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terryandthepirates_rockpalastWie schon in unserem Review zum Re-Issuue von "The Doubtful Handshake" angekündigt gibt es nun weiteres Material der Westküsten-Rocker. Zwar war die damals schon mehr als zehn Jahre existierende Truppe nie eine große Nummer, dennoch konnte sie Ende des Jahres unter eher abenteuerlichen Umständen eine Europa-Tour stemmen.

Am 6. Dezember konnte man ein gut besuchtes Konzert in der Hamburger Markthalle verbuchen, welches live für die „Rockpalast"-Sendung aufgezeichnet wurde. Dieser Gig ist nun von MiG Music im Rahmen ihrer Reihe mit DVD-Veröffentlichungen der Kultreihe erschienen. Begeben wir uns mit TERRY AND THE PIRATES also zurück auf Zeitreise in eine Zeit, die modisch auch so ihre Höhepunkte hatte.

Zu den angesprochenen obligatorischen Tour-Pannen zählte vor allem, dass der dritte Gitarrist Greg Douglass nicht mitkommen konnte. Lukrativere Verpflichtungen mit der GREG KHIN BAND (muss in dem Magazin glaube ich keiner kennen) verwehrten ihm die Teilnahme an dem Trip. So lagen die Parts mit den sechs Saiten in den Händen von Band-Leader Terry Dolan und John Cippolina.

Zu Beginn des Konzertes wirkte der Empfang noch der Jahreszeit entsprechend noch ein wenig unterkühlt, aber schon der Opener „Rising Of The Moon" konnte den ersten größeren Applaus ernten. Das folgende „Inside And Out" war der erste Titel aus dem jüngst wieder erschienenen Referenzwerk, welches das Set bestimmen sollte.

Dazu gesellten sich noch diverse Cover-Versionen, wie etwa der altbewährte Klassiker „The Train Kept ´A Rolling" oder „Writing You A Letter" von TEN YEARS AFTER. Auch Lieder wie das Instrumental „Cobra" von der QUICKSILVER-Vergangenheit einiger Musiker werden in den Showcase integriert.
Das schon von „The Doubtful Handshake" bekannte „I Put A Spell On You" kommt aufgrund der fehlenden Orgel anders rüber als auf der Scheibe, weil die Arrangements stark auf das Piano zugeschnitten sind. Und dafür haben TERRY AND THE PIRATES einen Meister des Fachs engagieren können, denn Nicky Hopkins war eine Größe, die oft im Hintergrund agierte.

Nur selten fällt sein Name im Zusammenhang mit JEFF BECK, STEVE MILLER und vor allem den ROLLING STONES. Und gerade bei diesen Giganten war er maßgeblich für den Sound einiger Stücke verantwortlich, wer kennt nicht die Piano-Linie unter „Sympathy For The Devil"? Und genau dieses sehr leichtfüßige Spiel ist auf diesem Silberling gut zu hören und wurde von der Kamera toll eingefangen.
Die zweite große Stütze im Soundgewand ist Lead-Gitarrist John Cipollina, dessen melodische Fils schon wie auf Platte den Songs etwas besonders geben. Seine Spieltechnik ohne Plektrum erinnert an Mark Knopfler oder Nils Lofgren. Zusammen mit Hopkins sorgt er für schöne Harmonien, welche die Melodieseligkeit noch mehr betonen. Leider ist dadurch auch der Weg für eine eventuelle Reunion verstellt, da beide nicht mehr unter uns weilen.

Zu Gute halten muss man den beiden auch, dass sie sich nie in den Vordergrund drängen, sondern ihre Fähigkeiten unterordnen. Dadurch bringen sie mit ihren Mitstreitern eine homogene Band-Leistung, es wird viel untereinander kommuniziert. Auch Sänger Terry Dolan, der seine Parts öfter an Basser David Hayes abgibt versucht seine Leute immer wieder in Szene zu setzen. Was eigentlich eine nette Geste ist entpuppt sich aber für die Showqualitäten als Bumerang, denn bei derlei Zurückhaltung fehlt dann vielfach die Ausstrahlung bei den Herren.
Dem Publikum ist das eher egal, es hat Spaß an der Darbietung und wurde auch gut eingefangen. Überhaupt ist diese DVD für die damalige Zeit technisch schon auf einem guten Stand, denn der Sound lässt zumindest von der Ausgewogenheit wenig Wünsche offen. Die kleineren Probleme mit der Monitoranlage und den Instrumenten weiß man auch geschickt zu überdecken.

Abgerundet wird das Ganze von einem schönen Booklet mit vielen Liner-Notes, der noch lebenden Musiker. Bonusmaterial ist allerdings keines vorhanden, lediglich ein paar Werbetrailer anderer Ausgaben kann man sich anschauen. Wer auf ehrliche, handgemachte und melodische Rockmusik steht darf sich hiermit gerne mal beschäftigen. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 18
Spielzeit: ca. 100 min
Label: MiG Music
Veröffentlichungstermin: 29.11.2010

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