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prettymaids kingmakerIn den letzten Jahren haben sich die Dänen nach Meinung ihrer Fans zu sehr in modernen Gefilden aufgehalten. Vor allem der letzte Studiodreher "Motherland" lag einigen schwer im Magen, danach folgte eine unter dem Titel "Louder Than Ever" eine Scheibe mit Neueinspielungen, welche Tracks aus den Jahren 1995-2006 auch im zeitgemäßeren Soundgewand zeigte. Wo war die Melodieseligkeit geblieben schien sich mancher gefragt haben, an der Seite von Erik Martensson von den Labelkollegen ECLIPSE zeigte Sänger Ronnie Atkins wieder mehr davon. Somit blieb also ein wenig Hoffnung für die alten Anhänger, was die neue Scheibe "Kingmaker" anbelangt.

Und sie versuchen es zumindest, das kann man ihnen nicht vorwerfen. Es ist schon eine Belastung für eine Band, wenn man immer den alten Erfolgen nachrennen muss, vor allem wenn die sich eben auf das Festschreiben auf einen bestimmten Stil stützen. So sucht man das Heil in dem ein oder anderen ruhigen Intro, als wolle man den "Yellow Rain" wieder fallen lassen. Ein wenig mehr Atmosphäre beschwört man damit herauf, vor allem in "Humanize Me", auch wenn der Gesamtsound erneut so manches Detail unterdrückt.
Das beginnt schon beim sakralen Intro des Openers, welches in ein wuchtiges Arrangement mündet. Doch auch in "When God Took A Day Off" sorgen Halleffekte im Chorus wieder für das ein oder andere lange Gesicht. Man muss sich damit abfinden, dass PRETTY MAIDS der rein traditionellen Lehre abgeschworen haben. Dabei gehen sie das ein oder andere Mal richtig deftig zur Sache, wie etwa im folgenden Titeltrack. Vor allem in "King Of The Right Here And Now" brettert und stampft es richtig hart, wenn auch im Refrain die Keyboardflächen ein wenig Druck heraus nehmen.

Interessant ist dabei, dass es eben die krachenderen Nummern sind, die mit Synths unterlegt werden, so dass sich das Ganze etwas harmonischer darstellt und die Extreme nicht so stark ausufern. Für die ganz harmonischen Momente gibt es die typischen Melodic Rocker, welche die Band nach wie vor beherrscht. "Face The World" ist so ein Stück oder auch "Heavens Little Devil", das mit seinem drückenden Bass und den flirrenden Gitarren ein wenig in Richtung U2 schielt. Dies ist jetzt wirklich sehr ungewöhnlich, doch wenn man sich die Ballade "Last Beauty On Earth" anschaut, auch keine Eintagsfliege auf dem Album. Die Herren versuchen es eben auch mal anders als nur mit tiefer gelegten Riffs, etwas Neues zu kreieren, was man ihnen einfach zu Gute halten muss.

Zwischendurch darf es dann mal rocken, mal etwas moderner wie bei "Sickening", dann in "Bull´s Eye" wieder eher in der klassischen Machart. Wobei hier die Harmonien aus Gitarre und Keyboards in dem aufgeblähten Klangbild zu klinisch klingen. Das hat nicht nur kompositorisch etwas von unseren südlichen Nachbarn aus der Schweiz, doch auch die nördlichen Nachbarn begehen die selben Fehler. Es fällt schwer, auf "Kingmaker" wirklich einen durchgehend starken Song heraus zu stellen, einen kleinen Haken hat jeder.
"Civilized Monster" besticht mit seinem wirklich starken Solo, doch das Gitarrenthema nach der Bridge tönt, als würd die Platte leiern. Abgerundet wird der Dreher von den ausgedehnten Versionen vom Titelsong und "Humanize Me", die vor allem längere Intros bekommen, was die Atmosphäre von Letzterem anhebt. Doch insgesamt weiß ich nicht, was ich davon halten soll, auch wenn meine Erwartungen abermals nicht erfüllt werden, gefällt mir dieser Longplayer besser als der vorherige, doch den hatte ich seinerzeit zu hoch bewertet. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 60:48 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 04.11.2016

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