brucespringsteen chapterandverseKünstlerbiographien sind immer so ein Thema, da in vielen Dingen zwei Wahrheiten existieren und auch viele Schaumschläger Halbwissen auf den Markt werfen dürfen. Wenn aber jetzt eine Institution wie BRUCE SPRINGSTEEN eine autorisierte Biographie heraus bringt, dann dürfen Fan und Leser einiges erwarten. Dementsprechend groß ist das Medienecho und eine reine Buchveröffentlichung reicht dem „Boss“ nicht. Begleitend zum, wie auch anders als „Born To Run“ betitelten Werk, erscheint eine begleitendes Album, welches seine Karriere musikalisch Revue passieren lässt. Auch wenn „Chapter And Verse“ ebenso treffend betitelt wurde, stellt sich die Frage, wer noch eine weitere Compilation braucht, zumal der geneigte Fan ohnehin alles zuhause stehen hat. Doch ein paar Kaufanreize hat auch diese Zusammenstellung zu bieten.

Da die Songs chronologisch angeordnet sind, kommen diese direkt am Anfang, denn die ersten Tracks sind bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Von seiner Zeit vor dem Debüt gibt es nur wenig Tonzeugnisse, hier kann sich der Fan einmal ein Bild von jener Phase machen. Los geht es mit „Baby I“, welches er mit den CASTILLES eingespielt hat und womöglich noch aus den Sechzigern stammt. Der Sixtiespop des Songs, von der präsenten Orgel angetrieben, lässt auf alle Fälle darauf schließen. Das folgende ebenfalls in der Dekade beheimatete und mit der selben Band aufgenommene „You Can´t Jugde A Book By Its Cover“ kommt ein wenig rockiger. Die Rockabilly-Einflüsse zeigen zum ersten Mal Springteens typischen Gitarrensound und sind Vorbote von dem was später unter anderem in „Working On A Highway“ zu voller Blüte reifen sollte.

Seine erste Formation, die ein wenig Beachtung hörte auf den Namen STEEL MILL, schon damals war die Arbeiterschaft der Staaten also ein Thema für den Mann. Zu der Zeit versuchte er sich musikalisch am Hardrock, das womit kurz darauf TED NUGENT oder AEROSMITH loslegten fand sich auch in "He´s Guilty (The Judge Song)". Doch er entschied sich anders und ging fortan eine Spur gedämpfter zu Werke, der erste klare Verweis darauf gab es von der BRUCE SPRINGSTEEN BAND. Mit Country – und Americana-Anleihen hat „Ballad Of Jesse James“ schon viel von dem, was später auf seinen Alben folgen sollte. Leider haben all diese Nummern höchstens Demoqualität, so dass die guten Ansätze im Songwriting in einem dumpfen Mischmasch untergehen.
„Henry Boy“ hingegen wurde nur mit Akustikgitarre aufgenommen und kann mit seiner Einfachheit die Probleme der rohen Produktion umschiffen. Der Song könnte während denen aus der legendären Columbia Recordings Session geschrieben worden sein, hat er doch viel Ähnlichkeit mit den damals vorgestellten Titeln. Mit dieser Aktion ergatterte sich BRUCE SPRINGSTEEN seinerzeit seinen Plattenvertrag, als er ganz unverblümt in das Büro des Labels ging und dort seine Lieder vorstellte. Von den dort aufgenommenen Tracks ist hier „Growin´Up“ enthalten, diese Version dürften Fans allerdings schon von dem „Tracks“-Boxset kennen.

Der Rest ist von den Studioalben hinlänglich bekannt und hat Rockgeschichte geschrieben, weswegen es gut zu der Biographie passt. Auf „Chapter And Verse“ ist fast jedes Album vertreten, wobei das Doppelrelease „Lucky Town/Human Touch“ als eines gesehen wurde, nur die Beiträge der letzten zehn Jahre sind bis auf „Wrecking Ball“ unvollständig. Ebenso wie dieser Song vom vorletzten Album sind mit „Born To Run“ oder „The River“ viele prägende Titeltracks auf der Compilation gelandet.
Und wenn es mal nicht die Titellieder sind, so pickte man meist das relevanteste heraus wie etwa „Badlands“ oder „Brillant Disguise“. Wobei man sagen muss, dass die letztgenannte Nummer nicht gerade das Highlight der ohnehin etwas schwächeren „Tunnel Of Love“ ist, aber eigentlich auf jeder Zusammenstellung dabei ist, hier wäre eher mal „Tougher Than The Rest“ eine Maßnahme gewesen. Überraschungen sucht man vergebens, höchstens „My Father´s House“ oder „Living Proof“, doch auch hier hätte ich persönlich anders gewählt.
Diese Werkschau bietet nicht viel Neues und diese Beiträge sind wegen der mauen Soundqualität nur für Die Hard-Fans und Sammler von Belang. In der Hinsicht hatte die 1995er „Greatest Hits“ mit neuen Songs doch mehr zu bieten. Neueinsteigern würde ich ohnehin zu „The Complete Video Anthology“ in DVD-Form raten, um sich umfassend in das Thema einzuarbeiten, und die ersten sieben Alben gibt es auch in einer Box für schmales Geld. Vielleicht wäre es besser gewesen, diese CD einfach dem Buch beizulegen. (Pfälzer)



Bewertung:

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Anzahl der Songs: 18
Spielzeit: 78:02 min
Label: Sony Music
Veröffentlichungstermin: 23.09.2016

 

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