Joe Bonamassa - An Acoustic Evening At The Vienna Opera House

Bonamassa_Acoustic_CoverSchon wieder gibt es eine neue Veröffentlichung vom Tausendsassa BONAMASSA. Manchmal frage ich mich, wie dieser Mann solch eine hohe Schlagzahl an Veröffentlichungen an den Tag legen kann, doch dann erinnere ich mich an einen seiner Live-Auftritte und mir dämmerts wieder: der Kerl lebt für die Musik. Und wenn Musik sein Lebensinhalt ist, kann man es keinem verübeln, an so vielen Ecken anzupacken. Wenn dabei die Qualität nicht leidet, hat auch keiner einen Grund zu meckern. Die alten Helden aus den 50er, 60er und 70er Jahren haben ja auch am laufenden Band echte Knaller rausgehauen. Dieses Mal versucht sich der New Yorker an einer Akustik-DVD, die den Namen "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" trägt.

JOE BONAMASSA hatte die Idee, eine Akustik-Platte zu machen und wollte sich alleine und nur von einem Haufen Gitarren umgeben auf die Bühne setzen und eine Reihe von Songs spielen. Doch sein langjähriger Produzent Kevin Shirley (u.a. LED ZEPPELIN, IRON MAIDEN) hatte die Idee, ein multikulturelles Ensemble zu rekrutieren. Dieses besteht aus dem irischen Geiger Gerry O´Connor, dem schwedischen Multiinstrumentalisten Mats Wester, der in diesem Fall die Nyckelharpa spielt, Arlan Schierbaum am Klavier, sowie dem Puerto Ricaner Lenny Castro an den Percussions. Nach nur drei Tagen gemeinsamen Probens, wurde das hier vorliegende Konzert im altehrwürdigen Wiener Opernhaus aufgezeichnet, in dem bereits Genies wie MOZART, BEETHOVEN, SCHUBERT, BRAHMS oder HAYDN die Bretter gerockt haben. BONAMASSA betritt zunächst alleine die Bühne, setzt sich zwischen eine Menge Akustikgitarren und eröffnet das Konzert mit dem Instrumental "Palm Trees, Helicopters And Gasoline". Erst bei "Dust Bowl", dem Titeltrack seiner vorletzten Studioplatte gesellen sich seine Weggefährten zu ihm. Besonders gut passt die Instrumentierung zu dem auch auf der Studioversion mit folkloristischen Anleihen versehenen "Athens To Athens", welches spannende Soli von Gerry O´Connor, Mats Wester und Arlan Schierbaum enthält. Der auf einer Steel Guitar und mit Bottleneck gespielte Kracher "The Ballad Of John Henry", ist zwar im direkten Vergleich mit der Studioversion deutlich abgespeckt, überzeugt aber unter anderem durch Schierbaums authentisches Kettenrasseln.

Für den Meister selbst ist ein reines Akustik-Konzert eine große Herausforderung, weil er keinerlei Soli spielt und dafür umso mehr singen muss. Seine tolle Stimme zeigt er zum Beispiel im genialen, auf einer JOHNNY CASH-Gitarre gespielten "Driving Towards The Daylight". Die Violine und das Piano unterstreichen die Dramatik dieses Wahnsinnssongs hervorragend. Stampfenden Blues gibt es mit "Highwater Everywhere", bei dem Arlan Schierbaum dezent die Zierharmonica einsetzt, ebenso wie zerbrechliches der Marke "Richmond". Das Zusammenspiel dieser fünf unterschiedlichen Musiker mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, doch es funktioniert zu jeder Sekunde. Dadurch, dass jeder der Herren ein Instrument aus einer jeweils anderen Kultur spielt, bekommt das Ganze etwas von Weltmusik. Und doch ist der Blues allgegenwärtig, denn BONAMASSA dominiert das Geschehen. Es ist nicht so, als ob er sich aufdrängt, jedoch stechen sein mal gefühlvolles, mal brachiales Gitarrespiel und seine wunderbare Singstimme am meisten heraus. So bekommt "Mountain Time" durch die Mandoline einen irischen Anstrich und doch erkennt man den Song zu jeder Zeit. Ein weiteres Highlight ist das hochemotionale vom Glockenspiel begleitete "Sloe Gin".

An der Bild-und Tonqualität gibt es rein gar nix auszusetzen. Alle Instrumente sowie der Gesang sind jederzeit klar und differenziert rauszuhören. Die Schnitte sind nicht zu schnell und die Kamera ist oft nah am Geschehen dran. Passend zu dem edlen, aber trotzdem irgendwie gemütlichenen Ambiente fällt auch das Licht aus. Nicht zu hell, aber trotzdem ausreichend beleuchtet. Als Bonus gibt es noch einen zusätzlichen Silberling, auf dem die Musiker sowie Produzent Kevin Shirley zu Wort kommen und die Vorbereitungen zum Gig in Wien gezeigt werden. Auch wenn ich persönlich den Klang der E-Gitarre bevorzuge, lege ich diese DVD jedem BONAMASSA-Fan ans Herz. Jeder Song hat auch in diesem Gewand seinen Reiz und offenbart teilweise sehr interessante neue Facetten. Der Blues Rock Titan macht auch an der Akustik-Gitarre eine verdammt gute Figur und überzeugt auf ganzer Linie. Völlig egal, was dieser Mann macht, es kann scheinbar nicht schlecht sein. (Kevin)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 22
Spielzeit: DVD 1: 109 Min., DVD 2: 83:46 Min.
Label: Provogue Records / Mascot
Veröffentlichungstermin: 22.03.2013

Kategorie: DVD-Reviews