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Brujeria Pocho Aztlan„Das Meiste, über das wir schreiben, ist wirklich passiert, und der Rest wird mit Sicherheit noch passieren.“ BRUJERIA kommen von der Straße und kämpfen um ihr Dasein zwischen den Fronten von Nord- und Mittelamerika. Sie haben zeitlebens mit eigenen Augen beobachten können, wie Mexikaner oder andere Menschen mit dunkler Hautfarbe diskriminiert und unterdrückt wurden, gerade die Polizeigewalt bekam man heftig zu spüren, ganz zu schweigen von der Flut an Drogendelikten. Ihre fast radikal scheinende Haltung gegenüber diesem Ungleichgewicht drücken sie in ihrer kompromisslosen Musik aus. Auch das neue Werk „Pocho Aztlan“, das nach 16 Jahren Albumabstinenz nun erschienen ist, macht da keine Ausnahme.

Spätestens, seitdem sich RATOS DE PORAO ihrer brasilianischen Wurzeln offen bekannt haben und nur noch auf portugiesisch singen, finde ich diese lateinamerikanische Sprache für derartige Musik weitaus treffender als herkömmliches Englisch. So kommen auch die harten Worte von Sänger Brujo in Spanisch deutlich punktsicherer rüber als in Englisch, auch wenn man vielleicht aufgrund der fremderen Sprache weniger versteht. Dafür ist die Lyrik ausdrucksstärker und eindeutiger. Schon die vorausgehende Single-Veröffentlichung „Viva Presidente Trump!“ lässt so manchen Zynismus zu, ohne sich mit dem Gesetz anlegen zu müssen. Zusammen mit den wuchtigen Drums und den brachialen Gitarren entsteht dann eine Hasswand von insgesamt 13 neuen Songs, die allerdings den rabenschwarzen Humor BRUJERIAs nie außen vor lassen. Gerade die Coverversion „California Über Aztlan“ lässt einerseits die musikalischen Wurzeln, andererseits die Intention ihrer Musik erkennen.

Gegründet wurde die „Hexerei“ ja unter Anderem von Leuten aus FEAR FACTORY, die zwar nun allesamt nicht mehr dabei sind, aber dennoch ihren musikalischen Stempel bis heute hinterlassen haben. Denn viele Industrialeinflüsse und klinisch-kalte, moderne Gitarrenriffs sind auch auf „Pocho Aztlan“ zu erkennen und geben der Bande den nötigen Wiedererkennungswert. Ob nun die Azteken auf mexikanischem Boden oder dem der späteren Vereinigten Staaten angesiedelt waren, kann das Album zwar auch nicht aufklären, aber die Fehde zwischen Mexico und den USA ist weiterhin am Lodern und bietet demnach genug Stoff, um BRUJERIA weiterhin mit all ihrem revolutionären Potential mit Stoff zu füttern. Bleibt nur zu hoffen, dass aus dem Singletitel nicht allzu viel Wahrheit entsteht. (Jochen)

 

Bewertung:

Jochen7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 46:12 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 16.09.2016

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