painofsalvation_endingthemes.jpgLange angekündigt war sie, mehrmals verschoben wurde sie, und nun ist sie endlich erhältlich: Die erste „richtige“ DVD Veröffentlichung von PAIN OF SALVATION. „Richtig“ deshalb, weil die 2005er visuelle Bühnenumsetzung des kompletten „Be“ Albums, so großartig sie auch war, nicht als vollwertige, alles umfassende, DVD angesehen werden kann; dazu beschränkte sich der Inhalt eben zu sehr auf dieses eine Album. Wer diese DVD sein Eigen nennt, weiß bereits Bescheid, dass es bei PAIN OF SALVATION keine halben Sachen gibt, und das gilt genau so für „Ending Themes On The Two Deaths Of Pain Of Salvation“, das nicht nur wegen seines Titels eine Mammutveröffentlichung geworden ist. Auf fast 4,5 Stunden präsentieren sich die schwedischen Proggies von ihrer besten Seite, sowohl on stage als auch abseits der Bühne.

Im Laufe dieser 260 Minuten sterben PAIN OF SALVATION gleich zwei Tode, den ersten auf DVD 1 („First Season“), den zweiten auf DVD 2 („Second Season“). Kernstück des ersten Silberlings ist die Dokumentation „Sixworlds/Eightdays“, in der man einen Einblick ins Bandgeschehen vor und während der 2004er „Be“ Tour erhält. Im Laufe der 80 Minuten gewährt man uns eine Einsicht in die Tourvorbereitungen, man sieht die Band abseits der Bühne im Tourbus oder bei Treffen mit den Fanclubs, oder bei den Aktivitäten nach der Show. Im Grunde genommen alles wie bei vergleichbaren Veröffentlichungen, und ehrlich gesagt ist das Ganze auch alles andere als spektakulär, dafür aber so informativ und interessant, dass ich mir die Doku sogar noch ein zweites Mal angeschaut habe, was ich sonst nie mache. Historisch von Bedeutung ist die Dokumentation vor allem deshalb, weil die „Be“ Tour die Letzte mit dem langjährigen Bassisten Kristoffer Gildenlöw war, der anschließend von Simon Andersson ersetzt wurde, der erst auf DVD Nummer 2 von „Ending Themes...“ zu Ehren kommen wird.
  
Damit kommen wir ohne Umschweife zum Herzstück dieser Doppel-DVD, denn das ist ganz klar „The Second Season“, das den Untertitel „Touching You Harder“ trägt. Und in der Tat berührt einen das Gebotene im Gegensatz zur Dokumentation noch deutlich tiefer. Neben ein paar „Bonüssen“, die man erst mal knacken muss, indem man einige Quizfragen zur vorherigen Doku beantwortet, bietet „Touching You Harder“ die Vollbedienung in Sachen PAIN OF SALVATION live. Aufgenommen wurde die fast 2-stündige Show während der „Scarsick“ Tour im Paradiso zu Amsterdam, einem wunderschönen altehrwürdigen Club mit großzügigen Emporen, der nicht zum ersten Mal als Schauplatz für ein DVD Shooting diente. So stammt u.a. auch THE GATHERING's „A Sound Relief“ ebenfalls aus dem Paradiso.

Aber wieder zurück zum Konzert, denn der große Vorteil dieses Mitschnitts ist es, dass es im Gegensatz zur „Be“ Umsetzung dieses Mal PAIN OF SALVATION pur gibt, d.h. auf Videosequenzen wird komplett verzichtet, man sieht nur die Band bei der Arbeit. Das Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf Mastermind Daniel Gildenlöw, der zu den intensivsten und ausdrucksstärksten Frontmännern der gesamten Metalszene gezählt werden muss. Dieser Mann singt nicht nur seine Songs auf der Bühne, er lebt sie! (Wer sich einen Einblick verschaffen will, schaue mal hier). Etwas merkwürdig ist nur, dass man den Interimsbassisten Simon Andersson, der im letzten Jahr die Band schon wieder verlassen hat, fast komplett außen vor lässt, und nur ab und zu mal in den Blickwinkel rückt. Dafür hat man wenigstens die Chance, Ausnahmedrummer Johan Langell noch ein letztes Mal live und in Farbe genießen zu können, der aus privaten Gründen ebenfalls PAIN OF SALVATION im letzten Jahr verlassen hat. Nichts gegen seinen Nachfolger, aber allein schon optisch ist er unersetzbar für diese Band.

Technisch präsentierten sich PAIN OF SALVATION an diesem Abend in 1A Form, was nicht überraschen dürfte. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Backing Vocals der anderen Bandmitglieder, die zeigen, dass man Chöre nicht vom Band einspielen muss, wenn man sich ein wenig Mühe gibt. Und wie Johann Hallgren abgeht, ist einfach nur der Wahnsinn!

In Sachen Setlist nimmt man den Zuschauer und Zuhörer (das Konzert erscheint separat auch als Doppel-CD) im Laufe der 110 Minuten mit auf eine Zeitreise vom Ende zum Anfang und wieder zurück zum Ende; von „Scarsick“ zurück zu „Entropia“ über „One Hour By The Concrete Lake“, „The Perfect Element“, „Remedy Lane“ (so nebenbei: eines der besten 10 Alben aller Zeiten!), „12:5“, und „Be“ wieder zurück zu „Scarsick“. Alle sieben Alben werden also mit mindestens einer Nummer berücksichtigt, das chronologische Vorgehen hat allerdings den Nachteil, dass die beiden absoluten Highlights „Ashes“ und „Undertow“ bereits ziemlich früh in der Setlist auftauchen. Dazu gibt’s eine eher entbehrliche Coverversion des Leonard Cohen Klassikers „Hallelujah“, zwei zusätzliche eigene Songs wären da die bessere Alternative gewesen, und als krönenden Abschluss das als Ballade angekündigte alles zerstörende „Used“!    

Auch sonst gibt’s an „Ending Themes...“ nichts groß zu meckern. Dass man in Sachen Kameraführung und dergleichen bei einem Clubkonzert nicht mit den progressiven Referenzwerken von DREAM THEATER und RUSH mithalten kann, versteht sich von selbst. Gemessen am Status von PAIN OF SALVATION setzen die Schweden mit diesem Doppelpack ein dickes Ausrufezeichen! 
„Ending Themes On The Two Deaths Of Pain Of Salvation“ ist das bislang ultimative Sammelwerk dieser einzigartigen Band, für Fans eine unerlässliche Pflicht, und für alle anderen der perfekte Einstieg in die gigantische Musikwelt von PAIN OF SALVATION. Und wer der Band wegen der teils sehr ernsten und düsteren Texte bisher den Humor abgesprochen hat, höre einfach mal die Livefassung von „Disco Queen“ und schaue sich zu Beginn den Disclaimer an. Statt dem üblichen „blabla“ gibt’s einfach ein lapidares „If You Copy This Disc We Will Fucking Kill You!“ auf die Fresse! Well Done. (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 16 (live)
Spielzeit: ca. 263 min
Label: Inside Out Music
Veröffentlichungstermin: 13.03.09 

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