Meat Loaf - Live At Rockpalast

meatloaf_rockpalast.jpg“Bat Out Of Hell”, Kultwerk, Meilenstein, Megaseller, kaum ein Superlativ, das sich nicht auf das 77er Debüt von MEAT LOAF anwenden lassen würde. Bis dahin war der als Marvin Lee Aday geborene Künstler als Theatersänger unterwegs und hatte nebenbei ein paar Filmrollen wie in der „Rocky Horror Picture Show“. Doch mit dem Erscheinen des Klassikers, der sich bis heute 43 Millionen mal verkauft hat, änderte sich alles für ihn.
Nach Deutschland war sein Ruhm 1978 auch schon herüber geschwappt, bevor ihn seine Tour dorthin führte. Am 11. Juni fand das erste Konzert statt, welches damals für den nicht minder kultigen Rockpalast aufgezeichnet wurde. Jetzt, mehr als 30 Jahre später, nachdem der Rockpalast als Festivalnachlese wieder etabliert ist, werden die alten Folgen als DVD heraus gebracht. Das Konzert von MEAT LOAF bildet da keine Ausnahme, das nun bei Eagle – Vision erscheint.

Im Gegensatz zu den meisten Rockpalast-Auftritten, welche in der Essener Gruga-Halle aufgezeichnet wurden, fand der Gig in der Offenbacher Stadthalle statt. Die Stadt war dem guten Herr Aday aber anscheinend nicht geläufig, titulierte er seine Ansagen immer mit „Hello Frankfurt!“ Na ja, den Fauxpas leistete sich Lemmy auch schon auf dem „Bang Your Head“, man erinnere sich an „Hello Stuttgart!“.
An Ansagen spart der „Fleischklops“ allerdings zu Beginn der Show, die mit dem nicht auf dem Album erschienenen Instrumental „Great Boleros Of Fire“ beginnt. Erst zu seinem Einsatz im Titelsong stampft er auf die Bühne, ein rotes Tuch in der Hand, das er die ganze Zeit über nicht loslässt und schaut sein Publikum mit einem irren Blick an, bevor er hinterm Mikro ins Geschehen einsteigt.

Und Geschehen ist der richtige Ausdruck, für das was da auf den Brettern passiert, denn vieles im Laufe der Show hat mehr mit einem Musical als einer normalen Rockshow zu tun. Das liegt daran, dass neben dem Frontmann auch Komponist Jim Steinman und die weibliche Stimme Karla DeVito vom New Yorker Theater kommen. Steinman selbst spielt das Piano, wenn man das fast irre Traktieren überhaupt so nennen kann. Auch bei seiner Rolle als Erzähler bewegt er sich kaum weiter vom Wahnsinn weg.
DeVito und MEAT LOAF selbst inszenieren die Songs am vorderen Bühnenrand, als Paar zwischen tiefer Ablehnung und Kussszenen. Theatralik und Leidenschaft beherrschen die Szenerie, ihr Talent als Schauspieler kommt ihnen dabei zu Gute. Trotz seiner Leibesfülle ist der Mann noch erstaunlich beweglich, turnt wie verrückt über die Bühne. Bei den damals obligatorischen Covers von „Johnny B. Goode“ und „River Deep, Mountain High“ hat er das rote Tuch um den Kopf gebunden, mimt in der Lederjacke den wilden Rocker.

Als Band hat er sich unter anderem mit den beiden Kulick-Brüdern an der Gitarre, die vorher bei ALICE COOPER aktiv waren und später bei KISS auftauchten, bereits erfahrene Musiker an seine Seite geholt. Spielerisch gibt es da also kaum etwas, womit man ihm an die Karre fahren kann, zwischen „All Reved Up And No Place To Go“ und „Paradise By The Dashboardlight“ darf jeder mit einer Soloeinlage sein Können unter Beweis stellen, was sich bei neun Leuten auf der Bühne ziemlich in die Länge zieht.

Was allerdings der Aufnahme den großen Knackpunkt gibt ist deren Qualität. Im Soundbereich sind doch arge Defizite zu bemängeln, neben dem recht dumpfen Klang ist vor allem die schwache Abmischung ein Ärgernis. Immer wieder treten Instrumente oder Vocal-Linien völlig in den Hintergrund, während andere alles übertönen. Gerade bei den bombastischen Breitwand-Epen ist ein einheitliches Klangbild von Nöten. Schaut man sich neuere MEAT LOAF – Aufzeichnungen wie etwa bei den „Night Of The Proms“ an, tun sich Welten dazwischen auf.
Und es soll mir keiner mit dem Alter der Mitschnitte kommen, denn ich kennen andere Rockpalast-Folgen aus den Siebzigern, „Live in Munich“ von RAINBOW sind da zu nennen, die sind schon eine andere Hausnummer. Auch die Kameraführung lässt zu wünschen übrig, gerade bei den Szenen, welche von hinten gefilmt sind, lässt sich kaum etwas erkennen. Die Lichtkegel fluten immer wieder das ganze Bild, die Schnitte und die Close-Ups ergeben oft wenig Sinn.

Das alles schmälert den Genuss des Konzertes doch gewaltig, die Show ist sicher fulminant und dramatisch, kommt aber nicht so zur Geltung wie es sein müsste. Schade, denn da wäre viel heraus zu holen gewesen, ein historisches Dokument, doch die Umsetzung lässt einfach zu wünschen übrig. Auch das Bonus-Material fällt mit einem viertelstündigen, durchaus sehenswerten Interview etwas dürftig aus. (Pfälzer)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 106 min + 15 min (Interview)
Label: Eagle Vision
Veröffentlichungstermin: 06.11.2008

Kategorie: DVD-Reviews