sirenia dimdaysofdolorAuch wenn sie sich zu Norwegens größter Symphonic Metalformation hochgearbeitet haben, musikalisch blieben sie zuletzt einiges schuldig. Auch die Rückkehr Napalm Records brachte nicht den erhofften Befreiungsschlag, um an die früheren Scheiben bei dem Label anzuknüpfen. Völlig unbeeindruckt davon gehen SIRENIA aber ihren Weg weiter und hauen gerade man eineinhalb Jahre nach „Seventh Life Path“ mit „Dim Days Of Dolor“ neues Material heraus. Der Erfolg gibt ihnen allerdings recht, konnte aber auch nicht verhindern, dass mit der Spanierin Aylin wieder eine Sängerin die Combo verließ. Ersatz suchte man erneut in internationalen Gefilden und wurde in Frankreich bei Emmanuelle Zoldan fündig.

Zugegeben, wirklich einen großen Unterschied machte es bisher nicht, wer die weiblichen Töne beisteuerte, auch wenn deren Anteil immer weiter stieg. Nicht umsonst hat man den Schwenk vom Gothic zum Symphonic Metal mittlerweile komplett vollzogen. Direkt beim eröffnenden „Godess Of The Sea“ wird man gleich von Chören und Keyboardorchester erschlagen, und der erste Eindruck täuscht hier nicht. Denn gerade zu Beginn der Scheibe haben diese so die Oberhand, dass die Metalanteile irgendwo verpuffen.
Hier ergibt sich einfach das Problem, dass alles komplett überfrachtet wurde, eine Untugend, die mich schon bei diversen Genrekollegen wie EPICA stört. SIRENIA haben dazu noch einen deutlich undifferenzierten Sound, der eben vor allem die Gitarren ziemlich nach hinten drängt wie man im beschwingten Refrain des Titelstücks nachhören kann. Irgendwo ist immer noch etwas, noch eine weitere weiblich Stimme, dann ein klare männliche, irgendein Klangfragment der Tasten.
So können sich die Songs nicht entfalten, die hohe Detailfülle, die aufgrund des schwachen Mixes noch länger braucht, um sie zu im Kopf zu ordnen, bremst die Kompositionen einfach aus. „Treasure´n´Treason“ will nach vorne, doch der Bombast hängt wie ein Klotz am Bein. Selbst im Chorus benötigen die getragenen Melodien bis zum Ende des Songs, um sich Luft zu verschaffen. Und kommt dann endlich mal eine Gitarre mit einem knackigen Riff durch wird sie von total klinischen Keyboards weg gebügelt.

Nicht dass die grundsätzlichen Ideen schlecht wären, nur entfalten sie sich nicht wie etwa das Wechselspiel von Grunts und Zoldans getragenem Gesang in „The 12th Hour“. „Playing With Fire“ ist ebenso ein Beispiel dafür, wie ein Song gerne Gas aufnehmen würde, aber die Orchestrationen erscheinen wie eine plötzliche Wand im Weg der Staccatos. Dabei weiß „Dim Days Of Dolor“ genau dann zu überzeugen, wenn es mit dem Tempo durchkommt. Etwa bei „Ashes To Ashes“, bei dem endlich mal wieder die breiten Riffs der Frühphase auftauchen und vom perlenden Piano angetrieben werden, während sich Leadfills dem Bombast entgegen stellen.
Hier wird auch offenbar, dass die eher modernen Akkordfolgen nicht die Durchschlagskraft haben wie die teilweise angeschwärzten der Vergangenheit. Da kommen einem die Blastbeats in „Elusive Sun“ fast wie ein Segen vor, zumal sie einen tollen Kontrast zur schwerfälligen Attitüde des Songs bilden. Wenn sich SIRENIA im anderen Extrem zu entschlacken wissen, werden die Songstrukturen es ebenfalls nachvollziehbarer wie der Gothic Rock von „Veil Of Winter“ beweist. Da muss es am Ende „Aeon´s Embrace“ mit der Allzweckwaffe Pianoballade heraus reisen, bei dem die Stimme der neuen Frontfrau sehr gut zur Geltung kommt.

Selten galt die Devise, dass weniger gerne mal mehr sein kann wie auf diesem Output, das seine Momente genau dann hat, wenn sich die Truppe daran hält. Ich gebe allerdings auch zu bedenken, dass es den Spitzenkräften des Genres gelingt, diese und noch mehr Elemente unter einen Hut zu bringen, ohne dass der Song darunter leidet. Ob nun der schwache Mix daran Schuld ist oder ein allzu zerstückelter Aufnahmeprozess, der vieles zusammengeflickt klingen lässt, kann ich nicht sagen. Im Endeffekt wird der Hörer immer wieder von der Fährte gebracht, so dass am Ende kaum etwas hängen bleibt. Was insofern schade ist, denn musikalische Ausrichtung hin oder her, das Songwriting kann eigentlich was. (Pfälzer)
 

Bewertung:

Pfaelzer4,0 4 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 57:02 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 11.11.2016

 

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