sagacontactdvd300.jpgEine der Aufsehen erregensten Besetzungswechsel der Rockszene der letzten Jahre vollzog sich beim Ausstieg von Sänger Michael Sadler bei SAGA, der sich nach 30 Jahren mehr auf das Privatleben konzentriert. Obwohl das neue Album mit seinem Nachfolger Rob Moratti (Interview mit dem Mann gibt es hier) schon im Kasten ist und nur noch auf seine Ausrollung wartet, setzte die Prog-Institution der vergangenen Ära noch einen amtlichen Schlusspunkt. Als Abschiedsgeschenk der Band an ihre und seine Fans steht dieser Tage die DVD „Contact-Live in Munich“ in den Läden. Auf der ist das letzte Konzert mit dem legendären Frontmann am 5. Dezember 2007 in der Münchener Muffathalle dokumentiert. Ein letztes Mal sind die Superstars der Achtziger im Original zu sehen, das insgesamt 18 Studioalben einspielte.

Dass dieser Gig natürlich kein gewöhnlicher war, muss man wohl niemanden erklären, denn viel zu groß war der Einschnitt in die Karriere. Auch der Band ist der Druck, der auf ihnen lastet anzusehen. Zu Beginn fehlt noch die nötige Lockerheit, es braucht ein paar Songs bis die Musiker auftauen. SAGA waren zwar noch nie die bewegungsfreudigsten, aber eine gewisse Gehemmtheit ist klar zu erkennen. Wer will es ihnen verdenken, denn zu dem Zeitpunkt war die Zukunft eher ungewiss.

Wie drückte es Michael Sadler in einer seiner vielen Ansprachen aus: „Ihr macht den schwersten Abend meines Lebens erträglicher!“ Einer der vielen Danksagungen an die Fans, welche die Formation noch einmal lautstark unterstützten und die ihren Frontmann gar nicht gehen lassen wollte. Dieser Anlass drückt dem Konzert auch den Stempel auf, auch tut man gut daran, beim Schneiden der DVD nichts auszulassen.
Selbst die minutenlangen Zugabeforderungen sind unzensiert ohne Beschönigungen, inklusive bereits abwandernder Zuschauer, die dann wieder zurück kehren. Vor der ersten Extrarunde gehen in der vollbesetzten Halle Hunderte Schilder mit „Bye, Michael“ hoch, die sich der Sänger alleine auf dem Drumriser sitzend anschaut. Ein paar mal ist er im Laufe der 135 Minuten um Fassung bemüht, die Rührung über soviel Aufmerksamkeit ist ihm anzumerken. Dazu kommt die komplette Band und die Crew zu ihm, um ihn mit Blumen zu verabschieden, schön, dass das alles festgehalten wurde.

Spieltechnisch macht sich das Ereignis nicht negativ bemerkbar, tight wie ein Uhrwerk und mit Chris Suhtherland´s organischem Schlagzeugspiel im Gegensatz zu manch elektronisch abgenommenen Vorgängern. Jim Gilmour und Ian Crichton glänzen mit allerlei Soli, spielen sich die Harmonien gegenseitig zu und sorgen so für den ungemein dichten Sound. Der Mann an den sechs Saiten überzeugt auch mit vielen knackigen Riffs.
Sadler wechselt zwischen der vorderen Rampe und Gilmours Keyboardburg hin und her, bringt seine typischen theatralischen Posen und hat gesanglich nichts verlernt. Neuerdings ist der Mann erblondet, der in den letzten Jahren vom strengen Zopf zur Charakterglatze wechselte. Sein Publikum hat er zu jeder Zeit im Griff, ist aber an dem Abend auch keine Kunst. Aber seine Ausstrahlung, seine Präsenz und seine Selbstverständlichkeit sind schon beeindruckend und werden seinem Nachfolger eine schwere Bürde hinterlassen.
Von der Setlist her ergeben sich einige Überraschungen, vor allem sind bei weitem nicht so viele Lieder der ersten vier Alben als sonst zu hören. Die „Chapter revisited“-Phase fehlt vollständig, von den neueren Scheiben werden nur die letzten drei bedacht. Dafür gibt es zwei Songs vom Comeback-Album „Security of Illusion“ und auch „We´ve been here before“ vom umstrittenen „Wildest Dreams“, während die zwei Hits von „Heads or Tales“ eigentlich Standard sind.

Technisch ist vor allem der klare, gut ausgesteuerte Klang zu vermerken, dieser bringt die getragenen Kompositionen richtig nach vorne. Dazu kommt er noch druckvoll rüber ohne die Präzision vermissen zu lassen.
Im Bildbereich muss man aber ein paar Abstriche machen was vor allem dem Licht geschuldet ist. Denn das Gegenlicht auf der tiefen Bühne verwischt viele Konturen, vor allem beim Umschwenken entstehen Unschärfen. Dazu sind die Bilder, die zum Glück schön lange auf einer Einstellung bleiben oftmals sehr von einem Farbstich beherrscht.

Das schmälert aber den sehr guten Gesamteindruck nicht, hier wird Geschichte dokumentiert. Dazu liefert man auch ein Zeugnis der Stärke dieser Truppe ab, die schon so lange dabei ist, wenn man „Contact-Live in Munich“ sieht weiß man auch verdient.
Als Bonus gibt es Interviewpassagen, mehrere Photogalerien, die mit Musik unterlegt sind und sechs weitere Songs vom Konzert in Mannheim. Dieses wurde von Underground TV aufgezeichnet, schneidet aber in der Tonqualität schwächer ab als das Hauptkonzert. Zwar sind alle Titel auch in München zu sehen, doch wirkt die Band hier gelöster.
Neben einer normalen Doppel-DVD erschient das Werk auch als Doppel-CD und CD/DVD-Boxset. Egal in welcher Form, Geschichtsstunde, zugreifen! (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 23
Spielzeit: ca. 180 min
Label: InsideOut
Veröffentlichungstermin: 06.03.2009

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