Hamradun - Hamradun

hamradun hamradunHAMRADUN wurden von Pól Arni Holm ins Leben gerufen. Dem ein oder anderen wird dieser als erster Sänger der färöischen Metalband TÝR ein Begriff sein. Nach seinem Ausstieg 2002, also noch bevor die Band europa- und weltweit bekannt wurde, war es (zumindest international) lange ziemlich ruhig um den Musiker. 2013 trat er dann auf dem Summarfestival in Klaksvík zum ersten Mal wieder mit der Band auf und half auch später nochmal aus, als der eigentliche Sänger Heri Joensen krankheitsbedingt ausfiel.

Der Name HAMRADUN bezieht sich auf das Dorf Hamrabyrgi auf Suðuroy, der südlichsten Insel der Färöer. Dieses Dorf starb bereits im 14. Jahrhundert aus, als die Pest alle Einwohner tötete. Nur eine einzige Frau, ihr Name war Sneppan, überlebte, weigerte sich aber, das Dorf zu verlassen. So kamen die Leute aus dem Nachbardorf Sumba über den Berg und warfen Essen zu ihr hinunter, damit sie nicht verhungern musste.

Und genau von dieser Sneppan handelt auch der erste, nach ihr benannte Song des Albums. Der meiner Meinung nach auch der beste des Albums ist. Vom Grunde her ruhig rockend dürfen die Gitarren auch mal richtig ran und auch beim Text merkt man, dass hier jemand richtig Herzblut reingesteckt hat. Darüber liegt Pól Arnis sehr angenehme Stimme, von deren Intensität (und den schönen Gitarrenläufen) der Song lebt.

Auch das sehr folkige und eher ruhige „Snæbjørn“ behandelt eine alte Sage, die teilweise in Hamrabyrgi spielt und eine weitere Erklärung liefert, wie die Basstölpel nach Mykines kamen (neben der bekannteren Sage vom Kampf zwischen den Riesen von Mykines und Vagar). Noch ruhiger ist nur das hauptsächlich von Akustikgitarre begleitete romantische „Útlegd“ das sich ganz am Ende doch noch zu einer Powerballade entwickelt. Auch ein sehr schöner Song für die ruhigen Stunden.

Etwas unglücklich ist die man bei der Auswahl des nächsten Stücks gewesen. „Sinklars Vísa“ haben auch schon TÝR modern adaptiert und gegen deren Version kann man eigentlich nur verlieren. Zudem legt Pól Arni hier eine ziemlich seltsam und gewöhnungsbedürftig klingende Aussprache an den Tag, von der ich wirklich nicht weiß, was ich davon halten soll. Ansonsten hat man versucht, möglichst nah am Thema „Kvæði“ zu bleiben. Ohne Instrumentalbegleitung singt Pól Arni die Strophen, zum Refrain steigt dann auch der Rest der Band ein. Erst relativ spät setzen dezent auch Instrumente ein. Im Gegensatz zu TÝR, deren Version damit besser für die Bühnen außerhalb der Färöer geeignet ist, spart man im Stück jedoch keine Strophen aus, wodurch die Version von HAMRADUN auf den Färöern für mehr Begeisterung sorgen dürfte.

Dann gibt es einen ziemlichen thematischen Schnitt und mit „Tað Er Ein Stutt Og Stokkut Løta“ wird ein Kirchenlied von Mikkjal á Ryggi, beim Intro passend mit Orgel, interpretiert. Ein netter Song, der aber irgendwie nicht so recht zum Rest auf dem Album passt. Zumal mit „Frísanir“ wieder ein deutlich rockigerer Song folgt. Auch dieses Stück behandelt wieder eine lokale Sage von Suðuroy, der Heimat des Sängers. Darin geht es um die Friesen, die einst bei Akraberg gelebt haben sollen.

Und auch das letzte Stück orientiert sich an einer alten färöischen Ballade. „Kvæðið Um Hargarbrøður“ ist auf alt getrimmt, zunächst hört man Pól Arni und ein leises Knacken, das an das gute alte Vinyl erinnert. Erst nach einigen Strophen setzt der Rest der Band ein. Diese Sage hat im letzten Jahr ja eine neue Aktualität erfahren, geht es darin doch (vermutlich) um die Sonnenfinsternis vom 31. Mai 1612, während der vier zerstrittene Brüder zur Besinnung kamen und sich wieder vertrugen. Auch diese Sage stammt – wie alle, die auf dem Album thematisiert werden – von der Südinsel „Suðuroy“.

Damit ist das Album schon alleine von der Thematik her sehr interessant. Musikalisch konnte es mich nicht gleich überzeugen, das hat schon einige Durchläufe gebraucht. Mittlerweile gefällt es mir aber richtig gut. Auch wenn ich glaube, dass da noch etwas Luft nach oben ist, z.B. könnte man die Übergänge zwischen den einzelnen Songs etwas harmonischer gestalten. Durch die große musikalische Vielfalt, die vielen Stile, die man auf diesem Album antrifft, klingt es manchmal fast wie ein Sampler. Trotzdem: An Sagen sind die Färöer ja reich und so können HAMRADUN uns hoffentlich noch mit dem ein oder anderen Album beglücken. Ich jedenfalls würde mich freuen. (Anne)


Bewertung:

Anne7,0 7 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 35:25 min
Label: Tutl
Veröffentlichungstermin: 23.10.2015

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