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insomnium wintersgateLangsam aber sicher pirschen sich die Finnen an die Spitze der Szene heran, ihr letztes Output landete auf Platz 18 der deutschen Albumcharts. Auch wenn melodischer Death Metal seine Blütezeit hinter sich hat, so konnten sich INSOMNIUM doch in der Szene etablieren und von anderen eher atmosphärisch ausgerichteten Bands absetzen. Mittlerweile haben sie alle Facetten ihres selbst eng gesteckten Rahmens immer weiter ausgelotet, weswegen neue Impulse vielleicht nicht schaden würden. Da kommt es gelegen, dass eine Kurzgeschichte von Sänger Niilo Sevänen einige Preise gewinnen konnte. Die Geschichte, inspiriert von der nordischen Mythologie, lieferte die Grundlage für das neue Album. Da es sich um eine zusammenhängende Story handelt, wird sie auch als ein einziger Track, unterteilt in sieben Abschnitte, auf „Winter´s Gate“ zu finden sein. Anspruchsvoll war diese Formation schon immer, geht man hier nicht zu weit?

Von der Thematik her ist die Platte natürlich deutlich am Pagan Metal dran, ein Genre, welches schon immer Schnittmengen mit dem Melodic Death aufwies. Wobei die Finnen deutlich melodischer und weitgreifender in der Atmosphäre waren als der eher wuchtige Wikingerzirkus. Doch genau dieses Terrain betreten sie mit den ersten Riffs von „Part 1“, harsch, grollend, mit sirrenden Gitarren eher am Black Metal orientiert.
Klar sind die typischen Leads immer noch vorhanden, doch auch sie ordnen sich zeitweise der Stimmung unter, die fordernde Eingängigkeit, die IN FLAMES in die Szene brachten, tritt in den Hintergrund. Das düstere, schwarze Element findet sich noch im sechsten Teil wieder, da aber im Tempo gedrosselt, was für mehr Wucht und für loderndes Wogen sorgt. Besonders interessant ist der Kontrast zwischen dem schleppenden Gesang und den sirrenden Gitarren, was ein wenig an PRIMORDIAL erinnert.

Ebenso auffällig ist, dass die Scheibe zur Mitte hin ruhiger wird, ohne dabei allerdings mit wirklich großen Melodien aufwarten zu können. Der dritte Part beginnt mit flirrenden Akustikgitarren und macht wieder ein wenig die Affinität zum Art Rock deutlich. Gegen Ende sorgen treibende Leads zu Sevänens Grunts für einen AMON AMARTH-Moment. Auch der folgende Abschnitt beginnt akustisch, hier aber noch deutlich organischer mit klarer Folkschlagseite. Später duelliert sich die hier sehr tiefe Stimme mit den Leadeinsätzen.
„Part 5“ hingegen ist vom Piano getragen und sehr schleppend, fast schon doomig. Die Anklänge steigern sich in bombastische Arrangements, was der Stimmung zu Gute kommt und einmal die typische epische Weite der Band zum Vorschein bringt. Hier gelingt auch mal die Überleitung zum nächsten Titel, der dann die Dynamik zum abschließenden Stück hin wieder anzieht. In dem geht es noch einmal zum Tempo des Anfangs zurück, bevor ein gefühlvolles Outro einsetzt.

Ob sich INSOMNIUM mit der Scheibe einen Gefallen getan haben, kann ich nicht wirklich sagen. Trotz der leichten Kurskorrekturen ist es ganz klar als ein Werk von ihnen zu identifizieren, in Teilen sehr schöne atmosphärische Musik. Man muss ihnen auch den Mut zu Gute halten, etwas versucht zu haben, doch das Ergebnis fällt nach den zuletzt gezeigten Leistungen ab. Sie hatten doch ihre Formel gefunden, die auf „Shadows Of The Dying Sun“ so richtig funktionierte. Zumindest in Sachen Produktion können sie an die Fortschritte des Vorgängers anknüpfen.

Doch hier gehen sie wieder vom weg klaren Songformat, die Lieder klingen wie schon zu Anfangszeiten wie endlose Intros, die nicht auf den Punkt kommen. So kann keiner der Tracks wirklich alleine für sich stehen, sondern fordert das am Stück hören, was viel Aufmerksamkeit erfordert. Dennoch sind die Übergänge nicht immer fließend, oft werden die Nummern nur durch Soundscapes verbunden. Am Ende versinkt „Winter´s Gate“ wieder in den Wellen, aus denen es empor stieg, ohne dass etwas bewusst hängen blieb. (Pfälzer)

 


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 40:17 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 23.09.2016

 

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