selbstredend einwandfrei, es wurde auch komplett auf visuelle Effekte verzichtet (man erinnere sich an das Debakel der „Doom Troopin'"-DVD), es klingt alles leiser und transparenter aufgrund der Instrumentierung. Die große Bühne bietet nun auch Platz für die Begleitmusiker Derek an der Orgel sowie Greg Locascio am Background-Gesang, den man aber kaum wahrnimmt auf seinem Höckerchen im Schatten der Band. Hören tut man auch kaum was von ihm, somit ist der Grund für seine Anwesenheit für mich eher fraglich.
Das Bühnenbild wurde auch angepasst. Der riesige BLS-Vorhang vor dem Beginn der Show enthüllt eine aufgeräumte Bühne, ohne tonnenweise Marshall-Stacks, dafür dezente Roland-Combos im seitlichen Bühnenhintergrund, die Musiker sitzen allesamt und tragen neben den BLS-Colours mal Hüte oder dezente Bandanas. An Getränken wird dort eine unidentifizierte trübe ausflockende Plörre gereicht, wahlweise in Plastikflaschen oder auch Sportflaschen mit Trinkhalm. Also nix mehr mit zahlreichen Bierbechern auf doppelseitigem Klebeband.
Kein Wunder, hat Zakk doch schon vor einiger Zeit dem grenzwertigen Alkoholkonsum entsagt. Dennoch sieht er immer noch schwer versoffen aus, wenn man so die ein oder andere Nahaufnahme sieht.
Er wechselt des öfteren nicht nur zwischen den Gitarren wie gewohnt, sondern auch mal ans Klavier, um gerade die balladesken Songs von BLS oder auch von „Book Of Shadows" darzubieten. Die Solos werden dabei von seinem „Evil Twin" Nick Catanese zum Besten gegeben, der im übrigen mal wieder zeigt, dass er dem Boss in nichts nachsteht.
Alle Songs klingen nach einer Neuinterpretation, die als Gesamtbild eine bereits bekannte Richtung der Doomcrew wiedergeben, aber dennoch frisch und innovativ klingen.
Natürlich gibt es bei jeder Gelegenheit Zakks berühmten Soloeinlagen, die das zahlreiche Publikum, überwiegend im schweren BLS-Geschirr, begeistert aufnimmt.
Warum Zakk aber nicht einfach die Klavierparts dem Organisten Derek überlässt, um somit die teils zweistimmigen Gitarrenläufe und -Solizu spielen, erschließt sich mir nicht.
Als Gesamtbild kann „Unblackened" auf jeden Fall punkten, wenn mir auch die ein oder andere Version bekannter Lieder im Original um einiges besser gefallen, aber das soll jeder für sich entscheiden.
Als Bonus gibt es dann noch Zakks Besuch des HM Prison Stocken in England zu sehen, wo er sich erstmal mit fast 8 Minuten Sologeschredder auslässt, die Überballade „Spoke In The Wheel" zum Besten gibt und danach noch im Rahmen der „Anti-Gewalt-Kampagne" Rede und Antwort steht. Da kommen sogar dem Verantwortlichen für die deutschen Untertitel buchstäblich die Schweißtropfen auf die Stirn, nicht nur, weil Zakk so herrlich nuschelt, sondern auch fast nie einen Satz zu Ende spricht. Inhaltlich werden kaum allzu interessante Themen dabei angeschnitten, daher also eher verzichtbar.
Ein Interview zur Entstehung der DVD ist dagegen recht gehaltvoll, das Video zu „Losin' Your Mind" von PRIDE&GLORY sollte jeder bereits gesehen haben, und die abschließende Fotogalerie ist auch hauptsächlich für Fans, die nie genug von Männern, Leder, Jeans und Bärten bekommen.
Die Gratwanderung von bildhafter Maskulinität und musikalischer Virtuosität ist vollbracht und kann jedem BLS-Fan empfohlen werden. Ich bin gespannt, was dem blonden Langbart in Zukunft noch so alles in den Sinn kommt. (Jochen)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 17
Spielzeit: 165 min
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 23.09.2013

Kategorie: DVD-Reviews