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acyl aftermathAuf ACYL wurde ich zum ersten Mal 2013 auf dem Dong Open Air aufmerksam, wo sie das komplette Publikum in ihren Bann zogen und sofort überzeugen konnten. Seitdem habe ich die Band schon mehrfach live gesehen und auch ihr Album „Algebra“ und die EP „The Angel’s Sin“ besitze ich mittlerweile natürlich. Da kommt mir ihre neue Scheibe „Aftermath“ (bin ich der einzige, der es irgendwie lustig findet, das Album nach „Algebra“ „Aftermath“ zu nennen?) gerade recht.

ACYL schaffen es wie nur wenige Bands, Folk und Metal zu einer Einheit verschmelzen zu lassen. Und das in einer Zeit, in der aus den meisten einst guten Folk-Kapellen unspektakuläre Saufliederbands wurden und mit einem Folk, der kaum etwas mit dem Folk zu tun hat, den man hier so kennt. ACYL sind zwar in Frankreich ansässig, stammen aber zum größten Teil aus Algerien und beziehen aus diesem Erbe ihre zahlreichen Folkeinflüsse. Zum Einsatz kommen dabei Instrumente, deren Namen man im besten Fall mal irgendwo gehört hat, für die man aber meistens doch erst mal Google bemühen muss und die auf Namen wie Bendir, Darbuka, Gumbri, Oud oder Udu hören.

Und all diese Instrumente kann man tatsächlich mit Metal verbinden. Und das schaffen ACYL besser als die allermeisten anderen Folkbands, die derzeit so durch die Szene geistern. Die traditionellen nordafrikanischen Instrumente verschmelzen mit E-Gitarren und Drums zu einer Einheit als hätten sie schon immer zusammen gehört. Hier klingt weder das eine noch das andere künstlich zusammengefügt, nein, das muss genauso klingen.

Dazu kommt der Gesang von Amine Acyl, der spielend zwischen Cleangesang, traditionellem Sprechgesang der Berber und Growls wechselt. Unterstützung bekommt er dabei zum einen vom Rest der Band, aber auch ein Chor ist für die Backing Vocals zuständig. Einen Ausfall gibt es auf der Platte, auf der es inhaltlich um nichts geringeres als die Geschichte Algeriens geht, folgerichtig nicht.

Wer dennoch einen Anspieltipp braucht, dem empfehle ich „Tin Hinan“, den längsten Song des Albums, der die Scheibe aber auch ziemlich gut zusammenfasst. Sehr ruhig beginnend mit Streichern und traditionellen Percussioninstrumenten, ruhig darüber liegendem Gesang entwickelt sich das Stück zu einem richtig harten Song, der schließlich regelrecht explodiert und sofort ins Ohr geht. Folk und Metal verbinden sich hier in perfekter Harmonie. Gleichzeitig erinnert man auch entfernt an ORPHANED LAND.  

Mit deren Oriental Metal kann man ACYL vielleicht auch am ehesten vergleichen. Wer also die Israelis mag, der sollte auch in ACYL mal reinhören. Ebenfalls großartig ist „Gibraltar“, bei dem der Gesang stellenweise an WOODS OF YPRES erinnert, bei dem aber auch richtig fies gegrowlt wird und in dem sich harte Metalriffs mit sanften akustischen Ethnoklängen verbinden. Das bekommt derzeit kaum eine Band so gut hin wie ACYL. Wer offen ist für Folk in alle Richtungen, der sollte auf jeden Fall bei ACYL reinhören. Für mich sind sie derzeit eine der besten Folkmetalbands überhaupt und das können sie mit „Aftermath“ spielend beweisen.  (Anne)


Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:32 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 01.06.2016

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