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Party.San-DVD2009“Lieber zu spät als nie” sagt sich der Volksmund, wenn mal wieder etwas länger gedauert hat. Dennoch grenzt es fast schon an Frechheit, erst gut anderthalb Jahre nach einem Festival die dazugehörige DVD zu veröffentlichen.
Sieht man davon mal ab, wird es bestimmt einige Fans dieses Festivals geben, die sich mit der PSMOA 2009 DVD „Sounds Of Hell 2009“ eine große Freude machen würden. So ist die zurückliegende Party.San doch kräftig ins Wasser gefallen, weshalb ein paar Erinnerungen an die viel zu heiße Veranstaltung im viel zu sonnigen Bad Berka vor zwei Jahren durchaus willkommen sein dürften.
Wie auch auf der Filmrückblende des PSMOA 2008 gibt es wieder 2 DVDs, die gespickt sind mit zahlreichen Eindrücken von Fans und Crew, Livemitschnitten sowie kurzen, unterhaltsamen Interviews.

 

Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, noch nie auf diesem Festival gewesen zu sein. Schon sehr oft habe ich von der einzigartigen Atmosphäre, den vielen netten Leuten, den vernünftigen Preisen und der professionellen Organisation gehört. Das verwundert auch nicht weiter, wenn man bedenkt, dass dieses deutsche Festival-Urgestein sich 2009 zum fünfzehnten Mal jährt. Dass größtenteils sehr extreme, nicht wirklich als kommerziell zu betrachtende Acts für das Billing herangezogen werden, unterstreicht dazu den bodenständigen Charakter der Veranstalter. Damit dürfte das Party.San wohl das einzige Festival sein, das nicht nur überall bekannt ist, sondern zudem noch einen urigen Underground-Touch hat.
Gründe genug hatte ich also, mir die DVD zu Gemüte zu ziehen, um zumindest mal einen kleinen, visuellen Eindruck dieses Kult-Festivals zu gewinnen.  


DVD1:

Auf dem ersten Silberling sind die ganzen Livemitschnitte gepresst worden. Leider konnten die Produzenten der DVD nicht für jede Band eine Genehmigung einholen, weshalb einige Perlen dieses Festivals dem Zuschauer vorenthalten bleiben. Gerade für Fans von SATYRICON, DESTRÖYER666 und UNLEASHED ist das fatal, denn genau diese Acts sucht man auf der „Tracklist“ vergebens.
Hat man sich durch das mit Panzer und Verwüstung verzierte DVD-Menü erst einmal gekämpft, geht es auch schon los. Den sehr gelungenen Einstieg geben POSTMORTEM ab, die mit einer Sirene, etwas Theaterblut und heftigem Metal einen würdigen Auftakt abgeben können.
Schon jetzt fällt ein nerviges Detail auf, dass sich die ganzen, ersten DVD durchziehen wird. Trotz ordentlicher Ton- und Bildqualität wird durch einen äußerst nervigen Schnitt dafür gesorgt, dass der Zuschauer schier Kopfschmerzen bekommt. Niemals bleibt die Kameraeinstellung länger als ein paar Sekunden konstant, was einfach überhaupt nicht gut wirkt. So wird es leider sehr schwer, die Eindrücke der Konzerte aufzunehmen.
Spätestens, wenn bei den härteren Black Metal Truppen wie AZARATH oder GRABAK der Schnitt fast schneller als die Musik ist, kann man diesen Umstand nicht mehr totschweigen.

