uriahheep salisburyDie Hard Rockinstitution hatte noch das große Glück in einer Zeit angefangen zu haben, als Bands noch Zeit gegeben wurde, sich zu entwickeln. Viele Acts benötigen eine gewisse Zeit, bis sie ihren Stil gefunden haben, auch URIAH HEEP orientierten sich zu Beginn an den angesagten Strömungen. Es sollte bis zum vierten Album dauern, bis man den typischen Sound definiert hatte. Die Alben jener Zeit werden nun in einer Remasters-Reihe wiederveröffentlicht, den Anfang machte schon das Debüt „Very ´Eavy, Very ´Umble“ und die Retrospektive „Your Turn To Remember“. Wegweisend war vor allem das zweite Album, mit dem sich auch der Erfolg einstellte, „Salisbury“ war ein weiterer Schritt in dieser spannenden Zeit. Die wird nun noch einmal lebendig mit diesem und den kommenden Reissues, denn wie der Erstling gibt es diese Platte als 2-CD-Set.

Interessant war ja, dass der spätere Hauptsongschreiber Ken Hensley auf „Very ´Eavy, Very ´Umble“ keinerlei Beiträge zum Songwriting hatte. Allerdings beansprucht der Keyboarder bis heute Credits auf der Scheibe für sich. Doch wer sich die ersten Alben anhört, dem wird deutlich, dass sich der Sound mit dem größer werden seines Einflusses in eben die Bahnen bewegte, in denen er kurze Zeit später legendär wurde. Der typische Mix aus Hard Rock, Blues, Prog und Psychedelic, aus dem die Truppe später etwas völlig eigeneständiges schuf nahm auf dem Zweitwerk Formen an. Und das lag nicht zuletzt an der Personalie Hensley, der hier einen großen Anteil hatte.

„Bird Of Prey“ sollte mit seinen Satzgesängen die Blaupause bilden für alles, was danach kommen sollte. Gesanglich drang David Byron in schwindelerregende Höhen vor, ab da ebenso ein Markenzeichen der Formation. Der Song bedient die unterschiedlichsten Stilistiken und zeigt auf, wie diese mehr und mehr zur Einheit verschmolzen. Hier treffen knackige Riffs auf spacige Melodien und komplexe Harmonien. Mit „Time To Live“ versuchen sich URIAH HEEP an den Vorgaben, die DEEP PURPLE ein paar Monate mit „In Rock“ aufgaben. Vom Orgeleinsatz, dem Riffing und den hohen Schreien her macht man eine durchaus gute Figur dabei. Und die Slidegitarre in „High Priestess“ legt die Rock´n´Rolligen Wurzeln offen, die immer wieder in ihrer Geschichte durchschimmern.

Es sollte eine Ballade sein, die jenes Album bis heute prägt, dabei hat man derer zwei draufgepackt. „The Park“ war mit seiner Folkschlagseite sicher die schönere, aber ließ das Hitpotential vermissen. Nur wenige wissen heute, dass „Lady In Black“ sich damals gar nicht zu dem Überklassiker mauserte, der er heute ist. Hier drückte Hensley dem Sound deutlich seinen Stempel auf, da er das Stück auch einsang. Nach dem Erfolg von „Free Me“ wurde die Nummer Ende 1977 als Single neu aufgelegt, erst dann ging sie durch die Decke. In der Folge wurden URIAH HEEP aber zu sehr in die AOR-Ecke gedrängt, was der Band nicht gut tat.

Zankapfel der Scheibe war allerdings vor allem der Titeltrack, welcher Hard Rockfans zu progressiv ausfiel. Bis heute scheiden sich die Geister daran, für mich persönlich ist es der definitive Longtrack der Band, mehr noch als „July Morning“ oder „The Magician´s Birthday“. Die Bläser geben den Orgelflächen und den Chören im Mittelteil die nötige Tiefe, doch genau jene missfielen einigen Fans. Dazu unterstützen die großartigen, schnellen Drumbreaks im Stile von „War Pigs“ den emotionalen Gesang Byrons, psychedelische Passagen und lange Soli runden das siebzehnminütige Meisterwerk ab.

Das Album wurde noch einmal remastert, wodurch es deutlich klarer klingt als das Original, leider wurde dadurch auch die Höhen ein wenig angehoben, die Gitarren geraten ein bisschen in den Hintergrund. Neben der Neuauflage des Originals gibt es noch eine weitere CD mit Alternativen Versionen aller Tracks in anderer Reihenfolge. Dazwischen gesellen sich noch zwei Bonustracks, wobei „Simon The Bullet Freak“ schon auf früheren Editionen zu finden war.
Sowohl dieses Stück als auch „Here Am I“ sind sehr psychedelisch gehalten mit prägnantem Bass und klangen der Truppe wohl zu sehr nach dem Debüt. Während das erstgenannte eher unspektakulär dahin fließt baut sich mit dem bisher unveröffentlichten zweiten ein guter Longtrack auf. Vor allem die sich mit den Leadfills duellierenden heftigen Akkorde sind interessant. Zu guter Letzt gibt es noch eine, klanglich aber schwache Liveversion des Titelsongs. Dennoch zeigen sich hier die Unterschiede zwischen der orchestrierten Studioversion und dem reinen Bandsound sehr gut.

Neben einem schönen Digipack überzeugt dieses Re-Release mit einem umfangreichen Booklet mit Linernotes von Ian McClury und ein paar raren Bildern sowie Zeitungsausschnitten. Das Artwork wurde detailgetreu reproduziert, sowohl auf der Außenhülle als auch im Booklet. Dort befindet sich in der Mitte eine exakte Abschrift der früheren Innenseite des Gatefoldcovers, wenn auch von der Schrift sehr klein. Doch die kleinen Anmerkungen zu den Liedern waren damals schon interessant und sollten hier nicht zum Opfer fallen. Somit ist diese Wiederveröffentlichung eine lohnenswerte Angelegenheit, selbst Besitzern des Originals bringt es neue Einblicke. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / -


Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 109:09 min
Label: Sanctuary/BMG
Veröffentlichungstermin: 28.10.2016

 

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