Deep Purple - Live At Long Beach 1976

deeppurple longbeach1976Und weiter geht es bei der Ausschlachtung sämtlicher Archive: Nachdem zuerst die ursprüngliche Plattenfirma gefühlt jedes Konzert veröffentlichte, welches die Hard Rocklegende in den Siebzigern absolvierte, ist es nun an ihrem derzeitigen Label. Die Edel-Tochter EARMusic brachte mit "Graz 1975" und "Stockholm 1970" sehr brauchbare Mitschnitte auf den Markt, wobei Teile von Letzteren schon den Weg auf den Klassiker "Scandinavian Nights" landeten. Mit "Phoenix Rising" wurde die Serie vor fünf Jahren begonnen und mit jenem Mark IV-Line-Up spielten DEEP PURPLE auch die aktuelle Ausgabe der Reihe ein. "Live At Long Beach 1976" ist ein weiteres Dokument der kurzlebigen Besetzung mit Tommy Bolin an der Gitarre.

Der hatte es damals unglaublich schwer in die Fußstapfen von Ritchie Blackmore zu kommen, eigentlich war er chancenlos bei den Fans. Musikalisch brachte er durchaus frischen Wind hinein, das mit ihm aufgenommene „Come Taste The Band“ ist weit besser als sein Ruf. Gerade der Weg, den die Band damals ging, hin zu mehr Blues und Soul lag dem US-Amerikaner richtig gut. Doch zuerst musste er sich einmal in das Material seines Vorgängers hinein finden, was bei der unterschiedlichen Spielweise schon schwierig war. Hatte man mit der Interpretation von David Coverdale am Mikro schon so seine Probleme, wurden die Songs noch weiter von Original entfernt.

„Burn“ lässt da noch wenig Raum für Interpretationen, zu Beginn zeigte sich die Truppe so schnell und bissig wie man sie liebte. Auch der Wechselgesang von Coverdale mit Basser Glenn Hughes weiß zu überzeugen. Doch schon in der Folge scheute man sich nicht, auch Titel vom seinerzeit aktuellen Longplayer einzubauen, die es durchaus mit den legendären Stücken aufnehmen können, gerade weil sie von der Formation gespielt wurden, die diese auch aufnahm.
Sind „Lady Luck“ und „Love Child“ noch geradlinig durchgezockt, so improvisiert man bei „Gettin´ Tighter“ munter drauf los. Doch ganz an die Magie der Jams mit Blackmore kommt der Fünfer hier nicht, zumal man doch ein bisschen zu sehr die funkigen Rhythmen bemüht, welche DEEP PURPLE nur bedingt zu Gesicht standen. Hier sprühen nicht so die Funken wie mit dem früheren Sechssaiter, es fehlt die Spontaneität, die Geistesblitze, womöglich war die Band in der Phase zu müde.

Den absoluten Gassenhauer bringt man dann richtig früh in einer einfachen Version, während man bei den Bonustracks eine längere mit Ausschnitten von „Georgia On My Mind“ am Start hat. Die drei Titel stammen von einem Konzert in Springfield von der selben Tour und überraschen mit dem MOLOCH-Cover „Going Down“. Danach jammen sich DEEP PURPLE erstmal so richtig ein, „Lazy“ mit tollem Keyboardsolo bildet den bestmöglichen Auftakt, bevor sich Bolin durch sein „Homeward Strut“ spielen darf.
Nach dem von Hughes gesungenen „This Time Around“ gibt es wie auf Platte mit „Owed To G“ das nächste Instrumental, bevor sich der gute Tommy beim Solo austoben darf. Hier fällt der große stilistische Unterschied zwischen ihm und seinem Vorgänger auf, denn ihm fehlt dieses klassische Element. Stattdessen zeigt er hier und auch in vielen anderen Momenten seine Nähe zu JIMI HENDRIX. Mit diesem hatten die Briten mit Ausnahme des Covers von „Hey Joe“ nun wirklich nicht viel gemeinsam.

Am Ende können weder das ebenso extensive „Stormbringer“ wie auch das traditionelle „Highway Star“ die Zuschauer von den Sitzen reissen. Die sind soundso wenig zu hören, gehen im Mix bis auf die Singalongs bei „Smoke On The Water“ völlig unter. Dabei ist die Qualität der Aufnahmen auch nicht unbedingt prickelnd, zwar authentisch, da nichts nachgearbeitet wurde, doch so manches Detail wird arg verwässert. Hier muss man ganz klar zu eben jenem in Japan aufgenommenen "Phoenix Rising“ raten, da auf dem mit „You Keep On Moving“ auch die beste Nummer dieses Line-Ups gebracht wurde. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 16
Spielzeit: 125:54 min
Label: EAR Music/Edel
Veröffentlichungstermin: 29.04.2016

 

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