Die wohl wichtigsten auf der DVD vertretenen Bands sind MARDUK, SOLSTAFIR, EVOCATION, HATE ETERNAL, ROTTEN SOUND, SHINING, DARK FUNERAL und SHINING.
Wie immer bereiten MARDUK ein Geknüppel, das seinesgleichen sucht. Nicht umsonst hält diese Band einen außerordentlich wichtigen Status als Klassiker des schwedischen Black Metals inne. Somit ist es nur gerechtfertigt, dass gleich zwei Songs zu sehen sind. Ausgewählt wurden die absoluten Genrehymnen „Baptism By Fire“ und „Christraping Black Metal“, die sogar das Publikum zum „mitsingen“ animieren. Die gut zwei Dekaden der Bühnenerfahrung merkt man den Schweden mit jedem Move und jedem gesungenen Wort an, was immer wieder eindrucksvoll anzusehen/hören ist.
In eine ganz andere Richtung gehen SOLSTAFIR, denen wohl als eine der wenigen Nicht-Extrem-Metal-Bands ein Exotenstatus auf diesem Festival zugesprochen werden muss. Mit „Köld“ gibt es leider nur ein Song, der jedoch die bombastische Live-Macht dieser außergewöhnlichen Band wirklich gut einfängt. Ohne großes Rumgezappele, Pyrotechnik und sonstige Spielereien schaffen sie nur durch ihre Musik eine wunderbare Stimmung, die auf jeden Fall im Gedächtnis bleibt.
Bei DEN SKAALDTE gibt es wiederum heftigen Black Metal, der in Kombination mit einer kleinen Kotzerei von der Bühne quasi „ins Publikum“ doch etwas außergewöhnlich gestaltet wird.
Richtig melodisch und melancholisch geht es bei SWALLOW THE SUN zu, die ihr eigenständiges Material sehr hypnotisch in Szene setzen, was von den verträumten Blicken in den Zuschauerreihen nur bestätigt wird.

Die Band, auf die wohl die meisten Festivalbesucher sehnlichst gewartet haben, dürfte SHINING gewesen sein. Genießen doch ihre Auftritte einen sehr ambivalenten Ruf, welcher auf die Gewalt und Geschmacklosigkeit, und auch auf Selbstverstümmelung zurückzuführen ist. Davon sieht man auf der DVD jedoch nichts. Es wird mit „I Och Med Instikt Skall Du Förga“ lediglich ein Song gezeigt, auf dem der Sänger sich auf dem Boden krümmend die Kehle aus dem Leib krächzt.
DARK FUNERAL dürfte vermutlich ohnehin jeder schon mal gesehen haben. Mächtig wie ihre Musik nun mal ist, wirkt auch ihr Auftritt. „Hail Murder“ und „Goddess Of Sodomy“ sind die Hits, mit denen man bei dieser Band nie falsch lieg, weshalb diese beiden Tracks hier zu sehen sind.

Auch für Grindcore und Death Metal Freaks sind Knüppelkombos wie u.a. INHUME und ROTTEN SOUND sowie mit HATE ETERNAL und SIX FEET UNDER absolute Kultacts dabei. Auch diese glänzen mit langjähriger Bühnenerfahrung, die sich in offenbarer Professionalität äußert.
Zudem wird auch den Folk Metallern mit THYRFING, MONSORROW und ELUVEITIE eine Freude gemacht.

Die erste DVD bietet demnach einen abwechslungsreichen Einblick, der die verschiedenen auf dem Party.San gebotenen Genres abdeckt. Durch den bereits erwähnten Schnitt fehlt es jedoch an wirklich eindrucksvollen Impressionen, wie sie auf den Rockpalast-Mitschnitten üblich sind. Man sieht das Publikum zu selten, zudem kommen die Gesamtansichten des Bühnengeschehens viel zu knapp. So kann man diese Scheibe nur schwer genießen. Zum „nebenher“ laufen lassen eignet sie sich dafür umso besser.


DVD2:

