Ray Wilson - Makes Me Think Of Home

raywilson makesmethinkofhomeGanz schön veröffentlichungsfreudig der Herr, so ist „Makes Me Think Of Home“ nach „Song For A Friend“ bereits das zweite Album des schottischen Sängers in diesem Jahr, 2014 gab es schon mit „Up Close And Personal“ und „Genesis vs Stiltskin“ zwei Livealben des Sängers, der mit GENESIS Mitte bis Ende der Neunziger zwar ein gutes Album ablieferte („Calling All Stations“), aber trotzdem auf verlorenem Posten stand, da die Leute alle wieder Phil Collins wollten.

Seitdem hat RAY WILSON mehrfach eindrucksvoll bewiesen, dass seine wahre Stärke als Solokünstler viel besser zur Geltung kommt, dabei pendelt eher gerne zwischen leichtflüssiger Rockmusik und akustisch gehaltenen, nachdenklichen Nummern. Wie schon bei den bereits erwähnten Livealben, eines in vollem Bandumfang, eines akustisch reduziert auf das Wesentliche, hat RAY WILSON auch seine beiden 2016er Platten geteilt. War „Song For A Friend“ ein überwiegend nachdenkliches, melancholisches, ruhiges Album, so ist vorliegendes „Makes Me Think Of Home“ wieder ein Bandalbum, bei dem die Rockmusik einen größeren Stellenwert genießt, was nicht heißen soll, dass es hier wirklich „hard & heavy“ zugehen wird.

Das wäre auch eine schlechte Entscheidung, denn die Stimme von Wilson passt eben am besten zu solchen seichteren Momenten, da kann er am besten seine Geschichten erzählen und zu erzählen hat RAY WILSON auch dieses Mal einiges, stellenweise gewohnt nachdenklich wie in „The Next Life“ oder „Anyone Out There“ mit dem einhergehenden Fazit „the drugs don’t work“, andererseits aber auch bewusst fröhlich wie in „The Spirit“, das mit Country- und Westerneinlagen überrascht, und in „Calvin And Hobbes“, das, recht einfach gestrickt, wie eine Art Kindelied aufgezogen ist.

„Makes Me Think Of Home“ fällt damit auf jeden Fall abwechslungsreicher aus als „Song For A Friend“, das bedeutet nun aber nicht, dass es hier nicht weniger intensiv zugeht. RAY WILSON schafft es auf diesem Album, einige seiner besten Nummern zu verarbeiten, Songs wie „Worship The Sun“ und „Anyone Out There“ haben auf den ersten Blick die Schlichtheit eines Popsongs, bieten bei genauerem Hinsehen aber enorm viel Tiefe, wofür vor allem ein Musiker verantwortlich ist. Marcin Kajper, der mit Hilfe von Saxofon und Flöte den Gesamtsound äußerst positiv prägt.

Ganz besonders bewusst wird einem dies im 8-minütigen Titelstück „Home“, das nicht nur das Kernstück des Albums, sondern vielleicht sogar die beste Wilson Eigenkomposition ist. Beginnend als ruhige, quasi schon typische RAY WILSON Ballade, entwickelt „Home“ im Laufe seiner Zeit eine Epik und Dramatik, die einen unmittelbar und zwingend an PINK FLOYD denken lässt. Einfach nur großartig!

Da ist es dann fast klar, dass sich die zweite Albumhälfte etwas schwerer tut als die erste, die sich ohne Übertreibung nahe an der Perfektion bewegt, mit „Amen To That“ und „Don’t Wait For“ bietet RAY WILSON hier auch einige lockere Pop/Rock Nummern und wie bereits erwähnt ganz am Ende auch ein von Country beeinflusstes Liedchen, das deutlich aus dem Rahmen fällt.

Da „Makes Me Think Of Home“ auch nach wochenlangem Dauerhören (oder sind es bereits Monate?) nicht langweilig wird und einen emotional immer noch mitnehmen kann, habe ich erneut keine andere Wahl, als wieder neun Punkte zu vergeben. Das macht dann für RAY WILSON eine Quote von 27 von 30 für die letzten drei Veröffentlichungen, das können nicht viele Bands und Künstler von sich behaupten. (Maik)


Bewertung: 

Maik 20169,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:05 min
Label: Jaggy D/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 07.10.2016




Kategorie: CD-Reviews