King 810 - La Petite Mort Or A Conversation With God

king810 lapetitemortoraBereits seit ihrem Debütalbum „Memoirs Of A Murderer“ aus dem Jahr 2014 versucht man uns KING 810 als das nächste große Ding aus Amerika und die potentiellen Nachfolger von SLIPKNOT zu verkaufen. Darauf, ob die Band diesen Vorschusslorbeeren gerecht wird, werde ich im Weiteren noch eingehen. Eins ist jedoch schon einmal klar, nämlich, dass KING 810 genauso polarisieren wie die neun Maskenmänner aus Des Moines, Iowa bei ihrem ersten Auftauchen in der Szene 1999. Davon zeugt alleine schon die Tatsache, dass „La Petite Mort Or A Conversation With God“ Streitfall beim Soundcheck der Oktoberausgabe des Metal Hammer wurde.

Einer der Gründe dafür, dass David Gunn (Gesang), Andrew Beal (Gitarre), Eugene Gill (Bass) und Andrew Workman (Schlagzeug) die Anhänger der härteren Klänge dermaßen spalten, dürfte vor allem ihr Auftreten und ihr selbst gewähltes Gangsterimage sein. Inwieweit man das Ernst nehmen will, möge bitte jeder für sich selbst entscheiden.

Halten wir uns also an die Tatsachen. Tatsache ist, das Flint, Michigan, die Heimatstadt von KING 810, das typische Beispiel dafür ist was passiert, wenn man sich in einer Region zu sehr auf einen Industriezweig, hier die Automobilbranche, verlässt. Nicht nur, dass 26 % der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben, nein für die Stadt war von 2011 bis 2015 der finanzielle Notstand erklärt worden. Im April 2014 wurde die Wasserversorgung umgestellt, um Kosten zu sparen. Statt aus Detroit kam das Wasser nun aus dem Flint River – einem durch die Autoindustrie verseuchten Fluss. Die staatlich verordneten Sparmaßnahmen führten Anfang 2016 zu einem Gesundheitsnotstand durch Bleivergiftungen, Keime im Trinkwasser und weitere gravierende Verunreinigungen – die sogenannte „Flint water crisis“. Weiterhin war die Stadt von 2010 bis 2012 der Ort mit der höchsten Kriminalitätsrate der USA und erlangte unter dem Namen „Murdertown“ traurige Berühmtheit. Unter diesen Gesichtspunkten, kann man die Aggressivität und Morbidität bei KING 810 dann auch durchaus nachvollziehen. Bei der 810 im Bandnamen handelt es sich übrigens um keinen obskuren Polizeicode, sondern schlicht und ergreifend um die Vorwahl von Flint.

Doch kommen wir nun zum Wesentlichen und das sollte letztendlich die Musik sein. Hier bemerkt man zunächst, dass sich KING 810 genau wie auf ihrem Debüt „Memoirs Of A Murderer“ um eine große musikalische Bandbreite bemühen. So ist hier von Sprechgesang, über harte Brecher bis hin zu richtig düsterem Pop fast alles vertreten, während es textlich weiterhin um Mord, Totschlag und Sex geht.

Auffällig ist, dass KING 810 ihre härteren Stücke, ob nun bewusst oder unbewusst, recht simpel, um nicht zu sagen, stumpf gestalten und das aggressive Gebrüll von Gunn dann teilweise recht überzogen wirkt. Besonders auffällig wird das bei „Alpha & Omega“. Umso verwunderlicher wirkt da der Umstand, dass die Gruppe einen bei ruhigen Stücken wie „Black Swan“, „I Ain’t Going Back Again“ und „Wolves Run Together“ durchaus überzeugen kann, obwohl diese Nummern eigentlich herzlich wenig mit dem zu tun haben, was man gemeinhin unter Modern Metal versteht. Die größte Überraschung des Albums ist jedoch die wirklich gelungene Blues-Nummer „Me & Maxine“.

Letztendlich bleibt festzuhalten, dass sich an KING 810 auch weiter die Geister scheiden werden und wer die Vier bereits für „Memoirs Of A Murderer“ gehasst hat, wird sie für „La Petite Mort Or A Conversation With God“ auch nicht gerade lieben. Dennoch muss man Gunn und Co. zugutehalten, dass sie sich wirklich um Innovation bemühen, obwohl auch auf ihrem Zweitwerk noch zu vieles weder Fisch noch Fleisch ist, ist eine Weiterentwicklung durchaus feststellbar. Ansonsten gilt auch weiterhin, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis man zu SLIPKNOT oder KORN aufschließen kann. (Matthias)


Bewertung: 

Matthias6,5 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 62:13
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 16.09.2016

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