Vardis - Red Eye

vardis redeyeDas Trio gehörte zu den bekannteren Acts der NWOBHM, wenngleich auch nicht zu Tafelsilber dieser Ära. Gitarrist und Sänger Steve Zodiac führte die Truppe quasi im Alleingang durch vier Alben bis Mitte der Achtziger. Ein erstes Ausrufezeichen setzten VARDIS mit dem Compilationbeitrag "If I Were King", welcher ihnen einen Vertrag beim kleinen Logo-Label bescherte, dieser Titel ist bis heute ihr populärster. Nach fast drei Jahrzehnten kam man fast wieder in Originalbesetzung zusammen, die aber bis heute wieder hinfällig ist. Besonders tragisch ist dabei der Krebstod von Bassist Terry Horbury im letzten Dezember, der noch auf dem Reunionsalbum zu hören ist. Dies steht nun unter dem Titel "Red Eye" in den Läden.

Damit knüpfen die Briten genau an ihre früheren Alben an, so dass ihre Handschrift deutlich zu erkennen ist. Da gibt es keine kommerziellen Anbiederungen, die heute ohnehin vergebens wären, sowie Modernisierungsversuche. Andere Bands aus ihrer Zeit haben sich an so etwas verhoben, insofern fällt dieses Comeback sehr konservativ aus. Allerdings bleibt auch die stilistische Unentschlossenheit weiter als Makel bestehen, der Dreier weiß nicht, ob er Hardrock oder Metal machen soll. Die Zugehörigkeit zur NWOBHM ist allerdings aufgrund der rauen Attitüde und der direkten Herangehensweise nie in Frage gestellt.

Hinterfragen kann man eher, warum man eine schleppende Nummer wie den Titelsong an den Anfang gestellt hat, denn so richtig kommt das Album damit nicht in die Gänge. Das Ding rockt eher behäbig und wirkt ein wenig ziellos, das Solo hat fast Jamcharakter. Das ist zwar durchaus interessant, aber zu Beginn dürfte es etwas knackiger sein. Da ändert das southernmäßige "Paranoia Strikes" zunächst auch wenig daran, da die Riffstrukturen ein wenig zu ruppig daher kommen.
Kaum bringen sie mit "I Need You Now" mehr Melodie rein, steigert sich die Scheibe, zugänglicher wird sie nicht, aber griffiger. Die herrliche Rock´n´Roll-Attitüde taucht immer wieder auf und lockert die Sache auf. Richtig riffrockig gehen VARDIS vor allem bei "Back To School" zur Sache. Da scheinen auch mal AC/DC durch, doch das war zu Zeiten der NWOBHM bei einigen Acts der Fall. Zodiac packt auch ab und an die Slidegitarre aus, wie etwa in "Hold Me", das ein wenig an CINDERELLAs "Falling Apart At The Seems" erinnert.

Nu selten hat man den richtigen Groove aus der Ära drauf, am ehesten noch bei "The Knowledge" oder "Jolly Roger". In erstgenanntem , wie auch in ein paar anderen Momenten von "Red Eye" darf sich der verstorbene Horbury ein wenig im Vordergrund präsentieren, eine schöne Hommage an ihn. Der zweite Song treibt zwar schön, die Leadfills fallen aber irgendwie zu fröhlich aus und der Rhythmus ist zu sehr an die Bandhymne von SLEDGEHAMMER angelehnt. Insgesamt zeigt sich auch hier der Mangel einer klaren Identität, mal schlägt das Pendel Richtung WITCHFYNDE aus, dann wieder Richtung TYGERS OF PAN TANG.

Erst gegen Ende nimmt die Scheibe Fahrt auf, mit "200 M.P.H." spannen sie den Bogen zu ihrem Debüt "100 M.P.H." und zu den Siebzigern. Kraftvoller Jamrock wird hier geboten, der mit lässiger Attitüde ordentlich nach vorne geht, die Solo sind sehr ausufernd und effektbeladen, wie auch auf bei einigen anderen Titeln. Davon voll ist der Reprise des Tracks, bei dem der gute Steve seine Pedale und Geräte ausgiebig benutzt. Dazwischen hat man mit "Living Out Of Touch" noch einen recht kommerziellen Rocker stehen.
Allerdings reicht das nicht aus, um sich aus der Masse von NWOBHM-Acts abzuheben, die ihren Glanztagen hinterher rennen. Die Produktion hat einen rauen Charme, könnte aber mehr Druck vertragen und wirkt ein wenig altbacken. Fans von ursprünglichem und rauem Metal können nicht viel falsch machen, vor allem, wenn sie ein wenig Kauzigkeit mögen. Die Spielfreude ist dem Werk anzuhören, doch die kompositorischen Möglichkeiten sind begrenzt. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:40 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 20.05.2016

 

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