Die zweite DVD bietet eine interessante Dokumentation der PSAOA 2009. Kurz wird auf die Aufbauarbeiten eingegangen und die Geschichte dieses Festivals skizziert. Interviews mit den Veranstaltern und der Crew zeigen dabei eindrucksvoll, wie sich im Laufe der Zeit ein richtig eingespieltes Team gebildet hat.
Die restliche DVD ist tageweise chronologisch aufgebaut. Vom Donnerstag bis hin zum Samstag wird gezeigt, wie hart bzw. locker es manche hatten. Schön ist vor allem, dass die Reporter dieser Dokumentation selbst zu den Fans der Musik gehören. Damit fällt es ihnen auch leichter, unterhaltsame Gespräche mit den Fans und auch den Bands zu führen.
Während es auf derartigen Dokumentationen oftmals so ist, dass die Interviewer das VIP-Zelt zu keinem Zeitpunkt verlassen, wird hier fast ausschließlich unter den Fans gefilmt. Zahlreiche Smalltalk-Themen wie die Stimmung, welche sich unter der prallen Hitze des sommerlichen Wetters breit macht, oder auf welche Bands manche sich besonders freuen, lockern die Geschichte zudem entschieden auf.
Die Interviews mit den Bands an sich sind immer recht kurz gehalten, womit tiefer gehende Einsichten nicht gewährt werden. Bands wie u.a. SOLSTAFIR, SHINING, MARDUK, DARK FUNERAL und HELLSAW werden üblicherweise nur gefragt, wie sie ihren vergangenen Auftritt selbst erlebt haben, oder aber auch, was sie sich von ihrem kommenden Auftritt versprechen. Das ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als auf eine derartige DVD muss. Durch die Kürze der jeweiligen, lockeren Gespräche kommt zudem auch keine Langeweile auf.
Am besten gefallen mir hier die Einblicke in den Festival-Alltag der Crew und der Fans. Der Campingplatz wird regelrecht nach spektakulären Begebenheiten abgesucht und die Sanitäter äußern sich über das gute Verhalten der Metalheads, ebenso wie die sympathischen Helfer in den Essensständen.

Insgesamt bietet die PSOA 2009 DVD einige ganz nette Einblicke in das legendäre Festival. Doch ich glaube, dass das besser geht. Wer eine DVD sucht, die eine fesselnde Reportage über ein schweißtreibendes Festival sucht, wird hier nicht fündig. „Sounds Of Hell 2009“ hat mehr den „von Fans für Fans“-Charakter als den einer ernsthaften Produktion.
Wer das Festival miterleben durfte, wird demnach mehr Freude an dieser Veröffentlichung haben als andere.
Insgesamt sind die DVDs eher als Hintergrundsbebilderung/beschallung geeignet denn als Programm für einen schönen Fernseherabend. Zumal auf Bonusmaterial –abgesehen von diversen Outtakes- völlig verzichtet wurde. (Jannick)


 
Party.San DVD1 Party.San DVD2
1.   Postmortem „Are You Dead“ 1.    Making Of
2.   Postmortem „Killing Days“
2.    Donnerstag
3.   Azarath „Sacrifice Of Blood“ 3.    Freitag
4.   Psycroptik „Horde In Devolution“ 4.    Samstag
5.   Marduk „Babtism By Fire“ 5.    Credits
6.   Marduk „Christraping Black Metal“
7.   Summers Dying „Escape“
8.   Grabak „Beyond A Black Horizon“
9.   Inhume “Hate/Kill”
10. Inhume “Illuminati”
11. Solstafir „Köld“
12. Den Saakaldte „La Vinteren Vare Evig“
13. Evocation „Tomorrow Has No Sunrise“
14. Evocation “Razored To The Bone”
15. Swallow The Sun “These Hours Of Despair”
16. Hate Eternal “Bringer Of Storms”
17. Thyrfing “En Sista Litania”
18. Thyrfing “Far At Helvete”
19. Hellsaw “The Black Death”
20. Beneath The Massacre “Never More”
21. Paganizer “Scandinavian Warmachine
22. Rotten Sound “Alternews”
23. Rotten Sound “Colonies”
24. Shining “I Och Med Insikt Skall Du Förga”
25. Sadus “Certain Death”
26. Sadus “Your Face”
27. Moonsorrow “Sankaritarina”
28. Eluveitie “The Somber Lay”
29. Dark Funeral “Goddess of Sodomy”
30. Dark Funeral “Hail Murder”
31. Six Feet Under “T.N.T.”


Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 31
Spielzeit: ca. 175 Min.
Label: War Anthem Records
Veröffentlichungstermin: 03.12.2010
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