Wer hätte gedacht, dass sich die Unterkategorie einer Unterkategorie von Musik wacker über mehrere Jahrzehnte über Wasser erhält und auch noch heutzutage ihren x-ten Frühling erlebt?
Da denkt man, die Retro-Thrashwelle sei nun endgültig abgeflaut, da kommen SPACE CHASER um die Ecke. Und ihre Mucke klingt alles andere als ein warmer Aufguss. Glühend heiße Thrash-Granaten werden hier abgeworfen, raffiniert komponiert und mit dem nötigen Wiedererkennungswert.

Das Aushängeschild der Band wird aber wohl die Stimme sein, denn Sänger Siggi erinnert wirklich an einen frühen Dickinson mit etwas Kiske drin. Die Musik drumherum tut ihr Übriges, um den Berlinern einen verdienten Erfolg zu bescheren.
Man bekommt direkt wieder den ersten Flaum ins Gesicht, die Haare hängen einem in die Augen, und man hat Bock zu probieren, ob man noch in die alte verschlissene Stretchjeans und die hohen Adidas Stiefel passt. Selbst das gezeichnete Cover ist schwer old-school, auch wenn SPACE CHASER nun einen gesunden Abstand zu ihrer übermäßigen Comic-Phase nehmen wollen. Ja, es existiert bereits ein Album von diesen Jungs namens „Watch The Skies!“, das allerdings zumindest bei mir völlig unter den Tisch fiel. Das Konzept der außerirdischen Bedrohung ist allerdings nach wie vor sehr präsent, was sich aber mehr am Bandnamen und Cover niederschlägt.

Ansonsten wird alles, was mit Thrash in Verbindung steht, auf „Dead Sun Rising“ thematisiert, hauptsächlich Skaten, Bier und Spaß haben. Allerdings sei erwähnt, dass SPACE CHASER nicht in bester TANKARD Manier unterwegs sind, sondern ihre Musik als ernst und anspruchsvoll ansehen, was jetzt nicht negativ gegenüber den Frankfurtern klingen soll. Anständig und authentisch in Szene gesetzt knallen die elf Songs abwechslungsreich und gekonnt aus den Boxen, sämtliche Stilelemente werden hierbei bedacht, und man erinnert sich gerne an die ersten Alben von SLAYER, TESTAMENT oder auch METALLICA.

Dieses Thrash-Sammelsurium sollte man sich als Fan keinesfalls entgehen lassen, und live machen die fünf Berlinesen bestimmt nochmal so viel Spaß. Standesgemäß gibt es „Dead Sun Rising“ auch in blutrotem Vinyl. Wer weiß, ob man sich da nicht schon ein Sammlerstück angelt. (Jochen)

Bewertung:

8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:37 min
Label: This Charming Man Records
Veröffentlichungstermin: 07.10.2016